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Konzeptuell und stilistisch verteilt auf Oskar Schlemmers Triadisches Ballett und Antonin Artauds Theater der Grausamkeit, über Brechts Episches Theater und den Verfremdungseffekt bis hin zu Lars von Triers Dogville und Robert Lepages Geometrie der Wunder, spürt diese Ausstellung in ihrer gründlichen Erforschung der Künstlichkeit und der Illusion einer Archäologie der Bühne und des Film-Sets nach.

Das Träumen (ein Feld der Projektion) und die Inszenierung (ein Raum der Selbstausbildung) verschmelzend, zielt diese Ausstellung darauf ab, die Subjektivität under construction zu analysieren - in einem Prozess, während der Proben, beim Mastering, bevor sich die endgültige Performance ereignet. Sie ist eine Studie der Mechanismen der Illusion und imaginierter Wirklichkeiten mit einem Hauptaugenmerk auf den Begriffen der Theatralität, des Performativen und der Mise-en-Scene. Wie werden Konventionen verhandelt? Wie wird die Künstlichkeit ausgespielt in einem Drama authentischer Gesten und Intentionen? Wie wird der Glaube geboren und ausgesprochen an der Kreuzung zwischen direktem und vermitteltem Verhalten, zwischen dem Realen und virtuellen Umgebungen?

In ihrer Aneignung von Mieke Bals Betrachtung der Theatralität als Form, Medium oder Praxis, in der das Objekt der kulturellen Analyse eine Begegnung zwischen (ästhetischer) Kunst/(ästhetischem) Kunstwerk und (sozialer) Wirklichkeit performt, stellt diese Ausstellung die Mise-en-Scene in einen neuen Kontext: als Form kollektiver Rezeption, als Vermittlung zwischen einem Stück und der multiplen Öffentlichkeit. Sie beabsichtigt auf die Verbindung zwischen Mise-en-Scene und Subjektivität, wie sie sich im Bereich des Traumes offenbart, hinzuweisen: Im Sinne von Mieke Bal stellt sie sich die Frage, was uns Träume über Inszenierung, oder Inszenierungen über Träume sagen können; welches Träumen sich in den Beispielen der Mise-en-Scene auf der Bühne oder mittels der Bühne ereignet. Das Imaginäre und das Traumartige verflechten sich mit dem Unwirklichen und dem Konventionellen, wie im ortsspezifischen Post-Studio-Film Dogville, wo das freudianisch-unheimliche Feld der kritischen Imagination sich mit Traumräumen und Brechtschen Strategien der Sabotage des Wirklichkeitseffekts verbindet.

Theater/Theatralität sowie der Film/das Filmische werden beide als Gegensatz zwischen Gegenstand und einer bestimmten Stilistik betrachtet. Daher setzt sich die Ausstellung zum Ziel die Bedingungen des (bewegten) Bildes in seiner fließenden Oszillation zwischen theatralischer Ruhe, aufgehobener Bewegung in der Dia-Projektion, und filmischem Fluss zu erforschen. Durch ihre Einsicht in die Produktion eines Spektakels untersucht sie die Intensität der Aufmerksamkeit und den Status zeitgenössischen Zuschauens. Mit Bezug auf Jack Smiths Flaming Creatures und Alain Resnais Letztes Jahr in Marienbad konzentriert sich Videodreams: Zwischen Cinematischem und Theatralischem auf die neuesten Video-Environments und Multi-Screen-Installationen. Die Ausstellung als solche ist im neuen, von Peter Cook und Colin Fournier gestalteten Gebäude des Kunsthaus Graz ein in gewisser Hinsicht stark ortsspezifischer Event. Mit ihrer hochentwickelten Theatralität drängt die ungewöhnliche biomorphe Architektur des Kunsthauses Aspekte des performativen Raumes geradezu in den Vordergrund. Auf ihrer Suche nach einem neuen Kontext für die Betrachtungsbedingungen der videobasierten Arbeiten und auch im Bestreben neue Publikumsschichten zu erreichen, soll die Ausstellung auch ihren performativen Raum insofern ausdehnen, als das Kunsthaus vor hat, Videoarbeiten außerhalb seines eigenen Territoriums und an anderen Schauplätzen in Graz, wie etwa dem Schauspielhaus, dem Schubertkino und der Mausoleumskirche - zu inszenieren. Pressetext

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Videodreams - Zwischen Cinematischem und Theatralischem
mit Arbeiten von Oskar Schlemmer, Antonin Artaud, Lars von Trier, Robert Lepage, Artur Zmijewski, Sharon Lockhart, Barabra Bloom, Catherine Sullivan, u.a.