press release only in german

Eröffnung: 17. Januar 2009, 20 Uhr, mit Musik von Wolfgang Müller Artist Talk: 17. Januar 2009, 19 Uhr

Séance Vocibus Avium ist eine Ausstellung des in Berlin lebenden Künstlers Wolfgang Müller (*1957), die der NAK in inhaltlicher Kooperation mit dem Theater Aachen anlässlich der dortigen Aufführung von „Terror. Revolte. Glück.“ entwickelt hat. Ausgehend von den Fragestellungen des Existenzialismus nach Albert Camus, dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft und dem Konflikt zwischen Freiheit und Einsamkeit, wird das Thema in der Ausstellung des NAK auf die Zeit der frühen 80er Jahre und die Bewegung des Postpunks erweitert. Als „letzte“ breitenwirksame subkulturelle Bewegung greift sie die originären existentialistischen Reibungsflächen Camus‘ nochmals auf und wendet sie von der destruktiven Revolte des Punk hin zu einer progressiven politischen und kulturellen Praxis.

Der NAK knüpft über eine Dokumentation der Aachener Szene der frühen 80er Jahre an die Verbindung von Kunst und Punk an und spannt einen Bogen zu der Berliner Punk- und Künstlergruppe „Die tödliche Doris“ (1980-1987), deren Gründungsmitglied Wolfgang Müller war. „Die tödliche Doris“ reizte von der Musik ausgehend mit Zeichnungen, Bildern, Skulpturen, Texten, Fotografien, Filmen und Schallplatten die ästhetischen Kategorien der jeweiligen Medien aus und machte auf diese Weise die Westberliner Musikszene um Punk und Postpunk international bekannt. Die Gruppe zeigte Performances bei allen bedeutenden Festivals, in Museen wie dem MOMA in New York, sowie in einer Konzerttournee in Japan und war auf der documenta 8 vertreten, gesponsert übrigens unter anderem vom Aachener Punk-Magazin "Bierfront".

Der NAK zeigt die Videoarbeiten der „tödlichen Doris“, die jüngst vom Hamburger Bahnhof angekauft wurden, aber präsentiert vor allem auch das aktuelle künstlerische Schaffen Wolfgang Müllers, der nach Auflösung der „tödlichen Doris“ als bildender Künstler und Autor ein umfassendes Werk entwickelt hat, das tradierte kulturelle Kontexte in ungewohnte Zusammenhänge stellt und den Betrachter immer wieder verblüfft. Seit 1990 ist Island eines seiner Hauptthemen geworden, sein Buch „Neues von der Elfenfront. Die Wahrheit über Island“ erschien 2007 bei Suhrkamp. Sein neuestes Projekt „Seance Vocibus Avium“ befasst sich mit ausgestorbenen Vogelarten und umfasst nicht nur ein preisgekröntes Hörspiel, sondern auch wundervolle Buntstiftzeichnungen, die speziell für die NAK-Ausstellung entstanden sind.

Veranstaltungen zur Ausstellung:
am 18. Januar 2009:
„Terror.Revolte.Glück“-Brunch ab 13 Uhr, Eintritt: 8 €, anschließend Besuch der Aufführung „Terror. Revolte.Glück.“ um 17 Uhr im Theater Aachen möglich.
am 13. Februar 2009, 20 Uhr:
„Punk in Aachen. Die frühen 80er Jahre“, Zeitzeugen im Gespräch mit Ludger Engels, Theater Aachen.
am 15. März 2009, 17 Uhr:
„Séance Vocibus Avium“ Hörspiel von Wolfgang Müller, 55 min.

Hörspiel des Monats August 2008, ausgezeichnet von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, Bensheim „Wolfgang Müller gibt ausgestorbenen Vogelarten eine Stimme: So wird aus der rein schriftsprachlichen Erinnerung an ausgestorbene Natur wieder lebendige Akustik - und wir werden nie erfahren, ob diese Töne und Stimmen 'richtig' sind oder doch ganz anders als die ihrer tierischen Vorbilder. Wolfgang Müller setzt mit seinem Hörspiel der aussterbenden Natur ein akustisches Denkmal - und erzählt dabei viel über die Kraft, aber auch über die klaren Grenzen der Kunst. Für die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Natur hinterfragt er die Maßstäbe - und erfindet ein paar neue." (Aus der Begründung der Jury)

Mitwirkende: Claudia Urbschat-Mingues Vogelstimmen: Justus Köhnke, Annette Humpe, Frederik Schikowski, Frieder Butzmann, Hartmut Andryczuk, Max Müller u.a. Realisation: Wolfgang Müller Produktion: BR Hörspiel und Medienkunst 2008 Redaktion: Katarina Agathos

In Kooperation mit dem Theater Aachen

only in german