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Zeitgleich mit der Ausstellung „PETER WEIBEL MEDIAPOET“ präsentiert die Galerie Henze & Ketterer in ihrem Kunst-Depot die Medieninstallation „ESCAPE Porträtinstallation Peter Weibel“ des Frankfurter Künstlers Vollrad Kutscher.

"ESCAPE" ist das Ergebnis unzähliger Gespräche und Auseinandersetzungen mit dem Künstler und Kunsttheoretiker Peter Weibel. Vollrad Kutscher inszeniert sein Porträt sowohl mit klassischen Materialien wie auch mit computerbearbeiteten Bildern, Lichtprojektionen, Videosequenzen, Fotografien und Klängen.

Auf im Raum verteilten Monitoren sind zehn Videosequenzen zu sehen, die in Peter Weibels unmittelbarer Umgebung entstanden und sich zum Teil auf seine Performances aus den 1970er Jahren beziehen. Für diese Endlosvideos schuf Hubert Machnik eine spezielle Klang-Komposition, die den Betrachter umgibt.

Im Zentrum von „ESCAPE - Peter Weibel“ steht eine geschwungene Form „Leib“ genannt. Auf diesen „Leib“ wird ein Wassertropfen projiziert, der auf einer Herdplatte tanzt und langsam verkocht. Titelgebend ist ein überdimensionales Foto, das einen Hautausschnitt mit einer eingewachsenen Escape-Taste zeigt. Dazu kommen in der Installation zehn von Peter Weibel ausgewählte "Leuchtende Vorbilder", vier farbige, anamorphotisch gemalte "Lichtporträts" enger Freunde Weibels und weitere Elemente.

Umgeben von verschiedenen, sich unabhängig voneinander bewegenden Projektionen und Objekten findet sich der Besucher in einem Raum, dessen Bedeutung und Bezüge er immer wieder neu zusammensetzen kann.

Auch diese Ausstellung wird vom Berner Kulturphilosophen und Spezialisten für Neue Medien Gerhard Johann Lischka kuratiert.

Die von Vollrad Kutscher Anfang der 80er Jahre entwickelte Form der Porträtinstallation ist eine Fortführung und Erweiterung der klassischen Porträtdarstellung, aber neben bekannte Materialien und Techniken treten computerbearbeitete Bilder, Lichtprojektionen, Videosequenzen, Fotografien, Klang, etc., die den Betrachter gleichzeitig im Raum umgeben. Die Definition vom Gegenüber als autonomem Individuum - als Unteilbarem - wird in der Porträtinstallation durch das heteronome Multividuum abgelöst.

Zentrales Element der Porträtinstallation „ESCAPE - Peter Weibel" ist eine geschwungene Form, „Leib" genannt, mit der dazugehörigen Videoprojektion „Swinging drop". Das Video zeigt einen Wassertropfen, der auf einer Herdplatte tanzt und langsam verkocht.

10 „Leuchtende Vorbilder" - auf Glaskappen gemalte Miniaturporträts berühmter Persönlichkeiten, als Licht- und Schattenbilder auf die Wand projiziert, verweisen auf das geistige Profil Peter Weibels.

Vier „Lichtporträts" seiner engsten Vertrauten treten hinzu. Das Licht fällt durch verzerrte Porträtmalereien auf Glasscheiben (Anamorphosen), lässt aber unverzerrte, farbige Abbildungen an der Wand über den Sockeln erscheinen.

Das Foto eines Hautausschnittes mit einer eingewachsenen Escapetaste, sowie eine sich drehende Büste auf einem Sockel mit der Videoprojektion des sich drehenden Modells sind weitere Elemente.

Für 10 verschiedene Endlosvideos schuf Hubert Machnik eine spezielle Komposition, die den Betrachter umgibt. Die einzelnen Soundtracks sind so aufeinander abgestimmt, dass sie sich bedingt durch Wiederholung und Verschiebung der Klangelemente, immer wieder neu zu einem Gesamten zusammensetzen.

Die Videosequenzen sind haut- und körpernah in Weibels unmittelbarer Umgebung entstanden. Einige beziehen sich auf eine Rasurperformance Weibels aus den 70ern. Ihre Arbeitstitel sind: Weibeltisch, Weibelschlaf, Heldenbrust, Rasurgott, Bürokopf, Pinsel, Tropfen-Sterne, Tenniskopf, Drehkopf, Hauch.

Bedeutende Veränderungen in unserer Welt führten in der Vergangenheit zu neuen Auffassungen von uns selbst und damit auch zu neuen Ausdrucksformen und Techniken in der Kunst.

In der Porträtinstallation ESCAPE steht Peter Weibel als Modell für das aktuelle Spannungsverhältnis zwischen realer und virtueller Welt, Materialität und Immaterialität, Körper und Geist, irdischer Begrenztheit und der Vorstellung von ewiger Information.

Kurzbiographie Vollrad Kutscher

Vollrad Kutscher gilt als einer der vielseitigsten Künstler unserer Zeit. 1945 in Braunschweig geboren, studierte er zunächst Kunsterziehung in Mainz. Seit den frühen siebziger Jahren arbeitet der in Frankfurt am Main lebende Künstler vornehmlich auf dem Gebiet der Performance und der Aktion. Sein künstlerisches Vokabular umfasst Fotografie, Fotogramm, Licht- und Videoprojektion, Skulptur, Klanginstallation, Film- und Performance, wobei er mit spielerischem Witz die einzelnen Felder miteinander verbindet. Seine Hauptthemen kreisen um das Bild des Menschen, um Selbstvergewisserung, Identität, Individualität, Ethik, Schönheit und Moral. Als Grund menschlicher Existenz geht Vollrad Kutscher von der Erfahrung des Mehrschichtigen, des Nichteindeutigen und Unperfekten aus. Nach Lehraufträgen in Würzburg, Zürich, Lüneburg, Kassel und Offenbach hatte er Gastprofessuren in Kassel und Giessen.

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Vollrad Kutscher
ESCAPE-Porträtinstallation Peter Weibel (2004)
Kurator: Gerhard Johann Lischka