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Aus den Beständen der Fundación/Colección Jumex, der wichtigsten lateinamerikanischen Sammlung zeitgenössischer Kunst, präsentiert das MUMOK mit Zwischenzonen Werke von 19 international renommierten KünstlerInnen, die sich explizit oder indirekt mit den prekären Lebensbedingungen in einer globalisierten, ökonomisch bestimmten Welt auseinandersetzen.

Zwischenzonen ist eine thematische Ausstellung aus dem reichen Fundus der prestigeträchtigen Privatsammlung von Eugenio López Alonso. Vor weniger als 10 Jahren vom alleinigen Nachfolger des mexikanischen Fruchtsaftimperiums Jumex gegründet, zeichnet sie sich durch professionelle Konzeption, Kompromisslosigkeit und mediale Vielfalt aus und korrespondiert mit der neuen Foto- und Mediensammlung des MUMOK.

In der Absicht mit Werken aus La Colección Jumex „ein relevantes Bild über den Zustand der heutigen Welt oder zumindest einiger ihrer zentralen Aspekte zu vermitteln“ (Edelbert Köb) zeigt die Ausstellung Übergänge zwischen künstlerischen Disziplinen, kulturellen Praktiken und Phänomenen. Sie thematisiert Orte, wo sich Technologie mit Natur und Zonen der Urbanität sich mit solchen der Entvölkerung überlagern.

Die Arbeiten dreier Künstlergenerationen - viele von ihnen leben und arbeiten dauerhaft oder zeitweilig in Mexiko - werden in vier Themenkreisen präsentiert:

Natur und Zivilisation Zentrum der Ausstellung bildet Doug Aitkens komplexe Medieninstallation Diamond Sea (1987): Sie zeigt eine von Hochsicherheitstechnologien isolierte, 75 000 km2 große, namibische Wüstenlandschaft. Diese offenbart sich mit ihren verfallenden Industrieanlagen und durch Diamantengewinnung zerstörten Landstrichen als verödetes Zivilisationsterritorium und Naturraum gleichermaßen. Das Unheimliche und Fantastische in der Natur thematisiert Ugo Rondinone mit 12 tiefschwarzen, maskenhaften Tierköpfen aus Kunststoff, das Entrückte und Ferne bringt Olafur Eliasson in großformatigen Naturabbildungen zum Ausdruck.

Das unberechenbar Gewalttätige steht bei der Serie Historia Artificial #3 (1995) von Miguel Calderón im Vordergrund. Mark Dion und Minerva Cuevas verweisen auf die Ignoranz des Menschen und sein rücksichtloses, machtbewusstes Eingreifen in die Natur.

Zentrum und Peripherie Kern dieses Themenfeldes ist Jeff Walls beeindruckende Cibachrom Lichtbox Overpass (2001). Wall bezieht sich auf die Unorte oder Nicht-Orte im Sinne des französischen Antrophologen Marc Augé — anonym, bezugsund geschichtslos. In der Fotoarbeit Untitled (Shopping Cart, 2000) von Doug Aitken wird ein einsamer, nächtlicher Parkplatz eines Einkaufszentrums zu einem transitorischen Ort. Fischli/Weiss bilden einen Flughafen in der Dämmerung als Symbol für die Durchgangszonen entwurzelter, moderner Nomaden ab und Moris (Israel Meza Moreno) verarbeitet in einer begehbaren Installation Probleme moderner Ballungszentren und deren Trostlosigkeit, Jose Dávila beschäftigt sich mit der Sterilität typischer Mimimalbehausungen in Megacities, während Gabriel Orozco ihren Verfall und ihre Auflösung dokumentiert.

Identität und Gesellschaft Hier repräsentieren Künstler Individuen einer globalen Welt, deren Arbeiten persönliche Prägungen und Lebensweisen widerspiegeln: Rirkrit Tiravanija, der polyglotte Künstler thailändischer Herkunft, reist durch die Kunstzentren der Welt wo er in Museen — meist kochend — Settings für Kommunikation und Interaktion schafft. Mike Kelley hingegen bearbeitet selbsttherapeutisch die Traumata seiner eingeengten, religiös geprägten Jugend zwischen Detroit und Los Angeles und die Wahrnehmung der freien USA als Irrenhaus, Warenhaus oder Müllhalde.

Politik und Ökonomie Dieser Ausstellungsteil zeugt vom Verblassen linker und rechter Ideologien und der Abwesenheit aktueller politischer Referenzen — die gespiegelten Doppelportraits Abraham Lincolns von Sam Durant sind nicht Ikonen der Politik, sondern Teil der Geschichte. Historische politische Ereignisse reduzieren sich auf ihren symbolischen Gehalt wie die Manipulierbarkeit der Massen in Francis Alÿss Videoarbeit Cantos Patrioticos (1989-99), oder Santiago Sierras Medienarbeiten, die eher Ausdruck menschlicher Empörung als politischer Protest sind.

Partizipierende Künstler: Doug Aitken (USA, 1968), Francis Alÿs (Belgien, 1959), Marcela Astorga (Argentinien, 1965), Miguel Calderón (Mexiko, 1971), Abraham Cruzvillegas (Mexiko, 1968), Minerva Cuevas (Mexiko,1975), Jose Dávila (Mexiko,1974) Mark Dion (USA,1961), Sam Durant (USA, 1961) Gardar Eide Einarsson (Norwegen 1976), Olafur Eliasson (Dänemark, 1967) Peter Fischli & David Weiss (Schweiz 1952 und 1946), Mike Kelley (USA,1954), Moris (Israel Meza Moreno, Mexiko, 1978) Gabriel Orozco (Mexiko, 1962), Ugo Rondinone (Schweiz 1963), Santiago Sierra (Spanien 1966), Rirkrit Tiravanija (Argentinien, 1961), Jeff Wall (Kanada, 1946).

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Zwischenzonen
Jumex Collection, Mexico City
Kuratoren: Edelbert Köb, Victor Zamudio-Taylor

Künstler: Doug Aitken, Francis Alÿs, Marcela Astorga, Miguel Calderon, Abraham Cruzvillegas, Minerva Cuevas, Jose Davila, Mark Dion, Sam Durant, Gardar Eide Einarsson, Olafur Eliasson, Fischli / Weiss, Mike Kelley, Moris , Gabriel Orozco, Ugo Rondinone, Santiago Sierra, Rirkrit Tiravanija, Jeff Wall