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In dieser bislang größten und wohl auf Jahrzehnte hinaus wichtigsten Vivienne-Westwood-Ausstellung (so die FAZ) gehen die Uhren anders: wenn man die Ausstellung betritt läuft über dem Eingang eine Uhr rückwärts. Es ist die Uhr, die über ihrem ersten Laden tickte. Wenn man aus der Ausstellung zurückschaut, läuft die Uhr richtig herum. In Westwoods Welt, soll das heißen, ist alles in Ordnung.

Zuerst kam der Punk. Sie erfand mal eben den Bondage-Anzug mit Schnallen und Gurten um den Körper. Sie bedruckte T-Shirts mit Anti-Phrasen ("Only Anarchists are Pretty"), mit nackten Brüsten, mit kombinierten Haken- und Christuskreuzen. Sie garnierte die Hemdchen mit aufgenähten Hühnerknochen. Sie schnitt Minikrawatten aus Leder, die mit Reißverschluß zu öffnen waren, so daß ein Pin-up-girl herauslugt. Sie freute sich täglich an ihren Geschmacklosigkeiten und ließ sich von Bikerleder fast so sehr anregen wie vom sadomasochistischen Striemengewerbe.

Dann wurde ihr der Punk zu langweilig. Sie stieg in die Archive ein und dachte das Alte neu. Sie orientierte sich am französischen Rokoko, ahmte die Zeichnungen des François Boucher von Madame Pompadour nach, nahm sich den traditionellen Harris- Tweed vor und wickelte sich ihn so lange zurecht, bis der Männerwerkstoff weiblich aussah, blickte dann wieder auf Christian Dior zurück und schuf geradezu klassische Tailleurs mit dem gewissen Twist, brachte Piraten-, Harlekin-, Land-, Abend- und Jeans-Kollektionen heraus. Langeweile war nie das Programm: Miniröcke, Bustiers, Korsagen brachen die Tradition auf unerhörte und manchmal auch häßliche Weise.

Bis vor wenigen Monaten war sie Professorin in Berlin und inspirierte den Nachwuchs. Die Ausstellung fasst die wichtigen Schritte ihrer Karriere thematisch zusammen, überrascht mit fetzigen Videos von Catwalks und setzt Themen und Stimmungen dramatisch um. Schuh-, Hut-, Accessoire- und natürlich Kleider-Modelle sind im Stil-Ambiente zusammengestellt. Mode wird als Gefühl erlebbar.

Vivienne Westwood sagt selber zu Ihrer Ausstellung »Wir haben versucht, den Geist in die Flasche zurückzuholen und mussten uns dabei auf das Wichtigste konzentrieren. Im Mittelpunkt stehen also meine Damenmoden der letzten 33 Jahre.« Zur Ausstellung ist ein deutschsprachiger, reichbebildeter Katalog erschienen.

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Vivienne Westwood: Prinzessin Punk