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Die Bilder des schweizer Fotografen Werner Bischof eröffnen Welten - da ist die filigrane, träumerische Welt der Studiofotografie, während draußen der Zweite Weltkrieg tobt. Dann die Welt des kriegsverwüsteten Europa, der Flüchtlinge, des Neuanfangs und Wiederaufbaus. Später Indien, zwischen Tradition und industriellem Aufbruch, der moderne Krieg in Korea, und Japan als spirituelle Insel der Schönheit mit der Wunde Hiroshima; Hongkong und der Guerillakrieg in Indochina. Die Neue Welt in Amerika, glamourös und unpersönlich, die Wärme Zentralamerikas im Kontrast dazu. Und schließlich die jahrtausendealte Kultur der Inka in Peru, wo Werner Bischof 1954 bei einem Autounfall tödlich verunglückte.

C/O Berlin zeigt erstmalig und exklusiv die umfangreiche Retrospektive von Werner Bischof in Deutschland. Die Ausstellungen umfasst 174 zum Teil großformatige Fotografien, eine Multimediapräsentation über seine frühen Arbeiten sowie ein speziell entwickeltes Kinderprogramm.

Das Talent von Werner Bischof - 1916 in Zürich geboren - liegt darin, mit seinen Bildern eine Präsenz zu erschaffen, die bis in die Gegenwart lebendig wirkt. Erstaunlich ist, wie zeitlos aktuell seine Fotografien heute noch erscheinen. Mit seinem klaren, epischen Stil, den kühnen und doch nicht aufgesetzt wirkenden Ausschnitten, einem besonderen Gefühl für Licht und dem Instinkt für den richtigen Augenblick war Bischof seiner Zeit voraus und hat den frühen Fotojournalismus nachhaltig geprägt. Das zentrale Thema seines Werkes ist der Mensch. Bischof wollte der Existenz auf den Grund gehen - der Existenz unterschiedlicher Kulturen und der vielfältigen Existenz der Natur.

Bischofs Fotografien liegen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Reportage. Sie sind als Ikonen der frühen Reportagefotografie durch Magazine wie Life, The Observer, Du und Paris Match weltbekannt geworden. Sein Verhältnis zum Fotojournalismus und dessen Verwertungsindustrie der Bilder war jedoch gespalten. So war zwar Bischof auf die Veröffentlichung seiner Bilder durch Magazine angewiesen, gleichzeitig litt er zusehends unter dem oft unsorgfältigen und propagandistischen Umgang mit dem fotografischen Ausgangsmaterial in den Bildredaktionen. "Ich merke, dass ich kein Zeitungsreporter bin. In meinem Innersten bin ich immer noch - und werde es immer bleiben - ein Künstler." Dem Dilemma zwischen Kunst und Reportage war Werner Bischof auf eine exemplarische Art und Weise ausgesetzt.

"Nur ein Zufall war es, dass die Kamera und nicht der Pinsel mein Begleiter wurde. Die Kamera faszinierte mich mit ihren unendlichen Möglichkeiten." Da in der grafischen Klasse der Kunstgewerbeschule Zürich kein Platz mehr frei war wurde Werner Bischof Fotograf. Als Schüler von Hans Finsler und Alfred Willimann verinnerlichte er die Kompositionslehre der Sachfotografie, die er später in seinen Bilder anwendete. Bischof war anfangs gehemmt, seine Kamera einzusetzen. Er, der Maler werden wollte, sah in der Kamera ein Hindernis zwischen ihm und dem Motiv. Behutsam tastete sich Werner Bischof mit ersten Fotoberichten über Blinde, Taube und Invaliden an dieses problematische Verhältnis heran. Dabei erkannte Bischof die Wichtigkeit seiner Dokumentation des Lebens und begab sich auf seine ersten Reportage-Reisen, die er schließlich in kurzer Zeit weltweit ausdehnte auf der Suche nach einem humanen Fotojournalismus.

Die Werkschau wurde von Magnum Photos und dem Helmhaus Zürich organisiert. Zur Ausstellung ist die Monografie "WernerBischofBilder" im Benteli Verlag erschienen, die in Zusammenarbeit von Marco Bischof, dem ersten Sohn von Werner und Roselina Bischof, und Simon Maurer, Leiter des Helmhaus Zürich, entstanden ist. Mit dieser Ausstellung schließt C/O Berlin seine bisherigen Räume in der Linienstraße und verlagert seine Aktivitäten vollständig ins ehemaligen Postfuhramt.

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