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Im Zuge eines aktuell wieder einmal boomenden Interesses an Malerei rücken zunehmend auch Positionen ins Blickfeld, die über viele Jahre hinweg bereits auf ein konsequent ausgearbeitetes malerisches Werk verweisen können. Spätestens seit seiner Teilnahme an der Kasseler documenta 9 im Jahre 1992 konnte sich Adrian Schiess als ein Künstler durchsetzen, der auf breiter Ebene, mit wechselnden Techniken und in großer Intensität den Möglichkeiten des Bildes, der Farbe und ihrer malerischen Ausdruckskraft auf der Spur ist.

Bekannt sind vor allem die großen hochglänzenden farbigen Bodenplatten von Adrian Schiess, die in der Regel liegend auf Dachlatten ähnlichen Trägern angeordnet werden. Zugleich rücken seit kurzen auch die eher kleinformatigen, reliefartigen Malereien ins Blickfeld des Interesses, bei denen Schiess eine opulente, aus der direkten Anschauung der Natur abgeleitete Malerei entwickelt, die Farbe, Gegenstand und Raumordnungen mit fast assemblageartigen Materialauffaltungen zu fassen versucht.

Das Nordhorner Ausstellungsprojekt »Sonnenuntergang mit Vollmond« ist für Adrian Schiess (geb. 1959 in Zürich) die konsequente Weiterentwicklung seiner jüngeren Ausstellungsprojekte, u. a. im ZKM Karlsruhe und im Mai/Juni 2004 in der Villa Merkel in Esslingen. Waren es bei diesen Projekten jedoch eher Landschaften aus spiegelnden, farbigen Bodenplatten in Kombination und Kontrastierung mit kleineren Malereien zum Teil auch älteren Datums, so inszeniert Schiess sein Werk für die beiden Ausstellungspavillons der Städtischen Galerie Nordhorn völlig neu.

So werden im großen Pavillon insgesamt 10 raumgreifende Farbplatten schräg an den Wänden lehnen und strukturiert von kleineren Malereien und Aquarellen ein kreisendes farbiges Raumbild mit leerem, vom Besucher zu besetzendem Zentrum ergeben. Der kleinere der beiden Ausstellungspavillons wird erstmalig eine Gruppe von ca. 15 »Vollmond«-Bildern versammeln, die in den letzten drei Jahren entstanden sind und zum Teil bisher noch nie öffentlich gezeigt wurden. Kombiniert wird diese Präsentation mit drei farbigen Lichtprojektionen, die Schiess' Suche nach dem einen großen Bild in multimedialer Form erweitert.

Adrian Schiess reagiert damit individuell und mit souveräner malerischer Geste auf die hier vorhandenen besonderen räumlichen Gegebenheiten. In dem herausfordernden Zusammenspiel von streng geometrischen Ausstellungsräumen in der Tradition der architektonischen Moderne und historischer Industriearchitektur visualisiert er mit unterschiedlichen Techniken in Nordhorn umfassend ein malerisches Denken, das sich den Flüchtigkeitsbildern des Augenblicks widmet. Das »eine große Bild« (Schiess), an dem er seit fast 20 Jahren malt, bleibt zersplittert und präsentiert sich zugleich in prächtig schillernden »Scherben« als umfassende und bestechende Rauminstallation.

Eine erste Einzelausstellung wurde Adrian Schiess bereits 1981 von der Dübendorfer Galerie Bob Gysin ausgerichtet. In den vergangenen Jahren waren seine Arbeiten als Einzelpräsentationen u. a. im Neuen Museum Nürnberg (2001), in den Galerien Susanna Kulli, St. Gallen, (2002) und Ghislaine Hussenot, Paris, (2003) sowie im Kunstmuseum Solothurn (2004) und der Villa Merkel in Esslingen (2004) zu sehen. Einzelne Werke waren u. a. auch in den Gruppenausstellungen Close Up im Kunstverein Hannover (2001), Painting on the move in der Kunsthalle Basel (2002) oder Malerei im ZKM Karlsruhe (2004) zu sehen.

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Adrian Schiess "Sonnenuntergang mit Vollmond"
Kurator: Roland Nachtigäller