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Die „Angelika Wiesenthal Zeichnungen“ entstanden zwischen 1976 und 1982 und bilden einen Teil der Trilogie fiktiver Künstler Achim Kubinskis, denen jeweils eine Gattung zugeordnet ist: Angelika Wiesenthal – Zeichnungen, Christian Brügge – Bilder und Stefan Ravena – Skulpturen.

Diese Konzeption entwickelte Achim Kubinski aus seinem Anfang der 70er Jahre an der Kunstakademie Stuttgart entstandenen Frühwerk „Praeludien 0-VI“, das bereits wesentliche Elemente der Thematik und Formsprache der drei Fiktiven in sich enthält. Er breitete in mehreren Variationen eine Materialsammlung im Raum aus und erprobte sie hinsichtlich möglicher Formen von Systematisierung. Die Komposition versteht er dabei zugleich als ein Gesamtbild, das aus dem Rahmen des konventionellen Tafelbildes heraustritt. Die „Praeludien 0-VI“ wurden an verschiedenen Orten, zuletzt 1975 in der Kunsthalle Mannheim, vorgestellt und führten zu dem Entschluß, als Künstler für einen unbestimmten Zeitraum aus der Öffentlichkeit zu verschwinden.

Das zugrunde liegende Motiv ist die Debatte um das Ende des Tafelbildes, eine Diskussion, die die 60er und frühen 70er Jahre bestimmt und voller Missverständnisse und Widersprüche geblieben ist – bis heute.

Im Gegensatz zur allgemeinen Interpretation, die den Ausstieg aus dem Bild als Bildkritik schlechthin formuliert, vertritt Kubinski die Autonomie des Bildwerkes als eine um ihren Kontext erweiterte hermetische Komposition. Sein 1976 veröffentlichtes Manifest „I am the audience“ formulierte erste neue Rahmenbedingungen für ein gegenstandsloses Bild – jenseits der Auflösung seiner ikonischen Form und den in ihr zum Ausdruck kommenden Regeln der Wahrnehmung.

Die Eröffnung der Galerie Kubinski in der Olgastraße 109 in Stuttgart 1977 und das Projekt der fiktiven Künstler stehen in direktem Zusammenhang, denn auch das Galerieprogramm der ersten Jahre zeigte das hergestellte Bildobjekt nur als ein Fragment dessen, was letztlich die Bedeutung des Bildwerkes konstituiert. Erst durch das Miteinbeziehen der Bedingungen, die den ausgestellten Arbeiten ihre Bedeutung verleihen, wird die Komposition eine abgeschlossene, auch im Sinne ihrer historischen Bedeutsamkeit. Die Transformation vom Flächenraum der Ikone in den Ausstellungsraum des Betrachters, die Abhängigkeit von Autor und Rezipient, die Konstituierung der Bedeutung des Objekts durch Sammler und Kommentar lassen den Umraum des Objekts zum Bildraum werden, zur Bühne, die den Gesetzen der Komposition und der Entwicklungsgeschichte des Bildes ein- und unterzuordnen sind.

Die fiktiven Künstler, Angelika Wiesenthal, Christian Brügge und Stefan Ravena, sind also in keiner Weise als Pseudonyme ihres Urhebers zu verstehen, sondern Teil einer Methode, die notwendig wird, um die Qualität und Bedeutung des Werks zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Diese manifestierten sich auch im Kunstbetrieb von den ersten Jahren bis zur letzten Ausstellung der drei fiktiven Künstler 1982 im Kunstraum München. Angelika Wiesenthal erhielt auf dem Internationalen Kunstmarkt Düsseldorf 1980 eine Förderkoje und im selben Jahr zusammen mit Christian Brügge den Kunstpreis der Jugend, verbunden mit einer Ausstellung und einem Katalog (Angelika Wiesenthal und Christian Brügge. Kunstpreis der Jugend – aus dem Forum Junger Kunst 1979, Städtische Galerie Wolfsburg 1980). 1989 übersiedelte die Galerie Kubinski nach Köln, wo sie bis 1993 bestand, parallel existierte von 1991 bis 1994 außerdem die Galerie Kubinski in New York.

Wenn die „Angelika Wiesenthal Zeichnungen“ nun nach 30 Jahren erstmals mit der Nennung Achim Kubinskis als Autor ausgestellt werden, setzt sich seine Beschäftigung mit der Weiterentwicklung des Bildes jenseits seines konventionellen Rahmens fort und fällt sein Blick mit der allgemeinen Distanz des Betrachters zusammen.

Vernissage Samstag, 19.05.2007, 19 Uhr Finissage Samstag, 09.06.2007, 19 Uhr Ausstellungsdauer 19.05.2007 – 09.06.2007 Öffnungszeiten nach Vereinbarung

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Achim Kubinski
Angelika Wiesenthal Zeichnungen