press release only in german

In unserer Einzelausstellung “Die ungenauen Körper” mit dem Schweizer Künstler YVES NETZHAMMER zeigen wir eine neue Videoinstallation sowie großformatige, zeichnerische Arbeiten, die in neuer Art und Weise auf Holzverbundplatten gemalt und freistehend im Raum angeordnet werden.

Nachdem 2005 die Kunsthalle Bremen Yves Netzhammer eine groß angelegte Einzelausstellung widmete, waren seine Arbeiten in diesem Jahr in Einzelausstellungen im Museum Rietberg in Zürich und in der Kunstmuseum Solothurn zu sehen. 2007 wird Netzhammer mit seinen Arbeiten im Rahmen der Documenta 12 in der Karlskirche in Kassel vertreten sein.

Über den Lauf der Jahre hat Yves Netzhammer ein vielfältiges interdisziplinär orientiertes Werk entwickelt, das zeichnerische, skulpturale und computeranimierte Elemente in sich vereint. Bei der Betrachtung seiner Arbeiten findet man sich einem komplex angeordneten Parallelkörper gegenüber, der sich in dialogischer Weise auf Wahrnehmungsmuster bezieht. Die inhaltlichen Bezüge spannen sich von der Psychologie des Unbewussten über Gestaltpsychologie, Architektur, Biologie und ethnologische Modelle bis hin zu kunstgeschichtlichen Verweisen.

Jedes Material in den Arbeiten Netzhammers, ob Körper oder Objekt, ist in einer ständigen Selbstbefragung begriffen und sucht nach einer entsprechenden, labilen Darstellungsweise. Nichts bleibt, was es zu sein scheint, bestätigt geglaubte Werte werden mit ihrem Gegenteil konfrontiert. Der Körper in seiner Funktion als Bewegungsapparat, insbesondere auch die ihn schützende Haut als Schnittstelle zwischen Innen- und Außenwelt bleiben dabei Ausgangspunkt und zentraler Moment in den narrativen Gefügen Yves Netzhammers: Verletzungen und Verschmelzungen prägen sich in diese ein, Verästelungen entwachsen ihr und werden zum kommunikativen Mittler zwischen den Protagonisten und ihrer Umwelt. Jede Berührung bedeutet Anpassung und Identifizierung und so ist jedes Bild in den Arbeiten Netzhammers eine Reaktion auf eine äußerliche Erfahrung. Die digitalen Landschaften verwandeln sich in poetisch dichte Felder, die mentale Zustände in einer symbolischen Bild- und Zeichensprache fassen. Die kühle, perfektionistisch anmutende Ästhetik der Computeranimation erzeugt gleichzeitig einen die Bilderzählung unterstützenden Spannungsmoment zwischen distanzierender digitaler Künstlichkeit und intim beleuchteter Modellwelt. Netzhammers Arbeiten sind damit auch immer der Versuch einer Darstellung eines gegenwärtigen Lebensgefühl: Ein Zwischenfeld von flüchtigen Werten und gewünschten Festigkeiten.

Die Evidenz der Materialität, ob in seinen Video- oder in seinen grafischen Arbeiten, spiegelt sich besonders auch in den installativen Umsetzungen, die das zweidimensionale Bild in eine modellhafte dreidimensionale Anordnung übertragen. Die in der computergenerierten Welt realisierte Stofflichkeit wird dort haptisch und optisch in kleinsten Details erfahrbar gemacht. Als fruchtbar erweist sich hier die Zusammenarbeit mit der Textildesignerin Zuzana Ponicanova, deren Arbeiten unter dem Label Collenberg/Ponicanova in unserem Projektraum SATELLIT zu sehen sind. Die Zusammenarbeit zwischen Netzhammer und Ponicanova im Kunst- und Theaterkontext wird hier ebenfalls dokumentiert.

Tasja Langenbach

Pressetext

only in german

Yves Netzhammer
“Die ungenauen Körper”