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In der Ausstellung „vorstellen . formulieren, Sprache als Modell der Wirklichkeit“ im K3 Project Space zeigt die Gastkuratorin Susanne Sauter verschiedene künstlerische Positionen welche mittels unterschiedlichen Medien das Spannungsfeld zwischen gesprochener und künstlerischer Sprache bespielen. Die gezeigten Positionen thematisieren die Grenzen, Schwierigkeiten, und Unzulänglichkeit sowie die Unfähigkeit der adäquaten Anwendung von Sprache. Sich zu verstehen geben, eine Sprache zu finden, komplexen Vorstellungen eine Form zu verleihen, ist eine permanente Herausforderung. Die vor den Kunstwerken stehenden Betrachter und Betrachterinnen sind mit genau diesem Wunsch konfrontiert: die Arbeiten wollen verstanden werden. Anhand der verschiedenen Positionen können eigene Erfahrungen mit der Sprache wieder erkannt werden. Kunst als spezifisches Medium der Kommunikation muss sich konstant mir ihrer eigenen Sprache auseinander setzen. Wie wird durch Kunst kommuniziert, was kann sie auslösen?

Bethan Huws Arbeiten zeigen über den treffsicheren und präzisen Gebrauch von Sprache Reflexionen über die Kunst und über die Sprache. Gleichzeitig ist der Bezug zu ihrer Person immer präsent. In dieser Ausstellung werden ihre selten ausgestellten handgeschriebenen Manuskripte Origin&Source zum Lesen zur Verfügung gestellt. Michael Hilton sucht in seiner Performance Ah den Moment vor der Sprachformung. In der Beschränkung auf onomatopoetische Laute werden scheinbar natürliche Gefühle vor dem Einsetzen des Gedankens gefasst und vorgeführt. Der Fotograf Herbert Weber entwickelt eine eigene dichte Bildsprache, in der er selber als Sprecher, als Initiator des Sprechaktes zu sehen ist. Das Wandbild painting myself into a corner von Jan Christensen ist eine wortlose Ballung von tausend zugleich formulierten Wünschen. In Solvej Dufours Andersen Videoinstallation die Zärtlichen und die Gleichgültigen, wird das Vorhandensein der Worte simuliert, diese werden jedoch vollständig entzogen, bis auf die mit dem Sprechen verbundenen Nebengeräusche der Atmung. Reta Schudel lässt Gesichter sprechen. Die vertiefte Betrachtung der stillen Gesichter erzählen ihre Geschichten auf einer visuellen Ebene. Das Bild Ein Bild (ein Wort) von Remy Zaugg deutet mit seinem Text auf das Bezeichnete, welches im Bild selber nicht vorhanden ist; durch die maximale Reduktion macht er deutlich, dass der Betrachter sich sein eigenes Bild machen muss, dass er keinen Zugang zu der Vorstellung des Künstlers hat.

Jan Christensen Geboren 1977, lebt in Skien, NOR und Berlin, DE Wandmalerei, Painting myself into a corner In dieser Arbeit ist ein hohes Mass von Verweigerung konkreter Artikulation sichtbar. Der ganze nicht beschreibbare Gefühlszustand wird an die Wand geklatscht. Dieser riesige Farbklecks ist aufgeladen mit Informationen. Jan Christensen dematerialisiert seine subjektiven Eindrücke durch die Objektivierung eines Zustandes. www.janchristensen.org/

Solvej Dufour Andersen Geboren 1971 in Dänemark, lebt in Genf, CH Die Zärtlichen und die Gleichgültigen, Installation, mit Videoprojektion und einer Ansammlung aus verschiedenen Hölzern. Vier Sänger treten aus dem Dunkel hervor. Sie sind beleuchtet wie Bühnenkünstler und erinnern an das Vortragen von klassischem Gesang. Es sind jedoch weder Melodie noch Liedtext hörbar. Nur Atmung und Flüstern sind zu hören. Die Figuren erscheinen und verschwinden wieder, sie werden teilweise überblendet.

Michael Hilton Geboren 1975, lebt in Zürich, CH Ah, Performance Im Auftritt von Michael Hilton der Moment vor der Artikulation gesucht. In der Beschränkung auf onomatopoetische Laute werden scheinbar natürliche Gefühle vor dem Einsetzen des Gedankens gefasst und vorgeführt. www.michaelhilton.com

Bethan Huws Geboren 1961 lebt in Paris, FR Word Vitrines Manuscripts Origin&Source Bethan Huws‘ Textarbeiten sind formal reduziert und weisen auf einen Bezug zur Literatur und zu Auseinandersetzungen mit Kunstdiskursen hin. Gleichzeitig enthalten die Texte eine Tiefe und eine mit Ironie gespickte Leichtigkeit, welche eine starke intuitive Verbindung zu ihrer Person manifestieren. Origin&Source ist ein Manuskript von über 1000 Seiten, welche in einfachen schwarzen Umschlägen gebunden sind. In diesen handgeschriebenen Texten und Skizzen untersucht Bethan Huws die Bedingungen der Kunst schreibend. Dies führt sie auch zu Reflexionen über das verwendete Medium der Sprache.

Reta Schudel Geboren 1980, lebt in Aarau, CH Bitte recht freundlich, Video Installation Die gezeigten Gesichter bewegen sich nicht, sie sprechen auch nicht, erst bei längerer Betrachtung werden Mikrobewegungen wahrgenommen. Die Gesichter erzählen mehr als mit Worten fassbar ist. In dieser Arbeit wird die Aussagekraft einer einfachen, langsamen Bildsprache sehr deutlich.

Herbert Weber Geboren 1975, lebt in Ebnat-Kappel, CH Theatrale Momente finden an spezifischen Orten statt, in aller Einsamkeit, mit dem Selbstauslöser fotografisch festgehalten. Der Künstler inszeniert sich selber in Handlungen, die schwer zu beschreiben sind. Durch die eigene Präsenz im selbst inszenierten Bild verschafft er der Tatsache, dass hinter der Kamera ein sprechendes Subjekt steht, Nachdruck. www.herweber.ch

Rémy Zaugg 1943-2005, CH Ein Bild, ein (Wort) Malerei wird Text, und Text wird Malerei. Die Reduktion des Bildes auf Text und Untergrund verlässt alles was eine Imagination beinhalten könnte, es bleibt nur der Signifikant.

Zur Auswahl der Künstler: Die Auswahl der Künstler ist durch die Thematik bestimmt. Eine ausgedehnte Recherche hat zu einer frischen internationalen Zusammensetzung geführt. Der Bekanntheitsgrad der Künstler war nicht ausschlaggebend: Newcomers und junge, aufsteigende KünstlerInnen werden neben etablierten Künstern zu sehen sein. Die inhaltliche Intensität der Arbeiten war massgebend für ihre Wahl. Die partizipierenden Künstler agieren alle aus einer persönlichen Betroffenheit mit dem Thema. Ihre doch so unterschiedlichen Manifestationen ermöglichen ein Eintauchen über verschiedene Zugänge.

Kunstvermittlung: Das Thema ist anspruchsvoll und öffnet verschiedene Anknüpfungspunkte, welche es wert sind weiter verfolgt und diskutiert zu werden. Aus diesem Grund sind NN Projekte engagiert um ein spezielles Konzept zu entwickeln und umzusetzen. N.N. Projekte steht für eine Kunstvermittlung, die nicht die Vermittlung der Kunst, sondern die Kunstbegegnung im Blick hat. Wie kann der Ausstellungsraum vom ZeigeRaum zum InterAktionsraum werden? Wie kann die Betrachtung von Kunst zur Kommunikation mit und über Kunst werden? N.N. Projekte agiert in diesem Raum zwischen Kunst und Publikum und möchte Handlungs- und Praxisfelder der Kunst- und Kulturrezeption explorieren. Mit spezifischen Interventionen sollen situativ Bedingungen und Möglichkeiten für die Begegnung und Auseinandersetzung mit Kunst geschaffen werden, die den passiven Betrachterstatus um die Dimension der aktiven Teilhabe erweitert. Diese Ausstellung ist ein Diplomprojekt des Postgraduate Programs in Curating, Master of Advanced Studies, Institut Cultural Studies der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich

Teilnehmende KünstlerInnen: Jan Christensen (NOR), Solvej Dufour Andersen (DK), Michael Hilton (CH), Bethan Huws (UK), Reta Schudel (CH), Herbert Weber (CH), Rémy Zaugg (CH)

www.k3zh.ch

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vorstellen . formulieren
Sprache als Modell der Wirklichkeit
K3 Project Space Zürich
Kuratiert von Susanne Sauter

mit Solvej Dufour Andersen, Jan Christensen, Michael Hilton, Bethan Huws, Reta Schudel, Herbert Weber, Rémy Zaugg