press release only in german

Ob im Leben oder in der Kunst – zentral ist, dass wir mit Veränderungen bei uns selbst begin­nen, vor unserer Haustür, in unserer unmittelbaren Umgebung. Deshalb wird die erste große Ausstellung von Direktor Dr. Ralf Beil den Standort Wolfsburg thematisieren und „Wolfsburg Unlimited“ heißen. Der Titel verbindet ganz bewusst unternehmerische und kreative Energie, Verortung und Entgrenzung.

Zahlreiche Künstler und Künstlerinnen werden die Stadt im Museum spiegeln und damit die „Stadt als Weltlabor“ erlebbar machen. Erstmals wird das gesamte Museum zum Ausstel­lungsort: vom Entree über die Foyerflächen und Vermittlungsräume bis hin zum Japan-Garten. Eigens für die Ausstellung entstehen großangelegte Künstlerprojekte wie das Containerterminal und das Autokino von Julian Rosefeldt in der 16 Meter hohen Ausstellungshalle, ein Material­feld mit Filmeinschüssen zu Hans Scharoun von John Bock, Fotoinstallationen von Eva Leitolf und Peter Bia­lobrzeski, ein Schwarz-Weiß-Fresko von Didier Rittener sowie ein Klangfenster von Nevin Aladag.

„Wolfsburg Unlimited“ geht es darum, die Geschichte(n) und (Un)Möglichkeiten dieser sehr besonderen Stadt auszuloten: Die markanten Raum- und Zeitachsen des 1938 als „Stadt des KdF-Wagens“ gegründeten Unternehmenssitzes mit Wohnanschluss werden untersucht – von der Gartenstadt der 1940er Jahre, den Agglomerationen und Trabantenstädten der 1950er und 1960er Jahre über die Fußgängerzone Porschestraße der 1970er und 1980er Jahre bis hin zur Eventcity mit Autostadt, Outlet Stores und phæno Science Center ab 2000.

Wolfsburg steht auf besondere Weise für die Realitäten der Moderne wie der Gegenwart. Die „Hauptstadt von Volkswagen“, Sitz eines Weltkonzerns, ist ein exemplarischer Ort für die zweite Hälfte des 20. und unser 21. Jahrhundert, insbesondere in der Spannung zwischen In­dustrialisierung, Mobilisierung und Digitalisierung, zwischen Masse und Individuum, lokaler und globaler Aktion.

Um diese Themenfelder zu beleuchten, arbeitet die Ausstellung jenseits der Künstlerprojekte auf einer weiteren, ebenso zentralen Ebene mit „Ready-mades“ aus den Bereichen Film, Mu­sik, Architektur, Alltags- und Kunstgeschichte. Eine „Hall of Fame“ spannt mit markanten Ob­jekt-Geschichten den Bogen der Historie Wolfsburgs von 10.000 vor Christus bis heute auf. Räume zu den Themen „Modell-Stadt-Wolfsburg“, „König Nordhoff – Schlüsselfigur der Nach­kriegswirtschaft“ sowie „VW Käfer – Archäologie eines Mythos“ untersuchen die exemplarische Realität der Stadt, über die der Filmemacher Christian Petzold 2003 sagte: „In keiner Stadt habe ich die Geschichte der BRD derart verdichtet an der Peripherie vorgefunden. Geht es VW schlecht, geht es Deutschland schlecht […] Gleichzeitig ist das ein Ort ungeheurer Modernität und Produktivität.“

„Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor“ unternimmt den Versuch, Wolfsburg aus künstlerischer Sicht neu zu denken: als Experimentierfeld unserer Gegenwart und Zukunft mit starken, mitunter irritierenden Botschaften aus der Geschichte.

Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung

Franz Ackermann, Nevin Aladag, Christian Andersson, Ruedi Baur / Vera Baur, Peter Bia­lobrzeski, John Bock, Janet Cardiff / George Bures Miller, Christo, Don Eddy, Douglas Gordon, Heinrich Heidersberger, Peter Keetman, Anselm Kiefer, Pia Lanzinger, Eva Leitolf, Rémy Mar­kowitsch, Marcel Odenbach, Arnold Odermatt, Nam June Paik, Antoine Pesne, Peter Roehr, Didier Rittener, Julian Rosefeldt, Werner Schroeter, Luc Tuymans, James Welling, Charles Wilp.

Die Publikation

Das Katalogbuch „Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor“, herausgegeben von Ralf Beil im Verlag Hatje Cantz, vereint Essays von Ralf Beil, Marcel Glaser, Manfred Grieger, Alexander Klose, Stephan Krass, Alexander Kraus, Günter Riederer u. a. zu historischen wie zeitgenössischen Themen rund um die Stadt, das Werk und das Museum. Künstlertexte von Peter Bialobrzeski, John Bock und Eva Leitolf. Quellentexte von Michel Foucault, Josef Ganz, Siegfried Giedion u. a. sowie Dokumentationen der Künstlerprojekte und der kuratierten Einheiten in Text und Bild machen die Publikation zu einem Wolfsburg-Kompendium der anderen Art. Hardcover, 23 x 28 cm, ca. 300 Seiten.