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Das Museum Halle Saint Pierre würdigt in seiner aktuellen Ausstellung das Werk von Unica Zürn, einer Ikone des Surrealismus mit tragischem Schicksal, die zu oft im Schatten ihres Gefährten Hans Bellmer stand.

Durch ihren künstlerischen Werdegang fand Unica Zürn ihren außergewöhnlichen und einzigartigen Platz in der Bewegung des Surrealismus. Ihr graphisches und literarisches Werk, in Form von Anagrammen, automatischen Zeichnungen und Prosastücken, in denen Fiktion und Autobiographie verschimmen, ist geprägt vom Schicksal eines Lebens zwischen Delirium und Schöpfung.

Wie bereits Artaud bietet uns Unica Zürn einen Perspektive auf den inneren Wahnsinn. Die ekstatische Offenbarung der Erleuchtung, die ihr das innere Aufbäumen während ihrer Krisen verschafft, verleiht ihren Zeichnungen und Schriften einen Akzent von erschütternder Wahrheit.

Dennoch bewegt sich ihr Werk jenseits einer neuen Form der Subjektivität und erneuert, durch seine schöpferische Fruchtbarkeit und seine poetische Sprache, die Faszination des Verständnisses der Welt.

Unica Zürn wurde 1916 in Berlin geboren. Als Opfer einer aufreibenden Kindheit, gezeichnet von der Scheidung ihrer Eltern und dem Verlust des Elternhauses, muss sie sehr früh ihre Ausbildung beenden. Sie wird Archivarin, dann arbeitet sie als Dramaturgin bei der Ufa in Berlin.

1942 heiratet Zürn Erich Laupenmühlen und hört auf zu arbeiten. Zwei Kinder werden während des Krieges aus dieser Verbindung geboren. Das Paar lässt sich jedoch bereits 1949 wieder scheiden und Laupenmühlen heiratet seine Geliebte. Die Kinder werden dem Vater zugesprochen. Unica Zürn führt daraufhin ein Künstlerleben, verdient sich ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Zeitungsberichten und gewinnt Freunde im Künstlermilieu Berlins.

1953 lernt sie Hans Bellmer kennen. Es ist gegenseitige Liebe auf den ersten Blick. Sie verlässt Berlin und begleitet ihn nach Paris. Durch Bellmer lernt sie die Surreallisten kennen, unter ihnen: Jean Arp, André Breton, Meret Oppenheim, Max Ernst, Marcel Duchamp, Victor Brauner, Man Ray, Patrick Walberg, André Pieyre de Mandiargues, sowie Henri Michaux.

Sie verfasst ihre ersten Anagramme und macht automatische Zeichnunngen. Ihr erstes Buch, Hexentexte, mit 10 automatischen Zeichnungen und10 Anagrammen, erscheint 1954 in Berlin.

Das erste Tief zeigt sich 1957. 1962 beginnt sie mit der Arbeit an Der Mann im Jasmin (Untertitel: Eindrücke aus einer Geisteskrankheit) und beendet den Aufsatz 1966.

1967 beginnt und vollendet sie, anders als bei ihren früheren Werken, innerhalb weniger Tage die Erzählung Dunkler Frühling. Während der letzten acht Jahre ihres Lebens wird sie häufig ins Krankenhaus Wittenau in Berlin und noch öfter in Paris eingewiesen: Sainte Anne, Maison Blanche, La Rochelle, Clinique de La Chesnaie. Am 19. Oktober 1970 wird ihr eine Ausgangserlaubnis von fünf Tagen erteilt, um ihr Leben neu zu organisieren. Nach einem Tag ohne Zwischenfälle an der Seite von Hans Bellmer stürzt sich Unica Zürn aus dem Wohnungsfenster.

Erster zweisprachiger Katalog - Französisch-Englisch Im Rahmen der Ausstellung gibt das Museum Halle Saint-Pierre zusammen mit Editions du Panama einen Katalog heraus, der erstmalig in französisch und englisch einen Überblick über die Gesamtheit des Werkes von Unika Zürn gibt. Der Titel: Unica Zürn. Texte von Roger Cardinal, Victoria Appelbe, Barbara Safarova, Sepp Hiekisch-Picard, Martine Lusardy, Jean-Louis Lanoux.

Organisation der Ausstellung : Martine Lusardy, Direktorin der Halle Saint-Pierre

Pressetext

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Unica Zürn (1916-1970)
Dichterin, Schriftstellerin, Zeichnerin, Malerin
Kuratorin: Martine Lusardy