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Geboren 1960 in Shanghai zeigt uns Yan Pei-Ming eine Direktheit in der Malerei, die in unserer heutigen Zeit merkwürdig außergewöhnlich, ja erschreckend ehrlich ist. Seine Bilder pendeln inhaltlich zwischen den Polaritäten Leben und Tod hin und her, sind Ausdruck einer verdichteten Lebenserfahrung und existenziellen Weltsicht, in der sich verschiedene Kulturen, Lebenssituationen, politische Realitäten, Erfahrungen, Vorstellungen und Wünsche manifestieren.

Mings Figuren und Porträts sind Bilder vom Menschen und nicht Abbilder von Personen oder sichtbaren Wirklichkeiten. Es sind autonome, authentische Werke einer ‘golemhaft’ zum Leben erweckten Malmaterie, die einerseits Gleichnisse der Schöpfung vor Augen führen, andererseits das Menschsein in seiner ursprünglichen Wesenhaftigkeit umschreiben. Die bildgewordenen Porträts und Selbstporträts, Körper und Figuren sind magmaartig beseelte Menschenbilder, aus denen sich Politiker oder berühmte Persönlichkeiten, der Papst, Bruce Lee oder Mao wie eine zweite Wirklichkeit herauszuschälen scheinen.

Daneben sehen wir uns mit historischen Motivschätzen oder extrapolierten Landschafts- und Alltagsbildern konfrontiert, denen teils eine romantische Stimmung, teils eine von Naturgewalten unterhöhlende Aura eigen ist. Es tauchen immer wieder Symbole der Vergänglichkeit des Lebens, wie etwa Totenschädel, Leichen oder fratzenhaft verschwommene Bildnisse von bekannten oder unbekannten Menschen auf, Versatzstücke gelebten Seins, temporärer Existenz.

Fast alle Motive Mings überwinden den Rahmen der traditionellen Malerei durch das oft überdimensionierte Format, den pastosen und meist gespachtelten Farbauftrag, der die Leinwandfläche nach allen Dimensionen zu sprengen scheint oder durch die Reduktion des Kolorits auf komplexe Grau- oder Rottöne, die eine ungewöhnliche Plastizität erreichen. Wir sehen Bilder, die mehr das Wesen und die Seele eines Menschen und weniger sein Aussehen oder seine äußere Erscheinung offenbaren.

Mings Malerei ist eine eminent räumliche Malerei, die durch ihre materielle Substanz und plastische Präsenz zu einer Eigenrealität, einem "realen Bild" wird. Jede Figur, jedes Porträt, jede Wolke, jeder Lichtstreifen ist bei Ming eine raum-zeitliche Erfahrung, eine erzählerische Ganzheit, ohne additiv und konstruiert zu wirken. Raum, Zeit und Materie sind in seinen Bildern in transformatorische, prozessuale Gestaltungen übertragen, denen ein Hauch von Realzeit und gegenwärtiger Daseinserfahrung eigen ist.

Pressetext

Katalog erscheint im Kehrer Verlag, Heidelberg

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Yan Peiming
The Way of Dragon
Sonderausstellung im Heinrich Vetter Forum