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Wirklichkeit ist eine Norm. Obwohl sie einer subjektiven und damit veränderlichen Wahrnehmung unterworfen ist, kann ihre Existenz nicht grundsätzlich angezweifelt werden. Sie steht oft mit dem Gegenstand, der Materie, in engem Zusammenhang. Während diese äussere Wirklichkeit mit der sichtbaren Welt verbunden ist, wird das Unbenennbare zur inneren, individuell konnotierten Wirklichkeit. Die Abweichung einer dargestellten von der "wirklichen" Wirklichkeit daher als subjektiv interpretiert. Da nun die Aufgabe der Malerei schon längst nicht mehr die "imitatio" ist – selbst wenn diese nach wie vor verführerisch nach Bewunderung heischt – ist jede dargestellte Wirklichkeit eine freiwillige. Wirklichkeit tritt uns nicht nur unmittelbar, sondern auch reproduziert entgegen. Diese vielzitierte Bilderflut prägt unsere Wahrnehmung ebenso nachhaltig. Werke von 5 KünstlerInnen geben Einblick in eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Bild, Abbild und Vorstellungen zwischen inneren und äusseren Welten. Die fünf Künstlerinnen und Künstler zeigen mit subjektiver Pinselschrift sehr unterschiedlich Wege zum Umgang mit Wirklichkeit auf, auch zum Einfluss neuer Bildprozesse.

Wirklichkeit. Malerei Lisa Hoever sagt von sich selbst "ich kann nichts erfinden" und arbeitet mit Modellen aus der Natur: Zweige, Blüten usw. Aus dieser Realität konstruiert – erfindet – sie eine neue Wirklichkeit, in der sich die pflanzlichen Motive auf einem Grund sich finden, der sich ganz in der Farbe, in der Malerei definiert. Zentrales Thema ist immer wieder der Grenzbereich zwischen Natur und Ornament, zwischen Fläche und Raum.

Pascal Danz scheint von der Bilderwelt mehr beeinflusst zu sein als von der Wirklichkeit. Seine Vorbilder holt er aus dem Internet, aus der Zeitung. Dabei erfahren sie eine Transformation, die auf den ersten Blick unsichtbar bleibt. Die Perspektive wird vereinheitlicht, die Farben sind frei gewählt. Die Architekturen wirken häufig fast bedrohlich menschenleer und tatsächlich waren sie zum Teil auch Orte von Verbrechen, die nun wie durch einen neutralen Filter präsentiert werden. Max Hari lässt das eigentliche Bildmotiv durch dessen Wiederholung nach und nach zur Nebensache werden. Im Zentrum steht die Malerei an sich, der Pinsel, der Farbraum, die Mehrdeutigkeit. Aus demselben Frauengesicht entwickeln sich nach und nach ganz unterschiedlichen Stimmungen die weniger in der Form als in der Malerei an sich begründet liegen. Dabei pendelt der Blick unentwegt zwischen der erkennbaren Wirklichkeit und offenen Farbvolumen und -räumen. Klaudia Schifferle blickt in die unbekannten Tiefen der Naturwelten. Im Innern einer Blume etwa entdeckt sie ungeahnte Welten, die trotz Realität unwirklich werden. Durch eine bestimmte Art der Strukturierung legt sich schliesslich über das ganze Gemälde noch eine weitere Ebene, die die Lesbarkeit in verschiedenste Richtungen ermöglicht. Erinnerungen an Landschaften entstehen, aber auch an Lebewesen. Sie lassen sich jedoch nicht festhalten, alles bleibt erahnt und führt weiteren, auch widersprüchlichen Entdeckungen. Die meisten Bilder von Kotscha Reist haben ihren Ausgangspunkt in einem reichen Fundus von Abbildungen aus Zeitschriften und Fotoalben. Das Dargestellte ist oft lesbar, als Lampe, als Schuh, als Vorhang. Für Unsicherheit sorgen etwa die Grössenverhältnisse oder mehrdeutige Raumbezüge. Der Blick schwankt zwischen Gegenstand und abstraktem Kontext, erahnt weitere Wirklichkeitsschichten. Dieses Hin und Her zeigt sich auch in der Farbigkeit, aus der sich bestimmte Töne erst nach langem Sehen herausschälen, aber auch im Zusammenspiel von Malerei und Zeichnung, von Präzision und Ungenauigkeit, von diffuser Farbigkeit. Pressetext

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Wirklichkeit. Malerei
mit Pascal Danz, Max Hari, Lisa Hoever, Kotscha Reist, Klaudia Schifferle