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Nach einer Doppelausstellung (2001) sowie zwei Beteiligungen in Gruppenausstellungen (2002, 2005) ist dies die erste Einzelausstellung von Willem Oorebeek in unserer Galerie.

Willem Oorebeeks Arbeit ist ein Reflektieren über den Zustand von Bildern und darüber, wie sich das Bild nach der Reproduktion verhält bzw. wie sich Wahrnehmung verschieben, verzögern und intensivieren lässt: "Repräsentation als Problem und das Problem des Repräsentierten hat mich immer interessiert; wohlgemerkt in gedruckter Form. Deswegen drucke ich noch immer, und deswegen verwende ich fast nur gedrucktes Material für die Arbeiten, die ich mache. Druckwerke: meiner Meinung nach eine parallele Welt."

Indem Oorebeek existierende Bilder und Bildfragmente, oder auch Textstücke, isoliert und in eine andere Materialität überführt, gelingt es ihm auf immer wieder neue Weise, Aufmerksamkeit und Spannung zu erzeugen, und den Prozess des Vergessens bzw. Memorierens von sonst schnell vorbeiziehenden Bildern durch einfache Eingriffe ins Bewusstsein zu heben: in den letzen Jahren fertigte Oorebeek vor allem "Blackouts" an, mit schwarzer Farbe überdruckte Drucksachen – eine Art Veredelung durch Auslöschen, die laut Willem Oorebeek nur wenige Bilder "verdienen".

In seiner neuen Lithographie-Serie "La Pensée Bête, Bad Thinking" präsentiert der Künstler eine andere Geste gegenüber dem Bild: bereits in seiner eigenen Arbeit verwendete Bilder und Bild-Fetzen werden von ihm wiederum reduziert und reproduziert, und erfahren ihre womöglich "letzte Aufmerksamkeit" mittels der über 200 Jahre alten Steindruck-Technik. Die Arbeit "More ELLE ELLE" zeigt durch Überdrucken dreier Modezeitschriften-Cover, nach welchen festen Standards die Codes von Schönheit und Wiedererkennbarkeit programmiert sind. Der in aufwändig hergestellte Gobelin-Teppich "The Last Emperor of The Wall Street Journal" macht aus dem kleinen Zeitungs-Portrait des ehemaligen Notenbankchefs Greenspan geradezu ein Monster an Präsenz und Machtfülle.

Erstmals zeigt Willem Oorebeek mit dem titelgebenden "PROGRESS AND NOISE" hier ein von ihm selbst gedrehtes Video, das während eines Reiseaufenthaltes in China anlässlich eines Stipendiums von Aglaia Konrad entstand. In dokumentarisch anmutender, staunender Betrachtung eröffnet sich dem Zuschauer ein anhaltendes Dröhnen: das unaufhörliche, durch die Medien bekannte chinesische Streben nach Fortschritt wird hier durch eigene Anschauung nicht nur belegt, sondern auch greifbar gemacht: ständige Bewegung bedeutet neben der Erzeugung von Lärm und Dreck auch Verlust – an menschlicher Dimension und an Kultur. Auch hier werden letztlich in jedem Moment neue Bilder geschaffen, und alte ausgelöscht...

Willem Oorebeek (*1953) gestaltete mit Aernout Mik den holländischen Pavillon der Venedig Biennale 1997. Seit vielen Jahren macht er gemeinsame Projekte mit der belgischen Künstlerin Joëlle Tuerlinckx, so etwa 2004 im Badischen Kunstverein Karlsruhe oder 2005 in der Ausstellungshalle Münster. 2006 hatte er eine große Einzelausstellung im SMAK, Gent. Zuletzt erschienen von ihm die Publikationen "bigger, higher, leader" und "met zonder KOP".