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Yngve Holen. HORSES
01.09.2018 - 16.09.2018

Kuratiert von Dana Bergmann

Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt unter dem Titel HORSES in einer zweiwöchigen Einzelausstellung die neue Werkreihe Rose Painting (2018) des deutsch-norwegischen Bildhauers Yngve Holen (1982 in Braunschweig, lebt und arbeitet in Berlin). Zur Ausstellung hat Holen gemeinsam mit dem japanischen Fotografen Satoshi Fujiwara (1984 in Kobe, Japan, lebt und arbeitet in Berlin) ein Künstlerbuch konzipiert. Holen und Fujiwara, der für seine extremen Close-ups und eine hohe Sensibilität für Strukturen bekannt ist, verbindet ein Interesse an der Oberfläche und dem Erscheinungsbild von Dingen. Ein Bild von Fujiwara dient auch als Motiv für das Banner an der Fassade der Kunsthalle.

Yng­ve Ho­len ana­ly­siert in sei­nen skulp­tu­ra­len Ar­bei­ten das Ver­hält­nis zwi­schen De­sign und der Funk­ti­on von Din­gen, die da­mit ein­her­ge­hen­de Wert­ge­ne­rie­rung und die Fe­ti­schi­sie­rung von Ob­jek­ten. In­dem er all­täg­li­che Pro­duk­te aus In­dus­trie und Tech­nik ih­rer ur­sprüng­li­chen Funk­ti­on be­raubt, sie ver­frem­det und in den Kunst­kon­text über­führt, stellt er zu­gleich Fra­gen zu in­dus­tri­el­ler Pro­duk­ti­on, ak­tu­el­len tech­ni­schen Ent­wick­lun­gen und ma­schi­nel­len Ver­fah­rens­wei­sen. Er un­ter­sucht da­bei das Ver­hält­nis von Ob­jekt und De­sign zu in­di­vi­du­el­len Sta­tus­kon­struk­tio­nen und Macht­struk­tu­ren.

Aus­gangs­punkt der Wer­k­rei­he Ro­se Pain­ting sind die Fel­gen fünf un­ter­schied­li­cher SUV-Mo­del­le. De­ren iso­lier­tes Mit­tel­stück wur­de 3-D-ge­scannt, auf ei­nen Durch­mes­ser von 2 Me­tern hoch­ge­rech­net und in kreuz­ver­leim­tes Brettsperr­holz ge­fräst. Durch die Ver­än­de­rung der Grö­ße und den Ma­te­ri­al­wech­sel von Alu­mi­ni­um zu Holz er­in­nern die Ar­bei­ten eben­so an Wa­gen­rä­der his­to­ri­scher Pfer­de- oder Post­kut­schen. In ih­rer be­wuss­ten Non-Funk­tio­na­li­tät be­to­nen sie ins­be­son­de­re die or­na­men­ta­le Qua­li­tät und ver­wei­sen auf ein gan­zes Spek­trum kon­zen­trisch ge­stal­te­ter Ele­men­te, von der Ro­sen­ma­le­rei bis zu der go­ti­schen Fens­ter­ro­se.

Die Holz­fel­gen wer­den sich mit der Zeit ver­än­dern und ver­fär­ben, da das Ma­te­ri­al mit sei­nen na­tür­li­chen Ei­gen­schaf­ten und den pro­duk­ti­ons­be­ding­ten Fräs­spu­ren und Ris­sen auf äu­ße­re Ein­flüs­se wie Tem­pe­ra­tur, Son­ne und Luft­feuch­tig­keit re­agiert. Ver­bin­det man mit Holz als Aus­gangs­ma­te­ri­al As­pek­te des Hand­werk­li­chen, so spie­geln Yng­ve Ho­lens Fel­gen die Ein­bin­dung ak­tu­el­ler, mehr­stu­fi­ger tech­nisch ab­lau­fen­der Pro­zes­se wi­der.

Ho­lens Wahl der Industrie-Brettsperrholzplatten darf als Kom­men­tar zur zeitgenössischen Hochkonjunktur der Ver­wen­dung dieses Materials un­ter dem Bemühen um öko­lo­gisch korrektes Verhalten und ei­ner schein­ba­ren Na­tur­ver­bundenheit verstan­den werden und ver­weist da­mit auf ei­nen traditionsorientierten, ei­gentüm­lich zer­ris­se­nen Zeit­ge­schmack.

Beim Kauf ei­nes SU­Vs scheint es hingegen weni­ger um rationale Entscheidungen oder ein Nachhaltigkeitsbewusstsein zu gehen, als vielmehr um Emo­tio­nen und Prestige, um die Simulation von Freiheit. Ei­ner öko­lo­gi­schen Optimierung von Fahr­zeu­gen in Hin­blick auf Ver­brauch, Emis­si­on und Nach­hal­tig­keit der Pro­duk­ti­on steht mit den SU­Vs je­doch ein durch sei­nen Ver­brauch per se öko­lo­gisch frag­wür­di­ges Fahr­zeug­de­sign ge­gen­über, das für mehr Kom­fort und den Zeit­ge­schmack ei­ne hö­he­re Ge­fähr­dung an­de­rer Ver­kehrs­teil­neh­mer in Kauf nimmt.

Nach­dem ein­zel­ne Ar­bei­ten der Ro­se Pain­tings zum Gal­le­ry Weekend 2018 in Ber­lin in der Ga­le­rie Neu und spä­ter im Aus­stel­lungs­raum Con­ver­so in der ehe­ma­li­gen Kir­che San Pao­lo Con­ver­so in Mai­land ge­zeigt wur­den, sind hier in der Kunst­hal­le Düs­sel­dorf erst­mals und ein­ma­lig al­le zwan­zig Ar­bei­ten ver­sam­melt.

Als Rück­ruf­ak­ti­on wirft die Zu­sam­men­stel­lung Fra­gen des Se­ri­el­len so­wie des Wa­ren­cha­rak­ters von Kunst auf. Der Akt des Ein­sam­melns kann als pro­tek­ti­ve Hand­lung ge­deu­tet wer­den, die je­doch ei­nen deut­li­chen As­pekt der Kon­trol­le in sich trägt.

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PROGRAMM:

Eröffnung: Freitag, 31. August 2018, 19 Uhr

Kuratorinnen-Führung: Mittwoch, 5. September, 17 Uhr und Mittwoch, 12. September 2018, 13 Uhr.
Die Teilnahme an den Führungen ist im Eintrittspreis inbegriffen.

Familientag: Sonntag, 9. September 2018, 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei
13.30 Uhr: Workshop für Kinder „Denk’s neu“ (ab 5 Jahren), ohne Voranmeldung, Teilnehmerzahl ist begrenzt

Tag des offenen Denkmals: Sonntag, 9. September 2018, 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei
15 Uhr: Führung zur Baugeschichte der Kunsthalle Düsseldorf

Talk: Mittwoch, 12. September 2018, 18 Uhr, Eintritt frei
Paolo Tumminelli, Prof. für Designkonzepte an der Köln International School of Design mit Forschungsschwerpunkt Automobilität, im Gespräch mit Dana Bergmann, Kuratorin der Ausstellung, zur neuen Werkgruppe von Yngve Holen.

Karte zum Download OPEN NIGHT: Freitag, 14. September 2018, 19 bis 1 Uhr, Eintritt frei
Drei Ausstellungen (Kunsthalle, KIT und Kunstverein), Führungen, Workshops, Drinks und Konzerte mit Lunas und WATT! sowie After-Show-Party im KIT Café.
Finissage: Sonntag, 16. September 2018, ab 15 Uhr, Eintritt frei
15 bis 18 Uhr: Kunst im Gespräch / Art Talk