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Die Ausstellung "Vor 100 Jahren. Rodin in Deutschland" gibt in einzigartiger Weise Gelegenheit, in jene Faszination einzutauchen, die um 1900 von den Werken Auguste Rodins in Deutschland ausging - in jener Zeit, in der der 60-jährige Künstler seine großen internationalen Triumphe feierte. Die zusammen mit dem Musée Rodin in Paris und dem Bucerius Kunst Forum Hamburg konzipierte Ausstellung von rund 70 Skulpturen macht vor allem die radikale Neuheit und Modernität seines Schaffen deutlich.

Fragmentarische Figuren und unterschiedliche Stadien von Entwürfen werden in seinem Verständnis zu vollendeten Arbeiten, der Torso wird zum autonomen Kunstwerk. In neuer Weise verband Rodin die Bewegung der Figuren mit der Bewegtheit ihrer plastischen Modellierung und schuf Oberflächen, die mit Licht und Schatten spielen. Besonders unkonventionell ist auch Rodins Auswahl der Materialien: Arbeiten in weißem Gips stehen gleichwertig neben den traditionellen Materialien Bronze und Marmor.

Wie kaum ein anderes Museum ist die Dresdner Skulpturensammlung mit dem Bildhauer Auguste Rodin (1840-1917) und seinem Werk verbunden: Als erstes deutsches Museum erwarb sie 1894 ein Werk von Rodin. Mit "Der Denker" gelangte 1904 eines seiner Hauptwerke nach Dresden und noch heute befindet sich hier der umfangreichste Bestand an Plastiken Rodins in Deutschland.

Erst jetzt, nach der aufwändigen Renovierung des 1894 von Cornelius Lipsius errichteten und 2005 nach umfassender Sanierung wiedereröffneten Ausstellungsgebäudes an der Brühlschen Terrasse, ist es möglich, Rodins Plastiken in einer Atmosphäre zu präsentieren, die jener der Pionierzeit der Ausstellungen um 1900 nahe kommt. Die Ausstellung atmet die Atmosphäre der großen internationalen Kunstausstellungen der Jahrhundertwende. Das natürliche Oberlicht entspricht in idealer Weise der Lichtsituation, die Rodin für seine Werke bevorzugte. Seine Plastiken entfalten hier eine besonders lebendige und räumliche Wirkung.

Die Skulpturen werden durch 20 Aquarelle und Zeichnungen Rodins sowie 50 frühe Photographien von Eugène Druet ergänzt. Darüber hinaus dokumentieren zahlreiche Briefe und Erinnerungsstücke die Verbindungen Rodins zu den großen deutschen Museen und privaten Sammlern.

Zwei Überraschungen außer Katalog widmen sich Beispielen der Rezeption Rodins in Deutschland um 1900 und nach 1945. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird Max Klingers 1904 entstandene, von Rodin inspirierte monumentale Marmorskulptur "Das Drama" wieder zu sehen sein. Erstmals in den Dialog zu Rodins Werk tritt außerdem eine Auswahl verschiedener Plastiken, die nach 1945 im Osten Deutschlands entstanden. Bildhauer wie Wieland Förster, Wolfgang Kuhle oder Werner Stötzer haben sich nachhaltig mit dem OEuvre Rodins auseinandergesetzt. Als richtungweisend erwiesen sich das Festhalten am Thema der menschlichen Figur, der Torso, die Belebung der Oberflächen sowie die Mehrdeutigkeit und der Eindruck des Unvollendeten. Damit gibt die erste umfangreiche Rodin-Ausstellung in Dresden seit 100 Jahren auch eine Anregung zur Diskussion eines wichtigen Aspektes der Plastik in der neueren deutschen Kunstgeschichte.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog: Vor 100 Jahren. Rodin in Deutschland, Ausstellungskatalog des Bucerius Kunst Forums und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung, hrsg. von Heinz Spielmann u. Ortrud Westheider, Hamburg / Astrid Nielsen und Moritz Woelk, Dresden, Hirmer Verlag München 2006.

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Vor 100 Jahren. Rodin in Deutschland
Auguste Rodin
Kooperation: Musée Rodin, Paris; Bucerius Kunst Forum, Hamburg; Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Ort: Ausstellungsgebäude an der Brühlschen Terrasse (Lipsius-Bau)

Stationen:
18.02.06 - 25.05.06 Bucerius Kunst Forum, Hamburg
10.06.06 - 13.08.06 Staatliche Kunstsammlungen Dresden