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Bei dem Fotoprojekt Schwestern im Westen handelt es sich um eine Portraitserie der Lette-Absolventin Verena Jaekel über 17 junge muslimische Frauen aus Berlin. Die Intention dieser Arbeit ist es Muslime einmal anders zu zeigen, als sie sonst in den Medien dargestellt werden. Diese Frauen tragen das Kopftuch aus freiem Willen, selbstbewusst und aufgrund ihres religiösen Glaubens. Ihre Entscheidung wird jedoch nicht immer geachtet oder akzeptiert, sondern vielmehr mit Misstrauen und Unverständnis betrachtet. Verena Jaekel möchte das Klischee hinterfragen, dass Frauen, die ein Kopftuch tragen, dies nur unter Zwang tun, entweder unterdrückte Opfer oder fanatische Fundamentalistinnen sind. Obwohl die Idee dieser Arbeit schon lange vorher bestand, gewinnt sie durch die zur Zeit geführte Kopftuchdebatte, aber auch durch die seit dem 11. September anhaltende Islam-Feindlichkeit an Aktualität.

In der projekt-begleitenden Videodokumentation von Verena Jaekel, Jasmin Steigler und Lisa Malich nehmen die portraitierten Frauen einen Perspektivwechsel vor. Anstatt wie so häufig von Außen beschrieben zu werden, stellen sie nun ihre eigene Sicht zu Emanzipation und vor. Sie sprechen über ihr Leben, ihren persönlichen Bezug zum Kopftuch und die oftmals befremdlichen Reaktionen der "deutschen Leitkultur" auf eben dieses.

Das Fotoprojekt _geduldet. umfasst 10 Portraits jugendlicher Flüchtlinge, die zur Zeit mit einer Duldung in Berlin leben. Losgelöst von klischeelastigen Flüchtlingsfotos, werden die Jugendlichen in einer ästhetisierten, der Modefotografie entlehnten Bildsprache gezeigt. Diese Darstellung befremdet und verdeutlicht so den Kontrast zu der extremen Lebenssituation – der „Zwischenstation“ Deutschland – in der sich diese jungen Menschen befinden. Geflohen aus einem Land, das kein sicheres Leben bot, wartet hier das Leben mit einer Duldung: Ein Leben im drei-Monats-Rhythmus, in ständiger Angst vor der Abschiebung, wenn diese Frist abgelaufen ist. Die Absicht dieser Arbeit ist, die beklemmende Lebenssituation der Minderjährigen aufzuzeigen, die im völligen Gegensatz zu den Bedürfnissen der Jugendzeit steht, einer Zeit voller Veränderung und mit der Sehnsucht nach Sicherheit.

Die Fotografin Verena Jaekel legt auf sensible Art und Weise den Finger auf gesellschaftliche Wunden und verbindet still, aber eindrucksvoll und vor allem ganz ohne Worte Thematiken wie Fremdenfeindlichkeit, Abschiebung, rassistische Klischees mit Erzählungen von Individuen, Träumen und Hoffnungen.

Begleitend zur Ausstellung wird am Sonntag, den 27. Juni eine Diskussionsveranstaltung zur so genannten Kopftuchdebatte mit der Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Cornelia Reinauer (PDS), der Künstlerin und anderen VertreterInnen von politischen und kulturellen Gruppen stattfinden.

Verena Jaekel, geb. 1980 in Bergisch Gladbach, seit 2001 in Berlin. 2001-2004 Ausbildung am Lette-Verein in Berlin, Fachrichtung Fotodesign.

Pressetext

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Verena Jaekel - Schwestern im Westen / _geduldet
Fotografie, Dokumentation & Diskussion