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Das Essl Museum widmet Wolfgang Herzig, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, eine Werkschau mit einem Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte, aber auch aktuellen Arbeiten aus dem Atelier des Künstlers. Herzig schafft seit den 1960er Jahren ein individuelles, unangepasstes œuvre mit realistischer Prägung, das in der österreichischen Nachkriegsmoderne eine singuläre Position einnimmt. Seit vielen Jahren sind Agnes und Karlheinz Essl dem Künstler verbunden, aus allen Werkphasen sind zentrale Arbeiten in der Sammlung.

So war es ein besonderes Anliegen der Sammler, gemeinsam mit dem Künstler diese Ausstellung auszurichten. Die Schau zeigt ca. 30 Werke aus fünf Jahrzehnten, darunter auch einige Leihgaben.

Herzig wurde Ende der 1960er Jahre im Zuge einer Ausstellung in der Secession, benannt „Wirklichkeiten“, bekannt, die Otto Breicha zusammengstellt hatte. Dort hatten eine Reihe von jungen Künstlerinnen und Künstlern, unter ihnen Martha Jungwirth, Franz Ringel und Kurt Koscherscheidt einen Gegenentwurf zur Wiener Schule des Fantastischen Realismus und den abstrakten Künstlern der Galerie St. Stephan entwickelt.

Wolfgang Herzig hat sich ohne Rücksicht auf künstlerische Moden und Zeiterscheinungen einer gegenständlichen, kritischen Kunst verschrieben und ein konsequentes Lebenswerk geschaffen. In den 60er Jahren entstehen ornamental-figurale, oft skurrile Kompositionen voll saftiger Farbigkeit, in den 70ern wird der formale Aufbau ruhiger. Die menschliche Figur mit all ihren Schwächen wird ein zentrales Thema, ein Menschenbild, das Realität nicht überhöht, sondern gerade das Alltägliche ins Zentrum stellt. Bei manchen dieser Werke ist eine Nähe zum gesellschaftskritischen Realismus eines Otto Dix oder George Grosz zu spüren, Herzig bleibt dabei aber immer ruhiger, verzerrt die Protagonisten seiner Bilder nicht ins Karikaturhafte. Das Alltägliche, dass im öffentlichen Leben nicht vorkommt, das sogenannte Hässliche wird bei Herzig zu Themen seiner Werke. Die Menschen werden aber nicht vom Künstler vorgeführt, bewahren bei aller Zurschaustellung ihrer oft nackten Körper doch eine gewisse Würde.

Besonders beeindruckend ist die stilistische Entwicklung des Künstlers, der im Laufe der Jahre zu einer ganz eigenwilligen Form von Plastizität des Körperlichen und gleichzeitig einer völligen Flächigkeit gefunden hat. Da tauchen immer wieder Menschenfiguren auf, die ganz heutig wirken und doch in ihrer formalen Präsenz eher an romanische Christusdarstellungen erinnern. Auch hat sich die Palette des Künstlers sehr gewandelt, starke Kontraste sind immer mehr reduziert worden bis zu einer ruhigen Tonigkeit, die an die farbliche Reduziertheit des Kubismus denken lässt. Dies kann man gerade bei den neuen Arbeiten beobachten, die aus dem Atelier des Künstlers direkt in die Ausstellung kommen.