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Schulz Dornburg hat die ‚repräsentative‘ Ausstellungshalle zu einem sehr persönlichen Ausstellungsraum modelliert; sie hat deren Größe gebrochen, ohne einzuengen– im Gegenteil: sie hat die Wände geöffnet, um den Blick in eine nahezu grenzenlose Weite zu lenken. Sie hat den Raum mit Stationen ihres künstlerischen Lebens gleich: Schaffens besetzt, Station, die durch diese spezifische Bochumer Situation provoziert wurden. Die frühe Folge der Arkaden des Markusplatzes mit den durch Wind in der Sonne bewegten Vorhängen macht den Auftakt. Die Festigkeit der Architektur, das Tragen und Lasten erhält durch den Wechsel von Licht und Schatten eine nahezu immaterielle Leichtigkeit. Diese Bildauffassung findet sich in ihrem Abbilden von Landschaft wieder, die innerhalb menschlicher Wahrnehmungsmöglichkeiten unveränderliche Tektonik einer Landschaft verliert durch den Prozess der Betrachtung die Endgültigkeit.

In ihrer künstlerischen Biographie war ein gemeinsames Ausstellungsprojekt mit Mirosłav Bałka so bedeutsam, dass Schulz-Dornburg diese Begegnung erneut provoziert. Ein Motiv im Werk des polnischen Künstlers stellt die deutsch-polnische Geschichte während des Nationalsozialismus und die unterschiedlichen Perspektiven der gemeinsamen Erfahrung des Holocausts dar. Bałka ließ im Zusammenhang dieser Arbeit den Begriff ‚Dornenkrone‘ fallen, seine Kunst hat einen Verweisungscharakter ist aber nie illustrativ oder anekdotisch. In der Eisenskulptur, die Bałka aus der Abstraktion eines Wohnungsgrundrisses entwickelte, erfährt der Betrachter eine Desorientierung, befindet sich weder in einem Innen noch einem Außen.

Niemandslicht (Copyright: Kunstmuseum Bochum/Grosler 2011) Ein mit Worten nicht beschreibbarer Zwischenraum ist auch Schulz-Dornburgs Thema. Die authentischen, historisch und kulturell aufgeladenen Landschaften werden durch die Art und Weise ihrer Ablichtung zeit- und raumlos (so lässt das Licht keine Rückschlüsse auf Tages oder Jahreszeiten zu).

Eine weitere Markierung stellt die ‚Wort – Skulptur‘ von Lawrence Weiner innerhalb der Ausstellung dar. Sein Satz widersetzt sich funktionaler Logik, sprengt die Grenzen eindimensionalen Wahrnehmens und Denkens und provoziert so eine poetische Offenheit.

Obwohl oder gerade weil ihre Bilder geradezu streng konzeptuell komponiert sind, ermöglicht Schulz- Dornburg dem Betrachter eine individuelle Verortung in ihren Bildern und schafft ihm Raum für persönliche Assoziationen. Im Maße wie diese ‚seismographische Photographie‘ die Festigkeit der sichtbaren Oberfläche relativiert, besteht auch die ‚Chance oder Gefahr‘, für den Betrachter, sich in eigene, tief liegende Vorstellungen zu begeben.

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Ursula Schulz-Dornburg
Niemandslicht
Photographien 1973 - 2011