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Die Kunsthalle Nürnberg zeigt vom 12. Februar bis 12. April eine Ausstellung mit Werken des 1947 in Rumänien geborenen und heute in Jerusalem lebenden Künstlers Zvi Goldstein. Der Künstler lebt seit 1958 in Israel, studierte von 1966-69 an der Bezalel Academy for Art and Design, Jerusalem, und verbrachte die Jahre von 1969-78 in Italien (1972 Studienabschluß an der Accademia di Brera, Mailand) und kehrte 1978 nach Jerusalem zurück.

Hintergrund Zvi Goldstein ist ein Einzelgänger, sein Werk folgt keiner gängigen Kunstströmung. Es entwickelt sich parallel zu dem Anfang der achtziger Jahre unter Künstlern diskutierten Arbeitsinstrument des "Modells" als einer bildhaften Konstruktion (z.B. Thomas Schütte, Ludger Gerdes). Goldsteins Werke weisen dabei durchaus auf die Grundlagen aus der minimalistischen und konzeptuellen Kunst der sechziger und siebziger Jahre sowie auf den russischen Konstruktivismus zurück. Das besondere an der künstlerischen Position von Zvi Goldstein ist seine Stellung zwischen den Kulturen: als jemand, der in Italien studiert hat, der - ganz im Sinne der damaligen Zeit - kompromißlos radikale, konzeptuelle Textarbeiten machte und der dann ganz bewußt einen Ort zum Arbeiten wählte, der weit von den gängigen Kunstzentren und vom aktuellen Diskurs entfernt liegt.

Kulturelle Kontexte und Sehweisen Seit den frühen achtziger Jahren hat Zvi Goldstein ein umfangreiches plastisches Werk geschaffen, das komplexe Fragen kultureller Kontexte und Sehweisen behandelt. In großformatigen Reliefs und Skulpturen entwickelt der Künstler eine metaphernreiche visuelle Sprache. Diese Sprache folgt jedoch einer anderen konzeptuellen Grammatik als es der kunstinteressierte Mitteleuropäer gewohnt ist. Zvi Goldstein formuliert seinen künstlerischen Blick aus einer geographischen Randsituation zwischen den Kulturen, gleichsam aus der "Peripherie" heraus. Kunsthistorisches wie der Konstruktivismus oder die Minimal Art, aber auch verführerisch Exotisches werden aufgenommen und vielfach gespiegelt zurückgeführt in Objekte von hoher Eigenständigkeit.

Utopien von Kunst und Gesellschaft Die große Konsequenz und innere Geschlossenheit der Arbeiten führt in einem Diskurs von Bedeutungen, möglichen "Übersetzungen" und Standpunkten modellhaft Utopien von Kunst und Gesellschaft vor. Die von Goldstein entworfenen Modelle sind nicht verbindlich, sondern experimentell. Sie versuchen, die Facetten und Verknüpfungen der verschiedenen Kulturen und Lebensentwürfe, den nie in einem System aufzufangenden Reichtum der Welt, als Realität zu begreifen. tobethere2.jpg - 4606 Bytes

Werke in der Ausstellung Die Präsentation mit 14 großformatigen Werken aus den neunziger Jahren ist die bislang größte Einzelausstellung des Künstlers. Zu den Arbeiten, die in der Kunsthalle Nürnberg gezeigt werden, gehören Reliefs, deren Plastizität sich aus der Fläche heraus entwickelt, sowie frei im Raum stehende Konstruktionen. Die Objekte sind von einer verführerischen Schönheit und doch nicht allein auf äußerliche Ästhetik angelegt. Ihre Sinnlichkeit und übervolle, metaphernreiche Sprache will gelesen werden. Aber das analytische Entschlüsseln der konstruktiven Struktur der Arbeiten ist nur Instrument der Reflexion und liefert keine endgültigen Aussagen. - In einer Zeit, in der es fast verpönt ist, Utopien zu entwickeln, nimmt Goldsteins Werk eine Außenseiterrolle ein, die zugleich künstlerisch radikal und politisch ist.

tobethere2.jpg - 5793 Bytes Eine Arbeit wie African Plant, 1991, etwa spiegelt den eurozentrischen Blick auf die aus der Distanz gesehene Exotik einer fremden Welt: der Siebdruck einer Pflanzendarstellung aus einem botanischen Lehrbuch hebt sich deutlich von dem minimalistischen Dunkel der Aluminium-platte ab. Drei plastische Objekte an der Wand begleiten die Bildtafel und spielen auf den metaphorischen Charakter der Arbeit, das Bild vom "dunklen Kontinent" und die berauschenden Kräfte unbekannter Pflanzen an, um sich mit der Vorstellung originären Wachstums und konstruktiver Kreativität zu verbinden.

Einzelausstellungen Die Werke von Zvi Goldstein wurden seit 1975 an verschiedenen Orten in Einzelausstellungen gezeigt: Israel Museum, Jerusalem (1975, 1982, 1995), Tel Aviv Museum of Art (1983), Museum Haus Esters, Krefeld (anläßlich des Mies van der Rohe Preises, 1986), Centre Georges Pompidou, Paris (1987), DAAD Galerie, Berlin (anläßlich des DAAD-Programm Berlin 1990), Stichting De Appel, Amsterdam (1992), Art Gallery of York University, Toronto (1993), Moderna Galeria, Ljubljana (1995).

Gruppenausstellungen Der Künstler hat an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen teilgenommen, u.a.: documenta VIII, Kassel 1987, Biennale Venedig 1988 und Istanbul Biennale 1996.

Katalog Im Oktagon-Verlag erscheint eine dt./engl. Publikation mit 31 Farb- und 108 S/W-Abbildungen sowie Texten von Adam Berg, Julian Heynen und Eva Meyer-Hermann. 144 Seiten.

Stationen der Ausstellung Kunsthalle Nürnberg; Kaiser Wilhelm Museum Krefeld: 10. Mai - 9. August 1998