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Das Werk einer der international bedeutendsten Protagonistinnen der Medienkunst der Gegenwart wird mit einer umfangreichen Einzelausstellung in der Sammlung Essl gewürdigt. Einige Werke sind erstmals in Wien zu sehen. Die von Caroline Bourgeois kuratierte Wanderausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Centre National de la Photographie (CNP) in Paris und war bereits in Sevilla, Genf und in London zu sehen. Mit knapp 120 Exponaten gibt die Ausstellung einen Überblick über das Schaffen von VALIE EXPORT von 1967 bis heute.

Nach vier Jahrzehnten aktiver künstlerischer Arbeit besitzt die Künstlerin (geboren 1940 in Linz) nicht nur in den USA sondern mittlerweile auch in Österreich und international einen höchsten künstlerischen Stellenwert als eine der bedeutendsten Protagonistinnen der Medienkunst. In den 1980er und 1990er Jahren hatte sie mehrere Gastprofessuren in Europa und den USA inne; seit 1995 ist sie Professorin für Multimedia-Performance an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Mit ihren Performances, Fotografien, Installationen und Filmen hinterfragt VALIE EXPORT die Identität und Rolle der Frau/Künstlerin in der Gesellschaft, mediale Repräsentationssysteme sowie aktuelle soziale und kulturelle Zwänge. Die Künstlerin untersucht die Wirkungen und Effekte, die technische und elektronische Medien auf die Wahrnehmung der Menschen, auf ihre Kommunikation und sozialen Verhaltensformen ausüben. Die Ausstellung lässt sich nach sieben Werkgruppen aufschlüsseln. Beginnend mit den frühen Arbeiten, die sich mit der Identität der Künstlerin und ihrer Position in einer von Männern dominierten österreichischen Kunstszene der Nachkriegsjahre beschäftigen. 1967 ist die Geburtsstunde der Marke VALIE EXPORT. Die Künstlerin legt ihren bisherigen Namen, Waltraud Höllinger, ab, benennt die österreichische Zigarettenmarke SMART EXPORT für sich um und posiert damit auf sehr maskuline Art. Identitätswechsel, Rollentausch und Selbstporträts werden sich auch weiterhin wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten ziehen.

Aufsehen erregt die Künstlerin aber v.a. durch ihre spektakulären Performances der späten 1960er Jahre, die im Umfeld der "zweiten Generation" des Wiener Aktionismus entstanden sind. In der legendären Aktion mit Peter Weibel (Aus der Mappe der Hundigkeit, 1968) führte sie einen demütig auf allen vieren kriechenden Peter Weibel an der Leine spazieren. Die Aktion TAPP und TASTKINO, 1968, beinhaltet neben der Körper-Aktion auch eine von VALIE EXPORT neu verwendete Kunstform, jene des "Expanded Cinema" (erweitertes Kino). Das Medium Film wird durch neue Verfahren ersetzt und erweitert: eine vor die Brust der Künstlerin geschnallte Kartonkiste wurde zum Kinosaal, der nackte Oberkörper zur Leinwand. In ihren konzeptuellen Fotografien arbeitet die Künstlerin mit dem Fotoapparat ähnlich wie mit einer Videokamera und destabilisiert dadurch das Raum-Zeit-Gefüge.

Videoinstallationen, Projektionen und Filme sind eine weitere in der Ausstellung vertretene Werkgruppe von VALIE EXPORT. Gemeinsam mit Peter Weibel gehörte sie 1973 mit zu den ersten, die im Ausstellungskontext interaktive elektronische Konzepte erprobt und den Besuchern eine vorab definierte Aktion abverlangt haben. In Autohypnose, 1969/1973, kann der Besucher durch das richtige Abschreiten eines bestimmten Codes auf einer Bodenplatte einen Videorekorder mit einer Aufzeichnung applaudierender Menschen auslösen. Zudem werden zwei DVD-Kompilationen mit den wichtigsten Aktionsdokumentationen und Experimentalfilmen der Künstlerin in der Ausstellung gezeigt.

In den Körperkonfigurationen der frühen 70er bis 80er Jahre untersucht die Künstlerin die Grenzen zwischen dem menschlichen Körper und seinem Umfeld. Die innere Befindlichkeit ausdrückend schmiegt VALIE EXPORT ihren Körper beispielsweise an Hausecken, Stufen, Pfeiler und Landschaften. Mit frühen Zeichnungen, die auch als "Kinderzeichnungen" betitelt sind, ist ein eher selten gezeigter Werkblock der Künstlerin in der Ausstellung vertreten. "Ich hatte nicht die Absicht in die Vergangenheit zurückzukehren, sondern wollte im Gegenteil das Kind parodieren, in kindlicher Manier zeichnen und ein wenig Feminismus hineinlegen." (VALIE EXPORT)

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VALIE EXPORT – Eine Werkschau
Kuratorin: Caroline Bourgeois