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Eröffnung: 15. Mai 2009, 19 Uhr

Urban Art ist allgegenwärtig. Ungefragt hinterlässt sie ihre Spuren und Zeichen im Stadtraum. Mit Stickern, Postern, großflächigen Wandgemälden und Schablonengraffiti erobert sie sich den öffentlichen Raum. Ihre Galerie sind die Straßen der Welt. Was mit Graffiti in den amerikanischen Großstädten der Ostküste vor nunmehr 40 Jahren begann, hat sich mittlerweile entscheidend weiterentwickelt. Auch wenn die meisten Aktionen immer noch anonym und illegal entstehen, handelt es sich doch nicht mehr ausschließlich um ein Phänomen der Jugendkultur. Viele Akteure haben sich von der Bildsprache des Graffiti-Writing emanzipiert und neue Ausdrucksformen erprobt. Mit subtilen und humorvollen, bisweilen auch offensiven Eingriffen in das Stadtbild versuchen sie eingeübte Sehgewohnheiten aufzubrechen. Ihnen geht es dabei in aller Regel nicht um die Beschädigung urbaner Infrastruktur, sondern um einen Dialog mit der Öffentlichkeit.

Die Spielarten der Urban Art sind vielfältig. Temporäre Aktionen, ungewöhnliche Objekte und Skulpturen, Schriftzüge und Characters werden als Stolperfallen in den visuellen Fluss der Stadt eingewoben. Die Möglichkeit, dass viele Passanten diese Eingriffe gar nicht wahrnehmen, an ihr vorbeigehen und übersehen, ist dabei bewusst einkalkuliert. Sie bilden damit ein subversives Gegengewicht zu der steten Präsenz von Werbung, die mit ihren blinkenden Bildern und verführerischen Kaufoptionen, den Alltag dominiert. Nicht nur in dieser Hinsicht ist Urban Art der Ausdruck einer kritischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Dimensionen von Stadt, die sich im Zeitalter der Globalisierung rasant und nachhaltig verändert.

In den letzten Jahren erlebte Urban Art einen regelrechten Hype. Zahlreiche Galerien und Museen organisierten weltweit Ausstellungen und die Werke der bekanntesten Vertreter erzielten auf Auktionen Höchstpreise. Was von den einen als Kommerzialisierung, Verlust an Authentizität und Verrat an den ursprünglichen Interessen angeklagt wird, begreifen viele Künstlerinnen und Künstler als eine neue Chance. Indem sie ihre Themen und Methoden in den geschützten Raum des Museums überführen, entwickeln sie ganz neue überraschende Ansätze. Aber was ist das für eine Kunst, die ihr angestammtes Terrain verlässt? Erfordern die Werke nicht die Stadt als Resonanzraum, als unmittelbaren Widerpart? Und ist eines der wesentlichen Kennzeichen von Urban Art nicht ihre Vergänglichkeit, ihre Spontaneität? Die Weserburg widmet sich diesen Fragen in einer groß angelegten Ausstellung, in deren Zentrum Werke der Sammlung Reinking stehen.

Der Hamburger Sammler Rik Reinking ist ein Überzeugungstäter. Bereits seit vielen Jahren begleitet er mit großer Leidenschaft und Intensität zahlreiche Künstlerinnen und Künstler der Szene. In seiner Sammlung sind heute einige der einflussreichsten Akteure mit repräsentativen Werken vertreten. Darunter finden sich so bekannte Namen wie Banksy (UK), DAIM (Deutschland), Brad Downey (USA), Os Gemeos (Brasilien), Shepard Fairey (USA) und Zevs (Frankreich). Die Ausstellung wird dabei um einige künstlerische Positionen und auch neue Werke ergänzt, die zum Teil speziell für Bremen konzipiert worden sind. Darüber hinaus sind künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum der Hansestadt geplant. Somit bietet die Ausstellung nicht nur einen Einblick in eine noch junge, ungewöhnliche Sammlung, sie ist zugleich Austragungsort der aktuellsten Entwicklungen einer unangepassten, sich im steten Wandel befindlichen Kunstform.

Ein engagiertes Rahmenprogramm mit Workshops, Stadtspaziergängen, Filmabenden und Diskussionen wird die Ausstellung ergänzen und so eine lebendige wie auch kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Urban Art anregen. Zudem erscheint ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen und lesenswerten Texten.

Die Ausstellungskonzeption wurde erarbeitet von Ingo Clauß, Kurator der Weserburg, Adrian Nabi, der als Initiator und Kurator der Berliner Backjumps Ausstellungen zu den weltweit besten Kennern der Szene gehört und dem Sammler Rik Reinking, der dem Museum bereits seit mehreren Jahren eng verbunden ist. Parallel zur Ausstellung realisiert der Kunstraum Kreuzberg / Bethanien auf Einladung des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentages (20. bis 24. Mai 2009) im Bremer Stadtraum das Projekt „Sign Seeing“. Neben einem hochinteressanten Veranstaltungsprogramm zur Urban Art wird der in Kopenhagen lebende Künstler Victor Ash alle vier Seiten eines Hochbunkers gestalten und damit ein weithin sichtbares Zeichen für eine lebhafte Auseinandersetzung mit der Kunst der Straße setzen.

Eine Zusammenarbeit mit Reinkingprojekte und dem Kunstraum Kreuzberg / Bethanien. In Kooperation mit dem 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag, 20. bis 24. Mai 2009 in Bremen. Besonderer Dank gilt den Museumsfreunden der Weserburg.

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Urban Art aus der Sammlung Reinking
REINKINGPROJEKTE Hamburg
Kurator: Ingo Clauß

Künstler: Akay , Akim , Ash , Herbert Baglione, Banksy , Blu , Boxi , Brad Downey, Bronco , Daniel Man, Dave the Chimp , Mark Jenkins, Miss Van , Mode 2 , Nug & Pike , Os Gemeos , Mirko Reisser (DAIM), Shepard Fairey, Space Invader , Swoon , DTagno , Tilt , Vitche , Heiko Zahlmann, ZEVS , Zezao