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Horror als Subgenre der großen Erzählungen über das Böse hat keine klar definierbaren Grenzen, und doch zieht sich die Schreckensproduktion geradezu leitmotivisch durch die verschiedensten Kulturen und Epochen: von den einen als Tabubruch gefeiert – von den anderen als Quelle zivilisatorischer Entgleisungen argwöhnisch beäugt. Das Thema des Bösen ist riesig. Es wurde über Jahrhunderte diskutiert, verhandelt und ausgelegt – von Theologen, Philosophen, Politikern, Erzählern und Künstlern – in Afrika wie anderswo in der Welt. Und gäbe es das Böse nicht, wir müssten es wahrscheinlich erfinden, denn keine Moral ließe sich ohne den Bezug zu einem – wie auch immer gearteten – „Anderen des Guten“ etablieren. Insofern gehört das Böse zum Guten wie das Hässliche zum Schönen und das Fremde zum Eigenen. Ihre Bilder konstituieren sich immer schon in Opposition zum jeweils Anderen, und ihre Inszenierung ist Teil der Dramaturgie einer jeden Kultur.

Africa Screams unternimmt einen Streifzug durch die alten und neuen Mythologien Afrikas, auf den Spuren des Bösen und des Schreckens, des Hässlichen und der Angst, die sich seit dem Siegeszug der Videotechnologie in immer fantastischeren Bildern und Erzählungen Bahn brechen und damit auch die Schattenseite der Moderne in den Blick nehmen: die Expansion der okkulten Ökonomien, die Metaphern der Hexerei, des Kannibalismus und der Zombifizierung.

Ausstellung und Buch sind ein erster Versuch, eine Kunst- und Kulturgeschichte des Bösen und des Schreckens für Afrika zu entwickeln – und zwar in den verschiedensten Medien und Künsten: vom Ritual und Maskenwesen über den Bereich der Populärkultur (Comics, Horrorvideos, Kalenderdrucke, Videoposter) bis hin zur Auseinandersetzung mit dem Schrecken und dem Unheimlichen in der zeitgenössischen Kunst.

Die Ausstellung entsteht als Koproduktion mit der Kunsthalle Wien, wo sie vom 5. November 2004 bis zum 5. Februar 2005 zu sehen sein wird. Daran anschließend wird sie im Kunstverein Aalen (3. April bis 12 Juni 2005) und im Museum der Weltkulturen in Frankfurt a. M. gezeigt (8. Juli 2005 bis 15. Januar 2006).

Nach der Afrikanischen Reklamekunst (2002) ist Africa Screams (2004) nun der zweite Teil der vom Iwalewa-Haus konzipierten Ausstellungs-Trilogie zur Moderne Afrikas. Sie wird 2006 mit Afropolis, einem Projekt über Stadterfahrung und Bildkunst ihren Abschluss finden. Zur Ausstellung erschien ein Katalogbuch mit 20 Textbeiträgen renommierter Autoren im Peter Hammer Verlag, Wuppertal. Umfang: 288 Seiten, davon 48 Seiten Farbtafelteil.

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