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VERANSTALTUNGEN
im Rahmen der Ausstellung

»Plakate gegen Rassismus - Visuelle Dimensionen von Rassismus und Solidaritaet« – Workshop mit Bernd W. Plake
Montag, 12. Maerz 2018, ab 18 Uhr
Workshop fuer Jugendliche und Erwachsene

»Stammtischkaempfer*innen – Seminar « – Workshop mit Teamern von »Aufstehen gegen Rassismus«
Freitag, 16. Maerz 2018, 11 – 17 Uhr
Workshop fuer Erwachsene

»Stadt, Rad, Kunst!« – Workshop mit Anna Prinz
Samstag, 17. Maerz 2018, 11 – 14 Uhr
Workshop fuer Kinder von 7 bis12 Jahren

»Kann Kunst mutig sein?« – Philosophieren ueber Mut mit Mona Harry
Sonntag, 25. Maerz 2018, 15 – 16.30 Uhr
Workshop fuer Kinder von 6 bis 12 Jahren

»Mitglieder fuehren« – mit Florentine Muhry
Mittwoch, 28. Maerz 2018, 18 Uhr

»Kunst und Kuchen« Spezial Filmvorfuehrung von »Hannah Arendt - Denken und Leidenschaft« (Jochen Koelsch, 2006)
und »Guenter Gaus im Gespraech mit Hannah Arendt« (1964)
Sonntag, 8. April 2018, 16 Uhr

AUSSTELLUNG

Vom Handeln

Mit Arbeiten von Will Benedict, Bernadette Corporation, Stephan Janitzky, HC Playner, Puppies Puppies, Ulla Rossek und Diamond Stingily

11.03.2018 - 08.04.2018
Eroeffnung: Samstag, 10.03.018 19:00 Uhr
Ort: Halle fuer Kunst Lueneburg, Reichenbachstrasse 2, 21335 Lueneburg

20 Uhr: Filmvorfuehrung von Bernadette Corporation, „Get Rid of Yourself“, 2003

Die Gruppenausstellung „Vom Handeln“ stellt eine gedankliche Fortfuehrung der 3-teiligen Ausstellungsreihe dar, die 2016/2017 in der Halle fuer Kunst gezeigt und in der sich den Begriffen „Fantasie“, „Ausdruck“ und „Authentizitaet“ gewidmet wurde. Hintergrund war der Versuch, für jene Aspekte Begriffe zu finden, die an kuenstlerischen Arbeiten interessant sind. Also positiv zu benennen, was denn nun eigentliche die Aspekte sind, die auf Interesse und Resonanz stoßen, und nicht nur in einer Negation zu formulieren, dass sich manch zeitgenoessische Kunst zu sehr im Durchdeklinieren von Referenzen, im Aufrufen eines kritischen Impetus, in einem Diskurs geschulten Vokabular oder in einer glatten Oberflaeche erschoepft. Erstaunlicherweise rueckten dabei vor allem Begriffe ins Blickfeld, die vornehmlich als obsolet und reaktionaer gelten („Fantasie“, „Ausdruck“ und „Authentizitaet“). Was jedoch insofern interessant war, als sich postwendend die Frage stellte, ob sich diese Begriffe nicht auch jenseits eines klischeehaft-essenzialisierenden/substanzialisierenden Verstaendnisses für zeitgenoessische Kunst nutzbar machen ließen. Und wenn ja, wie?

Wurde in den vergangenen Jahren zu Recht eine Kritik an entleerten kritischen bzw. politisch engagierten Kunstpraktiken immer vehementer, die sich nicht zuletzt in einem verstaerkten Interesse seitens zeitgenoessischer Kuenstler*innen am Uneindeutigen, Fantastischen, Surrealen, Poetischen, Magischen und Abjecten zeigt - in einem Begehren also, kuenstlerische Praktiken eben nicht mehr bruchlos an Diskurse, Referenzen oder Politiken anzubinden -, scheint die Gemengelage mittlerweile jedoch komplizierter. Zwar sieht sich das Aufrufen von Momenten wie „Fantasie“, „Ausdruck“ und „Authentizitaet“ nicht mehr gleich dem Generalverdacht ausgesetzt, einem hoffnungslos altbackenen Kunstbegriff zuzuarbeiten, doch gilt es nun Sensibilitaeten dafür zu entwickeln, dass sich im Zuge einer Kritik am „Politischen als Stil“ (James Meyer) bzw. einer „Mainstreamisierung von Kritik“ (Helmut Draxler) nicht eine „Neue Empfindsamkeit“, gleichsam eine „Intensitaet als Stil" einschleicht.

Auch wenn diese Gefahr - quasi als sich bereits am Horizont abzeichnender Schatten dieser neuen Empfindsamkeit oder Innerlichkeit oder Dringlichkeit zeitgenoessischer kuenstlerischer Praktiken - im Rahmen der 3-teiligen Ausstellungsreihe schon mitgedacht und mitformuliert wurde, soll diesen Ueberlegungen nun Raum gegeben und mit der aktuellen Ausstellung das Motiv des „Handelns“ in den Fokus gerueckt werden. „Handeln“ hier jedoch nicht verstanden als „Praxis“, sondern im Sinne Hannah Arendts Ueberlegungen zur „Vita activa - Zum taetigen Leben“, welches sich in einem Weltbezug, d.h. in einem Interesse fuer bzw. Sorgen um die Welt ereignet. Wobei sich hier wiederum auch von dem, in Reaktion auf die aktuelle weltpolitisch-gesellschaftliche Lage neuerlich an allen moeglichen Ecken des Kunstfeldes (erneut) immer lauter werdendem Ruf nach dem „Politischen“ in der Kunst abzugrenzen ist. Schleicht sich doch so wieder eine Vereinnahmung bzw. Indienstnahme von Kunst ein - naemlich verantwortlich zu sein, einen (politischen) Beitrag zu leisten -, der sie weder gerecht werden kann noch muss. Denn die Vorstellung, Aufgabe der Kunst sei es „politisch“ zu sein, ist nicht nur aeußerst idealistisch aufgeladen, auch kann Kunst gar nicht politisch radikal sein, da sie ansonsten Politik und nicht mehr Kunst waere. Wolle sie naemlich politisch sein, so muesse sie die Dinge derart vereinfachen, dass sich jegliche Komplexitaet aesthetischer Erfahrung aufloese. Sie waere dann paedagogisch oder agitierend. Auch waere eine solche In-Eins-Setzung von Kunst und Politik brandgefaehrlich, denn, mit Christoph Gurk gesprochen, geht mit der Adressierung und Simulation des Politischen die Gefahr einher, dass diese zum Agenten einer massiven Entpolitisierung werde und zu einem „Ventil, das erlaubt, die Systeme umso effektvoller am Laufen zu halten“. Engagierte kuenstlerische Praktiken sind naemlich meist an kein konkretes politisches Subjekt und keine konkrete Situation gebunden, sondern kulminieren lediglich in einer „romantische(n) Idee (...) der permanenten Revolutionierung“ (Helmut Draxler). Revolution immer und nirgends, sozusagen.

Hinter all diese Ueberlegungen zum Verhaeltnis von Kunst, Politik und Engagement soll und darf nicht zurueckgefallen werden. Dennoch versteht sich die Ausstellung keinesfalls als eine ueber Kunst und Politik. Ihr Anliegen ist es nicht, ein Bild davon zu entwickeln, wie „gute“ oder „zeitgemaeße“ „politisch engagierte“ Kunst aussehen koennte; wie sie auch keinerlei Interesse daran hat, Kunst ueberhaupt in Kategorien aufzuteilen bzw. solchen zuzuordnen. Sehr vielmehr gruendet auch sie - wie die gesamte Ausstellungsreihe - in einem Nachdenken über kuenstlerische Praxis im Allgemeinen und in dem Versuch jene Momente zu fassen, die an kuenstlerischen Arbeiten interessant sind. Wenn hier der Blick auf die auszulotende Ambivalenz zwischen dem Aesthetischen und dem Engagement faellt, auf das Changieren zwischen beiden Polen also, welches im besten Falle nicht still zu stellen ist, ist damit zugleich benannt, warum das Moment des „Handelns“ als gedankliche Fortfuehrung eines Nachdenkens über „Fantasie“, „Ausdruck“ und „Authentizitaet“ gedacht werden kann; aber auch, warum in der Ausstellung selbst kuenstlerische Positionen gezeigt werden, die sich zwischen den Polen Aesthetik/Poetik und Engagement bewegen und, wie Hannah Arendt sagen wuerde, darum ringen, sich zur Welt in Bezug zu setzen.

Die Ausstellung wird grosszuegig gefoerdert durch das Land Niedersachsen, den Lueneburgischen Landschaftsverband, die Sparkassenstiftung Lueneburg und die Hansestadt Lueneburg. Das Vermittlungsprogramm wird ermoeglicht durch das Land Niedersachsen, die LAGS, die VGH-Stiftung, die Lueneburger Buergerstiftung, die Lotto-Sport Stiftung, den DGB und die IG-Metall.