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Vom 03. Juni bis 29. Juli zeigen wir neue Arbeiten von ACHIM RIECHERS. Nach „Europa Index I“ in 2003 und „Europa Index II“ in 2004 ist dies seine dritte Einzelausstellung in der Sabine Schmidt Galerie.

Die neuen Bildtafeln vernetzen Fotografien meist linear, in kleinen Serien von jeweils fünf Motiven. Etwa 20 schmale Kartons sind in Objektrahmen gefasst und als umlaufendes Band, in einzelnen oder doppelten Zeilen, an die Galeriewand montiert. Entstanden sind die Aufnahmen in den letzten 15 Monaten. Sie zeigen Orte in Russland, Spanien, Belgien, Berlin und Köln. Die insgesamt vier großen Tableaux der Ausstellung sind in ihrem bislang strengen Rhythmus aufgelockert. Die Bilder folgen einem mit Bleistift eingezogenen Raster, welches mit unterschiedlichen Bildformaten (13 x 18 cm und 15 x 21 cm) ausgelegt ist. Bei den Tafeln handelt es sich um jeweils unikate Arbeiten mit chromogenen Abzügen, die teilweise von s/w Bildern durchmischt sind.

RIECHERS will die Konstellation der Gesellschaft und ihrer Zeichen erforschen und einer möglichen sozialen Interaktion zwischen Mensch, Architektur, Technik und Wirtschaft auf die Spur kommen. Indem er diese Themen unter verschiedenen Aspekten vernetzt, reflektiert er über die Auswirkungen von Werbewelt und Warenwirtschaft in ihrer alltäglichen Ausprägung. Die Verknüpfungsmuster der Bildtafeln stellen die Frage nach der Abbildung bzw. Konstruktion von Wirklichkeit und ihrer möglichen Auflösung. Die veränderte Aussage eines Einzelbildes im Dialog mit anderen Fotografien ist daher ebenfalls ein zentrales Thema seiner Arbeit. In der Zusammenstellung von russischen Honigmärkten, Hütten aus Holz und Stahlcontainern mit Resten von Zitaten und Symbolen aus Architektur, Verkehr und Grafik vermischen sich diese Elemente und verändern ihren ursprünglichen Bezug. Einzelne Portraits junger Frauen führen zurück in die Vorstellung eines möglichen Alltags.

In Anspielung auf den rhetorischen Begriff „Hysteron-Proteron“ (griech.: das Spätere früher) verweist Riechers mit dem Titel „später ist früher“ auf den aktuellen Status fotografischer Werke, die sich einerseits an der dokumentarischen Form orientieren, andererseits aber als eigenständige künstlerische Beiträge einzuordnen sind. Zwar setzt die Fotografie das Verstehen in der Gegenwart durch den Betrachter voraus, zeitlich gesehen bleibt sie jedoch reine Prognose.

Dem sich verändernden Begriff des Dokumentarischen der aktuellen Fotografie entsprechend geht es auch bei Riechers nicht um die Darstellung der Wirklichkeit, als vielmehr um eine künstlerisch begründete Vorstellung der Welt. Die Formensprache des dokumentarischen Stils wird genutzt, um die subjektive Sicht auf die Wirklichkeit zu reflektieren und die künstlerische Behauptung zu erzielen. Der Umgang mit dem dokumentarischen Moment und der Konstruktion von Authentizität ist ein wesentliches Kriterium dieser Fotografie.

Achim Riechers wurde in Hannover geboren (1958) und studierte von 1980-88 Kunst in Hannover und Köln. Er lebt und arbeitet in Köln. Riechers legt seinen Schwerpunkt auf Film und Fotografie und gibt mehrere Künstlerbücher heraus. Seit 2000 organisiert er Fotografieprojekte mit Studenten aus und in Russland und Georgien. 1997-98 war er Projektleiter von Comtainment e.V., eines interdisziplinären Kölner Ausstellungsortes, deren Zentrale aus mehreren mit Aktivitäten gefüllten Containern bestand. Im Rahmen einer historischen und fotografischen Recherche über den jugoslawischen Bürgerkrieg führte er 1996 bosnische Asylanten aus Köln in deren Heimat zurück.

Pressetext

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Achim Riechers
später ist früher