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Der tür­ki­sche Künst­ler Yüksel Ars­lan (ge­bo­ren 1933, lebt und ar­bei­tet in Pa­ris) ver­ließ 1962 sei­ne Hei­mat und ließ sich in Pa­ris nie­der, wo er seit­dem in sei­ner Woh­nung ein bild­ne­ri­sches Werk in und aus der Re­zep­ti­on kul­tu­rel­ler, so­zio­lo­gi­scher, phi­lo­so­phi­scher und künst­le­ri­scher Li­te­ra­tur ge­ne­riert. Mit der Aus­stel­lung in der Kunst­hal­le Düs­sel­dorf wird erst­mals ei­ne Werk­aus­wahl von fast 200 Pa­pier­ar­bei­ten seit 1959 au­ßer­halb der Tür­kei prä­sen­tiert. Der Schwer­punkt der von Elo­die Evers, Gre­gor Jan­sen und Oli­ver Zy­bok ku­ra­tier­ten Schau liegt da­bei auf den so­ge­nann­ten ar­tu­res, Ma­le­rei­en auf Pa­pier, die in ei­ner ein­zig­ar­ti­gen Tech­nik mit spe­zi­el­len Far­ben an­ge­fer­tigt sind.

In­halt­lich set­zen sie sich mit dem Ver­hält­nis von Den­ken und Mys­tik, von My­thos, Wis­sen­schaft, und bil­den­der Kunst aus­ein­an­der und grei­fen phi­lo­so­phi­sche, li­te­ra­ri­sche und mu­si­ka­li­sche Strö­mun­gen auf, die man als Grund­la­ge des west­li­chen Den­kens be­zeich­nen könn­te, wohl­wis­send, dass die hier ver­an­ker­te Er­kennt­nis oh­ne die Er­fah­rungs­wer­te an­de­rer Völ­ker und Kul­tu­ren kaum zu­stan­de ge­kom­men wä­re.

Es sind kei­ne klas­si­schen Far­ben, die Ars­lan für sei­ne Ma­le­rei ver­wen­det. Viel­mehr mischt er Pig­men­te mit un­ter­schied­li­chen pflanz­li­chen Ex­trak­ten, Kör­per­flüs­sig­kei­ten, wei­te­ren na­tür­li­chen Ele­men­ten (z. B. Blü­ten, Gras) und zu­sätz­li­chen Sub­stan­zen wie Öl, Koh­le, Stei­nen und an­de­ren. Die­ser Pro­duk­ti­ons­pro­zess ist wich­ti­ger Be­stand­teil der Bild­fin­dung und stellt kei­ne se­pa­ra­te Vor­be­rei­tung der ei­gent­li­chen künst­le­ri­schen Ar­beit dar. Arslans An­sicht nach wur­den in der Ma­le­rei seit der Mo­der­ne – spä­tes­tens mit dem Ein­zug der in­dus­tri­ell er­zeug­ten Far­ben – die Ur­sprün­ge im­mer mehr ver­nach­läs­sigt. Ähn­lich wie Jean Du­buf­fet be­müht sich der Künst­ler, den Bal­last der Ge­gen­wart ab­zu­wer­fen, um so das „Ei­gent­li­che“ her­aus­zu­kris­tal­li­sie­ren. Nur der Weg über schein­bar mit­tels der Kul­tur Über­wun­de­nes, in Wirk­lich­keit durch sie aber nur Ver­stell­tes, lässt Ars­lan das Ur­sprüng­li­che wie­der­fin­den – so zum Bei­spiel Fort­pflan­zung und Se­xua­li­tät. Da er sich mit al­ten und neu­en Spra­chen, Ge­schich­te, Phi­lo­so­phie, Mu­sik und al­ten Kul­tu­ren be­schäf­tigt, ist ihm der kul­tu­rel­le „Bal­last“ ver­traut. Ars­lan ist zu der Er­kennt­nis ge­langt, dass hier­von vie­les dem ei­gent­li­chen We­sen des Men­schen nicht ent­spricht und spürt da­bei Ähn­lich­kei­ten des Volks­tüm­li­chen in den Ur­sprün­gen der Kul­tu­ren in al­len Erd­re­gio­nen auf.

Die Aus­stel­lung, die in der Kunst­hal­le Zü­rich zu se­hen war (28. Ja­nu­ar – 9. April 2012), wird im An­schluss in der Kunst­hal­le Wien prä­sen­tiert. Be­glei­tend er­scheint ei­ne um­fang­rei­che und reich be­bil­der­te Pu­bli­ka­ti­on im Hat­je Cantz Ver­lag, mit Tex­ten von Elo­die Evers, Jac­ques Val­let und Oli­ver Zy­bok, so­wie ei­nem Ge­spräch zwi­schen Bea­trix Ruf und Yüksel Ars­lan.