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Im »Hype« um die Malerei der vergangenen Zeit, der Gier nach immer neuen Entdeckungen von jungen, vielversprechenden Leinwand-Helden ist die ursprünglichste und unmittelbarste Form künstlerischen Arbeitens in Vergessenheit geraten: Die Arbeit auf Papier. Sie ist das wahre Kleinod künstlerischen Schaffens, weil sie zu jeder Zeit an jedem Ort dem Künstler die Möglichkeit bietet, seine Ideen sofort umzusetzen; es bedarf allein der geeigneten Unterlage und eines übertragenden Stiftes … Bis heute wird sie nur allzu oft als Vorstufe eines komplexeren malerischen, plastischen oder architektonischen Werkes verstanden. Zu unrecht. In der Ausstellung Works on paper lädt Arndt & Partner Künstler unterschiedlichster Gattungen ein – die im Kunstgeschehen üblicherweise bekannt sind für ihre Arbeiten als Maler, Bildhauer oder Installationskünstler – ihre Papierarbeiten zu präsentieren: Arbeiten, die für diese Künstler das Konzentrat ihres kreativen Schaffens sind.

Die Zeichnung auf Papier ist für Muntean / Rosenblum schon lange ein wichtiges Instrument, die Emotionen ihrer zumeist jugendlichen Protagonisten einzufangen. In der Unmittelbarkeit der Zeichnung gibt das Künstlerduo ebenso unmittelbar die dargestellte Emotionalität an den Betrachter weiter. Der in New York lebende Japaner Tam Ochiai erschafft in seinen zarten, höchst fragilen Papierarbeiten Bilderwelten kindlicher Naivität, die ebenso kindlich gezeichnet scheinen, führt er dem Betrachter doch gleichsam eine Welt vor Augen, die die Wirklichkeit zu konterkarieren scheint. Der junge japanische Meister poetisch verträumter Leinwände Hiroshi Sugito entlässt für die Ausstellung erstmalig eine kleine Serie von Zeichnungen aus seinem Atelier. Zwischen Fantasie und Skurrilität bewegen sich die Installationen und Fotografien des Schweizers Olaf Breuning. Medial geschaffene, allgemein bekannte Vorstellungswelten werden zu demontierten, ästhetisch perfekt inszenierten Offenbarungseiden der Bilderflut unserer Zeit. Humor und Ironie zeichnen auch die Papierarbeiten des Schweizers aus. Arndt & Partner freut sich erstmalig Zeichnungen von Dennis Scholl zu präsentieren. Der Collage ähnlich entlehnt der junge Hamburger das Figurenpersonal seiner ausschließlich figurativen Zeichnungen der unterschiedlichsten Quellen und fügt sie zu einem neuen, zumeist traumhaft exzessiven Ganzen zusammen. Dennis Scholl sucht dergestalt nach dem Wechselspiel der Beziehungen seiner Protagonisten. Auch der Maler Christopher Orr überführt das Kollageverfahren in das Medium der Zeichnung. Die kleinformatigen Szenen, deren figürliche Motive er antiquarischen Zeitschriften und Büchern entnimmt, sind durchdrungen von einer nostalgischen und rätselhaft abgründigen Atmosphäre.

Die collagierte Zeichnung des einen wird zur zeichnerisch bearbeiteten Collage des anderen. Die wild brutalen, collagierten Statements des Schweizers Thomas Hirschhorn zeigen eine Welt ungeschonter Nacktheit, gesellschaftlicher Paranoia und sozialer Verfehlungen. Jonathan Hernández, Konzeptkünstler aus Mexiko, spielt in seiner zweiteiligen Arbeit Samas / Semes mit der Diversität in der Gleichheit. Seine beiden Collagen aus Zeitungspapier ergänzen sich als Palindrom. Ebenfalls erstmalig zeigt Arndt & Partner als Ankündigung auf eine Soloausstellung bei Arndt & Partner Zürich im Frühjahr 2006 Papierarbeiten von Florian Baudrexel. Üblicherweise schafft der junge Düsseldorfer großformatige, an den Konstruktivismus angelehnte Wandreliefs; in seinen mehrteiligen Papierarbeiten fügt er Zeichnung und Collage zusammen. In Keith Tysons Zeichnungen auf Millimeterpapier treffen sich Zufall und spielerischer Gestaltungswille. Die komplexen Diagramme sind mithilfe seines Teleological Accelerator (2003) entstanden. Ein beweglicher Zeiger, der über eine Scheibe mit hunderten radial darauf angeordneten enzyklopädischen Begriffen kreist, lieferte Tyson die Ausgangspunkte für seine assoziativen Verknüpfungen.

Text: Thorsten Albertz

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