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Eröffnung Freitag, 10. August 2001, 18 Uhr Eröffnung durch Dr. Christoph Mader, Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Kultur Zur Ausstellung spricht Reinhard Braun, freier Autor und Kurator, Graz

Werner Kaligofsky untersucht in seinen konzeptuellen Fotoarbeiten die Geschichte von Film- und Foto-Bildern, um dadurch neue Bedeutungen freizulegen und Erkenntnisprozesse in Gang zu setzen. Durch seine subtile Auswahl verdichtet Kaligofsky in diesen Bildern abgelagerte historische Inhalte mit aktuellen. Ein Teil seiner Arbeit beschäftigt sich mit dem Film, dem Einzelbild oder Sequenzen von historischen, nach spezifischen Kriterien von ihm ausgewählten Filmen. Ein weiterer setzt sich mittels Fotografie mit bestimmten Orten und deren Geschichte auseinander.

Kaligofskys Verfahren ist scheinbar dokumentarisch: Er fotografiert einzelne Bilder oder Bildsequenzen aus alten Filmen, die im Fernsehen gezeigt werden, oder die auf Video im Handel sind. Das vom TV-Schirm abfotografierte Filmbild bezieht die digitale Aufbereitung des Mediums Films konzeptuell mit ein. Bei der Wahl der Filme, die er für seine Arbeit verwendet, konzentriert sich Kaligofskys Interesse auf solche, die bereits ein Moment der Reflexion enthalten wie z.B. Claude Chabrols Dokumentarfilm "L'oeil de Vichy", der von den Propagandafilmen des Vichy-Regimes handelt: Die Arbeit "Ceci n'est pas que vous croyez" ("Das ist nicht das, was Sie denken", 1995) besteht aus vier s/w Fotos, herausgelösten Einzelkadern aus der Chabrol-Dokumentation, die veranschaulichen, wie während des Krieges aus dem Celloluid der Kinofilme Schuhpasta oder Lippenstift gemacht wurden.

Die Arbeit "Lucy" (1994) - betitelt nach dem Namen der Hauptdarstellerin von "The Magnifi-cent Ambersons" (1941) von Orson Welles - besteht aus sechs abfotografierten Kadern des Vor- und Nachspanns, in denen Welles nur die technischen Produktionsmittel des Films (Schnittpult, Mikrophon etc.) zeigt. "Das Bild Kaligofsys ist eine doppelte Spiegelung: sowohl innerhalb der Serie als auch in Bezug auf die Übertragung des Bildes von einem technischen Dispositiv auf das Andere und die dabei auftretenden Verschiebungen der Fixierungen von Moment und Spur (oder von Fragment und Blick)." (Georg Schöllhammer).

Eigens für Innsbruck hat Kaligofsky die Installation "Verkehrsflächen" (2001) entwickelt. Auf den zwei gegenüberliegenden Wänden des sich im Parterre befindenden fensterlosen Galerieraums wird je ein Lichtbild jener 8 Innsbrucker Verkehrsflächen projiziert, welche nach Gegnern und Opfern des Nationalsozialismus benannt worden sind. Auf die dazwischen liegende zentrale Wand jenes Raums wird ein Live-Videobild der "monumentalen nationalen Zone" (Irene Nierhaus), im konkreten Fall die durch die Galeriewand verdeckte Maria-Theresien-Straße, projiziert. Neben jeder Diaprojektion ist ein Text affichiert, auf dem der Betrachter den Namen der Verkehrsfläche, den Namensgeber, dessen "Alter, Beruf, politische Aktivität, erlittene Verfolgungsmaßnahmen" (Heidemarie Uhl) sowie die Daten zu den jeweiligen Gemeinderatsbeschlüssen samt Anrainerprotesten und und daraus resultierenden Neu- und Umbenennungen erfahren kann.

An diesen Raum anschließend arbeitet Kaligofsky mit am Flohmarkt von Ile Rousse, Korsika, gefundenen Luftaufnahmen von Landschaften und Industrieanlagen, die in den fünfziger Jahren in Frankreich ausschließlich für pädagogische Zwecke angefertigt worden sind. Kaligofsky verschränkt diese Luftbilder, denen er den Titel "Reproduction interdite/Wiedergabe verboten" gibt, mit Aufnahmen aus dem oben schon erwähnten Film "L'oeil du Vichy" von Claude Chabrol. Auf den Video-Stills ist eine Menschenmenge zu sehen, die mit ihren Körpern gerade die kaum mehr zu erkennenden Wörter "Vive Pétain" gebildet hat und sich im Begriff einer gewaltsamen Auflösung befindet. Titel: "o.T. (Aix en Provence 1940)", 1995-2001 [Abb. auf der Einladung]. Die Veränderung eines Ortes im Zusammenhang mit neuen Produktionsbedingungen und Bedürfnissen ist das Thema des Buches "Die Arbeit verschwindet im Produkt" (1998). Kaligofsky fotografierte im Laufe der Jahre 1991 bis 1995 den Abbruch einer ehemaligen Hutfabrik im Innnenhof eines Wiener Häuserblocks und den anschließend hier errichteten Bau einer Ausstellungshalle. Bei dieser Dokumentation geht es ihm bewusst nicht um die Darstellung des technischen "Dramas" des Abrisses und Neubaus, sondern um eine sachliche, aus wenigen und exakt festgelegten Kameraperspektiven gemachte Aufzeichnung eines Prozesses. Die Fotoserie rückt nun in einer Art Umkehrung in die Nähe des Filmstandbildes und dessen spezielle zeitbezogene Eigenschaften. (Diese Arbeit wird als Buch präsentiert).

Biographie

Werner Kaligofsky ist 1957 in Wörgl geboren und in Kitzbühel aufgewachsen. Er lebt und arbeitet in Wien.

Katalog Werner Kaligofsky Verkehrsflächen / Trafficways Hg. Galerie im Taxispalais (Innsbruck), Fotohof (Salzburg) Texte von Reinhard Braun und Monika Faber (dt./engl) Fotohof edition 2004, Band 43 80 S, 44 Farb-, 62 SW-Abbildungen

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Werner Kaligofsky