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Der Schlaf ist der kleine Bruder des Todes sagt man. Er befördert uns in eine andere Welt. Er macht uns willenlos, kopflos und ist dennoch Überlebenselexier. Dabei ist der Schlaf alles andere, als ein todesähnlicher Zustand. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte haben belegt, wie der Schlaf in unser Wachsein eingreift. Er ist nicht nur Ruhepause, sondern leistet aktiv Hilfe unseren Tag zu bestehen, dessen Eindrücke zu ordnen und neue Energien zu gewinnen. Thea Herold spricht in ihrem Buch (Fietze/Herold : „Der Schlafquotient“, Hoffmann und Campe Vrlg.) von einem „Schlafquotient“, vergleichbar einem IQ oder EQ, der bei den Deutschen nicht besonders ausgereift ist. Wir schlafen zu wenig und nicht gut genug. In einer leistungsorientierten Gesellschaft empfinden wir den Schlaf eher als lästiges Übel und behandeln ihn sträflich.

Wie wunderbar der Schlaf aber sein kann, belegt die Ausstellung „was schläft“ an der sich 13 Künstler/innen aus dem In – und Ausland beteiligen.

Der Schlaf ist innerhalb der Kunstgeschichte, aber auch der zeitgenössischen Kunst, ein immer wiederkehrendes Thema, welches vielfältigste Ausdrucksmöglichkeiten bereit hält. So erforscht der französische Künstler Virgile Novarina seit Jahren seinen Schlaf indem er in sehr kurzen Wachphasen während der Nacht blitzartige Gedanken zu Papier bringt. Für die Vorbereitung einer neuen Arbeit hat er in einem Schlaflabor übernachtet und wird während der Ausstellung, angeschlossen an ein EEG-Gerät, schlafen. Die Videoskulptur von Lieselot IJsendoorn aus den Niederlanden visualisiert ein Auge, welches unter geschlossenen Lidern die Bewegung des Augapfels sichtbar werden lässt. Ein kurzes Aufblicken des Auges entspricht den blitzartigen Momenten des Schlafes von Virgile Novarina. Die Finnin Maria Leena Räihälä zeichnet nicht im Schlaf aber „wie im Schlaf“. Ihre nicht enden wollenden Zeichenkolonnen entstehen in einem Zustand, der unserem Dasein im Schlaf recht nahe kommt. „Wovon träumst du heut´nacht?“ fragt Kerstin Drobek in ihrer Soundinstallation und der New Yorker Paul Dickinson gibt darauf Antwort, indem er uns seine im Schlaf gesprochenen Worte preisgibt. Astrid Nippoldt bezieht sich in einer neuen Arbeit auf die im musealen Dachboden schlafenden Fledermäuse und Claudia Meideros Cardoso ließ Menschen in Sao Paulo auf dem städtischen Fussboden schlafen. Die Videoarbeit „Burn“ von Reynold Reynolds verbildlicht den Schlaf als Metapher. Die Akteure im brennenden Haus sind nicht in der Lage, auf das aktuelle Geschehen zu reagieren und bewegen sich wie ferngesteuert durch den Raum. Auch dies ist eine Erfahrung, die aus dem Schlaf hinlänglich bekannt ist. Karoline Kroiß schafft sich einen auf ihr individuelles Körpermaß zugeschnittenen Schlafkokon, während Simone Farner ein Selbstbildnis ihres Schlafes per Fotografie entstehen lässt. Dass Schlaf und Schläfer als Worte auch eine politische Aufladung finden, zeigen Christian Holtmann und Norbert Bauer in ihren Bildern von Guantanamo und den „Schläfer“ genannten Attentätern unserer Zeit.

Die in der von Susanne Hinrichs kuratierten Ausstellung versammelten Arbeiten halten zahlreiche interessante Positionen bereit, die abwechslungsreiche Herangehensweisen mit dem Thema demonstrieren und seine Aktualität belegen.

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was schläft / Künstlerische Visionen des Schlafens
Kurator: Susanne Hinrichs

Künstler: Virgile Novarina, Astrid Nippoldt, Lieselot Ijsendoorn , Maria Leena Räihälä, Reynold Reynolds, Thea Herold, Simone Farner, Karoline Kroiß, Paul Dickinson, Kerstin Drobek, Norbert Bauer, Christian Holtmann, Claudia Medeiros Cardoso