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Hôtel Ma chambre a la forme d'une cage, Le soleil passe son bras la fenêtre. Mais moi qui veux fumer pour faire des mirages J'allume au feu du jour ma cigarette. Je ne veux pas travailler - je veux fumer. (Guillaume Apollinaire 1914)

Das Gedicht "Hôtel" von Guillaume Apollinaire ist eine der Inspirationsquellen für Adriana Molders gleichnamige Serie von Zeichnungen. Die sich im Zigarettenrauch figurierenden Gebilde in den Versen des Dichters finden ihre Entsprechung im ephemeren Charakter der großformatigen, mit schwarzer Tusche auf Transparentpapier gefertigten Bildnisse der Künstlerin.

Das zeichnerische Oeuvre Adriana Molders ist eine auf Photographien basierende Galerie real-fiktiver Porträtfiguren. Molder untersucht darin den Begriff der Identität. Sowohl ihre Arbeiten nach Stills aus dem Film "Blade Runner" als auch die Zeichnungen ihrer Serie "Galeria de Criminosos", die nach Fotografien anonymer Gefängnisinsassen aus dem 19. Jahrhundert entstanden, zeigen Personen in einem Zustand der Ungewissheit.

Für HÔTEL arbeitete die junge portugiesische Künstlerin nach einer kaum bekannten Aufnahme von Catherine Deneuve. Darauf sieht man die Schauspielerin in einer Drehpause eine Zigarette rauchen. Dieser Moment wird in Molders Zeichnungen sowohl verdichtet als auch aufgelöst. Die Ebenen von Identität, Zeit und Ort verwischen, so dass das Bild der Dargestellten für den Betrachter in einem Zwischenstadium von Rolle, Image und realem „Ich“ oszilliert.

Gleichermaßen ungreifbar sind Zeit und Raum in Adriana Molders Zeichnungen eines großformatigen Spiegels in einem Ballsaal. In diesen Arbeiten wird der Spiegel zu einem Speichermedium. Er reflektiert angehaltene Zeit, zeigt einen leeren, abgeschlossenen Raum. Die Einschussspuren und Beschädigungen auf der Oberfläche des Spiegels evozieren eine historische Aufladung, die sich jedoch abermals einer konkreten Bestimmung entzieht

Die überlebensgroßen Zeichnungen Molders ziehen den Blick des Betrachters unweigerlich auf sich und lassen diesen innehalten. Im Zusammenwirken von Monumentalität des Formats und Fragilität des Materials nähern sich Adriana Molders Zeichnungen unweigerlich der Sphäre des Erhabenen an, die Edmund Burke zur Mitte des 18. Jahrhunderts beschrieben hat.

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Adriana Molder HÔTEL