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Vor dem Hintergrund der internationalen Herbstkunstmessen thematisiert der Berliner Künstler Via Lewandowsky die immer stärker werdende gesellschaftliche Funktion von Kunst. Mit seiner Soundinstallation "Applaus" ruft der 1963 in Dresden geborene Künstler die Illusion eines großen Publikums hervor, das einer unsichtbaren Ausstellung applaudiert. Kritik erschöpft sich in Huldigung und Belobigung. Kunst ist zum Anlass für gesellschaftliche Ereignisse geschrumpft und genügt als Vereinbarung. Als Claqueure wählte Lewandowsky Personen aus dem unmittelbaren Umfeld der Kunst: Sammler, Kuratoren, Kritiker, Museumsdirektoren und Kulturpolitiker.

Die Installation besteht aus 96 Konzertlautsprechern. Sie bespielen alle 11 Räume auf zwei Etagen des Hauses am Waldsee. Von einer zentralen computergesteuerten Anlage aus werden die Aufnahmen von jeweils einer applaudierenden Person geloopt, verdoppelt und in unterschiedlichen Längen an- und abschwellend als Symphonie wiedergegeben. Das "Beifallorchester" verdichtet Lewandowsky von Zeit zu Zeit, indem er jedem Lautsprecher eine oder mehrere Personen zuweist. Dazwischen bespielt er aber auch immer wieder nur einzelne Lautsprecher, die so dialogische Sequenzen, Stille oder kleine oder größere Gruppen bilden. Als Höhepunkt füllt der tobende Beifall aller "Anwesenden" das gesamte Haus.

Lewandowsky ignoriert in den mit Veranstaltungstechnik ausgestatteten Räumen bewusst die museale Konvention des Gegenüber von Betrachter und Kunstwerk. Der Betrachter befindet sich inmitten einer technischen Installation. Alle Lautsprecher, Kabel und die Steuertechnik bleiben sichtbar.

Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Katja Blomberg. Es erscheint ein Katalog.

Kurzbiografie des Künstlers Via Lewandowsky studierte von 1982 bis 1987 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. 1991/92 ist er Stipendiat am PS1 in New York, 1994 studiert er am Banff Centre for the Arts in Kanada. 2008 erhält Lewandowsky ein Stipendium der Villa Aurora in Los Angeles. In den letzten Jahren nahm er an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil, unter anderem an "documenta IX" (1992), "The body and the East", Ljubljana (1998), "Crossroads", Madrid (2000), "Le Tribù dell'Arte", Rom (2001), "The Unthinkable: Fear of Joy", Sydney (2003) und "Berlin-Moskau/Moskau-Berlin", Moskau (2004). Die 2006 für die Gruppenausstellung "Anstoß Berlin" im Haus am Waldsee entstandene Skulptur "von hinten" aus zwei ineinander verkeilten Gartenhäuschen zeigte der Künstler im vergangenen Jahr im Kemper Art Museum, St. Louis. Seit 2000 konzipiert Lewandowsky auch Ausstellungen, die sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft bewegen wie "Kosmos im Kopf" (Deutsches Hygiene-Museum Dresden, 2000) und "Das Hotel" (Landesausstellung 05, Salzlager Hall/Tirol, Österreich, 2005). Für seine oft kritischen und provokanten Werke erhält er mehrere deutsche Kunstpreise, darunter den Kritikerpreis 2005. Via Lewandowsky lebt und arbeitet in Berlin.

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Via Lewandowsky - Applaus
Soundinstallation im Haus am Waldsee - Ort internationaler Gegenwartskunst
Kurator: Katja Blomberg