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Wilhelm Sasnal (*1972) begreift seine Umwelt durch das Medium der Malerei. Dabei ist das einzelne Bild eine immer relative und manchmal flüchtige Begegnung mit dem Gegenstand, die auf der Subjektivität des Gesehenen insistiert. Der Künstler nimmt aus zahlreichen Quellen wie Wissenschafts-, Schul- und Kinderbüchern, Zeitschriften oder Fernsehen Bilder auf und registriert mit Videokamera und Fotoapparat seine Reisen und die alltägliche Umgebung in Tarnów. In der Aneignung und Veränderung dieser Eindrücke entstehen oft schwarz-weiße, an der Fotografie orientierte Gemälde, die sich von der direkten Verbindung zur Vorlage lösen. Sasnal arbeitet an einem vielgestaltigen malerischen Gesamtwerk, das sich in der Spannung zwischen stetiger Referenz auf eine Wirklichkeit und dem Insistieren auf einem subjektiven Realismus bildet. Nach seinem Abschluß an der Krakauer Akademie widmete er sich mit der Künstlergruppe ladnie (dt. „hübsch“) (1996-2000) der direkten Erfassung von Alltagsgegenständen oder Klischees in der Malerei. Dieser Pop-Haltung entstammt auch das Comic Zycie codzienne w Polsce w latach 1999-2001 (Everyday life in Poland between 1999 and 2001), in dem Sasnal sein eigenes Leben mit wenigen Strichen erfasst. Sowohl die Arbeiten der Künstlergruppe als auch das Comicbuch versuchen, einer sich in den 1990er Jahren rasant verändernden polnischen Gesellschaft neue und adäquate Bilder zu geben.

In jüngster Zeit hat sich Sasnal weiteren Themen wie der Diskussion der Rolle der polnischen Haltung während des Holocaust, aber auch der Künstlergeneration der 1970er Jahre (Robert Smithson u.a.) oder der Musik von Independent Bands (Sonic Youth) zugewandt. Obwohl sie zunehmend an Autonomie gewinnt, ist Sasnals Malerei weiter auf die Momente seines Alltags gerichtet und behauptet sich in einer individualistischen Perspektive auf gesamtgesellschaftliche Phänomene.

Das Werk des Künstlers, das 2002 in wichtigen Überblicksausstellungen wie Painting on the Move (Kunsthalle Basel) oder Urgent Painting (Musée d’Art Moderne, Paris) zu sehen war, ist jetzt erstmals in größerem Umfang in zwei parallelen Einzelausstellungen im Westfälischen Kunstverein und der Kunsthalle Zürich zu sehen. Im Münster werden Bilder aus den Jahren 1999 – 2003 in einer Ausstellung gezeigt, die sich um die Idee des Paares oder der Doppelung aufbaut. Zudem wird eine neue Filmarbeit von Wilhelm Sasnal installiert, die der Künstler auf dem Flug der letzten Concorde zwischen Paris und New York gedreht hat.

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Wilhelm Sasnal
Kurator: Carina Plath