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Die Künstlerstätte Schloss Bleckede hat sich in den letzten 25 Jahren ihres Bestehens zu einem wichtigen Ort des regionalen und internationalen Kunstschaffens entwickelt. Seit ihrer Gründung 1979 hat sie sich zum Ziel gesetzt, junge KünstlerInnen zu fördern, die im Bereich der bildenden Kunst innovative Positionen beziehen.

Ausstellung Fast alle Künstler haben nach Abschluss ihres Aufenthaltsstipendiums in der Künstlerstätte Schloss Bleckede dem Landkreis Lüneburg eine ihrer Arbeiten überlassen. In den 25 Jahren ist dadurch eine beachtliche Sammlung für den Landkreis Lüneburg entstanden, deren Wert nicht zu unterschätzen ist. Teile der Sammlung werden jetzt in einer Ausstellung in den Räumlichkeiten des ElbSchloss Bleckede anlässlich des Jubiläums der Künstlerstätte gezeigt.

Publikation Neben der Ausstellungseröffnung wird die Publikation "Gastfreundschaft. Stipendiatenstätten und ihre Angebote" präsentiert. Der Titel dieses Buches beruft sich auf eine Defintion von Künstlerstätten als Institutionen der Gastfreundschaft; einer Gastfreundschaft, die auf Gegenseitigkeit beruht. Die Publikation bündelt in Texten und Interviews die unterschiedlichen Ansätze zur Künstlerförderung und versucht, die Diskussion um die Künstlerstätten und damit auch um die Künstlerförderung neu anzuregen. Ferner gibt es einen Serviceteil, der einen Überblick über europäische Stipendiatenprogramme liefert. Zudem bietet das Buch erstmalig eine Katalogisierung der Sammlung des Landkreis Lüneburg.

Offene Ateliers Gleichzeitig zum Festakt werden die Ateliers der drei aktuellen Stipendiaten der Öffentlichkeit zugänglich sein. Zurzeit absolvieren Raphaël Grisey und Ella Ziegler ein sechsmonatiges, Olivia Berckemeyer ein dreimonatiges Stipendium in der Künstlerstätte Schloss Bleckede. An diesem Tag können Interessierte ihre Ateliers besuchen.

Nach einer erfolgreichen ersten Jahreshälfte mit einem Künstlergespräch Anfang Juni und offenen Ateliers während des Musikalischen Frühlings haben am 1. Juli drei neue Stipendiaten die Ateliers der Künstlerstätte Schloss Bleckede bezogen. Diese hat sich seit ihrer Gründung 1979 zum Ziel gesetzt, junge KünstlerInnen zu fördern, die im Bereich der zeitgenössischen Kunst innovative Positionen beziehen. Ein sechsmonatiges Stipendium erhalten Raphaël Grisey und Ella Ziegler, ein dreimonatiges Stipendium Olivia Berckemeyer und Barbara Breitenfellner, die dann am 1. Oktober das Atelier 2 der Künstlerstätte beziehen wird. Zur Eröffnung der Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläum der Künstlerstätte Schloss Bleckede im Schloss Bleckede am Sonntag, den 5. September um 11.00 Uhr werden die Ateliers geöffnet sein. Weitere Termine zu Künstlergesprächen und Offenen Ateliers werden noch bekannt gegeben.

Der in Paris und Berlin lebende Künstler Raphaël Grisey dokumentiert fotografisch und filmerisch Orte, die mit kollektiven und historischen Erinnerungen verbunden sind. In der zusammen mit Frédéric Bouchet konzipierten Arbeit "Ombres Berlinoises" bezieht sich Grisey auf das gleichnamige Buch des Anthropologen Emmanuel Terray. Dieser beschreibt historisch bedeutsame Orte in Berlin, denen Grisey mit der Kamera nachspürt. Daraus entsteht die Ansicht einer Ansammlung von Orten, die im kollektiven und geschichtlichen Gedächtnis und Bewusstsein Europas prägend sind in Hinblick auf Deutschland am Beispiel von Berlin: das SED Regime, die sowjetische Besatzung, Holocausterinnerungen und Spuren der jüngeren Hausbesetzerszene stehen unkommentiert nebeneinander. Mit dem Film "A Bridge over Troubled Water" dokumentiert Grisey Repräsentationsstrategien des transnationalen Unternehmens Universal Music. Im Blickpunkt seines künstlerischen Interesses steht dabei die Bedeutung des Territoriums als geographische, soziale, poetische und politische Situation.

Die Berliner Künstlerin Ella Ziegler initiiert performative Akte, die in Aktionsbeschreibungen und fotografischen Dokumentationen münden. Oft spielt die Kollaboration mit fremden Menschen eine Rolle, die für die Dauer der Aktion zu Beteiligten werden. Für die Ausstellung "40 Jahre: Fluxus und die Folgen" 2001 in Wiesbaden ließ Ziegler von den Stadtwerken einen Hydranten öffnen. Die 7 Meter hohe Fontäne kalten Wassers kann als Verweis auf die versteckten Thermalquellen unter der Stadt gesehen werden. Mit der Arbeit "Hold on" stellt Ziegler eine Verbindung her zwischen zwei Menschen, die sich nicht kennen. Sie leben in zwei sich gegenüber stehenden Wohnblocks auf selber Höhe - etwa 50 Meter. Ella Ziegler gibt ihnen einen 70m langen Zwirn in die Hand, deren Enden sie jeweils durch das geöffnete Fenster halten. Ziegler interveniert in das alltägliche Leben, schafft Irritationen und zeichnet das Gesehene und Erlebte in poetischer Form auf.

Man muss sich Olivia Berckemeyers Objekten und Motiven mit einer "Mischung aus Erinnerung und Phantasie" nähern. Denn oft sind die Gegenstände aus ihrem ursprünglichen Gebrauchskontext herausgerissen und in Farbe und Form reduziert und konzentriert. Die Form tritt in einer Selbstverständlichkeit und Unabhängigkeit gegenüber dem Material auf und auch in Widerspruch zum Material, wie es bei dem Zelt aus der Überlebensfolie der Fall ist. So wird das Unstimmige in den Dingen zum Thema der Arbeiten. Das Material wird zwar verfremdet, die Form aber bleibt eindeutig. Das Motiv in Olivia Berckemeyers Arbeiten sind Sehnsüchte, die eine Widersprüchlichkeit in sich tragen. Zum einen sind sie romantisch und vollkommen, zum anderen aber voller Gewalt. Diese Sehnsüchte nach der Vollkommenheit und dem absoluten Glück sind eine Utopie, die sich als schizophrener Zustand offenbart.

Barbara Breitenfellner lebt ebenfalls in Berlin. Bei der Annäherung an ihre Installationen findet sich der Betrachter mit räumlichen Umsetzungen von vielschichtigen, gleichzeitig ablaufenden Handlungssträngen, gebrochenen Erzählstrukturen oder der Manipulation von existierenden Szenarien konfrontiert. Dem Kern der Installationen muss sich der Besucher auf Umwegen nähern und sieht dabei meist zuerst die Außenseite, Rückseite oder Reflektion. Das Gewächshaus, das Breitenfellners Arbeit "Film (non-réalisé)" darstellt, beherbergt eine Assemblage von 35-mm-Filmen, einen Filmschneidetisch, eine Sammlung von fleischfressenden Pflanzen in Einmachgläsern und Aquarien, Bewässerungsschläuche, Zeitschaltuhren, Neonröhren, eine Postkarte mit Schäferhunden und andere Dinge. Durch das milchige Plastik der Gewächshauswand sind diese Gegenstände allerdings kaum zu erkennen. Sie verwehren sich dem Betrachter. Nur an der Stelle, an der die Säule der Galerie das Dach des Gewächshauses durchbricht, wird ein Einblick möglich. Dieser fragmentierte und distanzierte Einblick lässt den Betrachter zum Voyeur werden, der mit seinem Blick in diese fremde Welt eindringt.

Pressetext

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25 Jahre Künstlerstätte Schloss Bleckede
Ausstellung der Sammlung des Landkreis Lüneburg, Präsentation der Publikation Gastfreundschaft. Stipendiatenstätten und ihre Angebote
Ort: ElbSchloss Bleckede

Ausstellung mit Arbeiten von Otto Almstadt, Gerhard Fietz, Christina Hoppe, Pauline Kraneis, Katharina Jahnke, Piet Trantel, Tilman Küntzel, Lili Fischer, u.a.

Offene Ateliers: Raphael Grisey, Ella Ziegler, Olivia Berckemeyers, Barbara Breitenfellner