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Yehudit Sasportas [geb. 1969, lebt in Berlin und Tel Aviv] gehört zu den bedeutendsten israelischen Künstlerinnen und vertrat das Land 2007 mit einer Installation auf der 52. Biennale von Venedig. Die Braunschweiger Ausstellung präsentiert aktuelle, meist 2008 entstandene, Arbeiten. In ihren großformatigen, mit schwarzer Tusche gezeichneten Landschaftsdarstellungen verbindet Sasportas das unmittelbare Erleben von Natur mit den im Atelier ausgeführten Zeichnungen ihrer Erinnerung. Künstlich arrangierte Stillleben, Projektionen von Fotografien oder mit Hilfe des Computers visualisierte Geräusche fließen in die Darstellung ein. Die Wald-, Moor und Gebirgslandschaften sind weniger Abbild der äußeren Realität als vielmehr „mentale Landschaften“. Das vermeintliche Idyll in Schwarz-Weiß entpuppt sich auf den zweiten Blick als apokalyptische Landschaft. Es sind gespenstisch-bizarre Naturkulissen, Ruinen einer nunmehr symbolischen Idylle und Ausdruck einer tiefen Entfremdung. Alles an ihnen erscheint hybrid und voller Widersprüche: Sie sind zugleich düster und licht, zart und schwer, idyllisch-utopisch und bedrohlichunheimlich. Auch die Orientierung versagt. Doppelungen, Spiegelungen und die Simultanität verschiedener Perspektiven lassen den Fokus oszillieren. Es sind Gegensätze wie das Außen und das Innen, die Vernunft und die Psyche, die Sasportas in ihrem Werk zusammenbringt und zwar in einer ebenso antinomischen Herangehensweise des Geplanten und Intuitiven als auch in einer Ästhetik, die zugleich romantisch-illusionistisch und wissenschaftlich-technoid anmutet. Der Magnet, in vielen Arbeiten als zielscheibenähnliches Kreissymbol präsent, dient als Metapher für diese dialektische Bipolarität. In der Installation „Magnetic-Heart Film“ findet sich der Betrachter zwischen zwei Polen, auf deren kreisrunde, gerillte Oberfläche je ein Film projiziert wird, dessen Bilder sich wie aus dem Nicht entwickeln und verschwinden. Verschiedene Perspektiven, unterschiedliche Medien und Darstellungsformen treffen sich in einem Bild und ergeben ein hybrides Ganzes. Einzelne, immer wiederkehrende Bildmotive werden gespiegelt, variiert und neu kombiniert. Sie verweisen auf erkenntnistheoretische, vor allem aber auf existenzphilosophische Konzepte wie Heideggers „Lichtungen“. Daneben interessiert sich Sasportas zudem für psychologische Prozesse. Das Moor mit seinen unergründlichen Tiefen kann so verstanden werden als Sinnbild des Unbewussten: Es verbirgt ein Inneres, das eines Tages an die Oberfläche zu treten vermag.

Der von Sasportas gewählte Ausstellungstitel „The Laboratory“ unterstreicht den experimentellen Charakter der Ausstellung und verweist zugleich darauf, dass Sasportas dem Betrachter Einblick gewährt in ihre eigenen Denk- und Schaffensprozesse. Gleichzeitig betont der Titel das wissenschaftliche, ja nüchtern-objektive Herangehen Sasportas, das gleichberechtigt neben dem emotional-mentalen Aspekt ihrer Arbeit steht.

Zur Ausstellung erscheint im Prestel Verlag ein Katalog (dt./engl.) mit Textbeiträgen von Mark Gisbourne und Hilke Wagner. Ab Januar 2009 ist die Ausstellung im DA2 in Salamanca/Spanien zu sehen.

Die Ausstellung wird unterstützt von: Land Niedersachsen, Stadt Braunschweig, Niedersächsische Sparkassenstiftung, STIFTUNG ÖFFENTLICHE NORD/LB und Botschaft des Staates Israel.