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FILMSCREENING
LES ¾ DE LA VIE (1971) & AVEC LE SANG DES AUTRES (1975)
15.12.2021, 18:00–20:00
Anlässlich der Ausstellung von Alan Michael zeigt die Halle für Kunst zwei Filme aus dem Umfeld des Arbeiter:innenfilmkollektivs Groupe Medvedkine Sochaux. Benannt nach dem sowjetischen Filmemacher Alexandre Medvedkine, schlossen sich seit 1968 Arbeiter:innen der Peugeot-Fabrik in Sochaux zusammen, um Filme zu realisieren. Eine weitere Gruppe hatte sich zuvor in Besançon in der Fabrik des Kunststoffherstellers Rhodiacéta gegründet. Begleitet von den französischen Filmemachern Chris Marker und Bruno Muel, produzierten die Medvedkine-Gruppen zwischen 1967 und 1975 vierzehn Filme. Die beiden Filme Les 3/4 de la vie (1971) und Avec le sang des autres (1975) zeigen – sowohl dokumentarisch als auch fiktionalisiert – den Arbeitsalltag und die Prozesse der Autoherstellung in der Peugeot-Fabrik in Sochaux. Als eine prototypische Ware der Nachkriegszeit ist das Auto Anlass, über den homogenisierenden Effekt von Arbeit, insbesondere der Arbeit am Fließband, nachzudenken. Deren Auswirkungen werden in den Filmen von den Arbeiter:innen als Filmemacher:innen nachvollziehbar gemacht.

Les 3/4 de la vie (1971), 18 min
Groupe Medvedkine Sochaux

Avec le sang des autres (1975), 49 min
Bruno Muel / Groupe Medvedkine Sochaux

Die Filme werden auf Französisch mit englischen Untertiteln gezeigt. Bei Bedarf kann eine deutsche Übersetzung der Untertitel zur Verfügung gestellt werden.
Mit freundlicher Unterstützung von Iskra, Ivry-sur-Seine.

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16.11.2021, 18:00
Lesung
OLIVER CORINO
In Zusammenarbeit mit dem Projekt Öffentlichkeiten zwischen Fakt und Fiktion der Leuphana Universität.

Anlässlich der Ausstellung von Alan Michael in der Halle für Kunst liest der Autor Oliver Corino aus dem neuesten Roman seiner gleichnamigen Buchreihe Architectural Fathers by Canary Wharf. Architectural Fathers by Canary Wharf: Project Birdcage ist eine fiktionalisierte Architekturkritik, die sich mit räumlichen und ökonomischen Folgen der Wirtschaftskrise 2008 auseinandersetzt. Ähnlich wie die symbolischen Räume in Alan Michaels Gemälden konstruiert der Roman symbolisch-fiktionale Anordnungen, in denen politische Realität und der Handlungsspielraum der fiktiven Figuren ineinander übergehen.

Die Lesung findet auf Englisch statt. Im Anschluss an die Lesung findet ein Gespräch auf Deutsch und Englisch zwischen dem Autor und Ann-Kathrin Eickhoff, Künstlerische Leiterin der Halle für Kunst Lüneburg, statt.

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31. Oktober 2021 – 19. Dezember 2021
Eröffnung: 30. Oktober 2021, 16:00 – 20:00

Austellung

Alan Michael. Playlife

Die Ausstellung Playlife zeigt eine Reihe von Malereien des schottischen Künstlers Alan Michael (*1967 in Glasgow, lebt und arbeitet in London), die seit den frühen 2000er Jahren entstanden sind. Alle Arbeiten zeigen dasselbe Motiv: in Straßen geparkte Autos, in deren Fenstern sich der Stadtraum spiegelt. Die Ausstellung versammelt eine Reihe von Gemälden von Gebrauchsgegenständen – Autos aus den 1990er und frühen 2000er Jahren, deren Form auf „klassischen“ Modellen der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts beruht. Das Design dieser Autos ist typisch für eine visuelle Bildsprache der frühen 2000er, eine Retroästhetik, die Mode, Produktdesign und Inneneinrichtung dieser Zeit prägte. 

Michaels Bilder zeigen sowohl Sehgewohnheiten als auch Methoden der Bildproduktion, wobei Malerei dabei eine unter vielen ist. Die Kunsthistorikerin Linda Nochlin schrieb 1971 über die fotorealistische Malerei als „neuen“ Realismus: „Der Neue Realismus hat den Mythos der Moderne vollständig gesprengt“ – und damit auch den verbliebenen Glauben an eine lineare Entwicklung der Malerei. Dieser Prozess führte letztendlich zu einer parallelen Gegenwärtigkeit von formalen Strategien. Michaels Praxis schließt formal an die Strategien des Fotorealismus an und beschäftigt sich mit Formen und Problemen des Sehens, wobei er eine ambivalente und höflich-distanzierte Perspektive dazu einnimmt. Seine Arbeiten sind dabei blinde Passagiere in einer Ökonomie, die sie darstellen und an der sie gleichzeitig teilhaben. Auf diese Weise offenbaren sie ökonomische Beziehungen und das Begehren, sich Geschichte und damit mögliche alternative Erzählungen einzuverleiben.

Anlässlich dieser Ausstellung hat Michael Kopien älterer Arbeiten angefertigt. In Bezug auf eine sich über zwanzig Jahre erstreckende Praxis erwägt die Ausstellung, was aussortiert, was wieder aktuell geworden ist, was verändert wird – und legt im Rückblick Strategien der Bildproduktion offen.

Das Jahresprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Sparkassenstiftung Lüneburg und die Hansestadt Lüneburg. Das Vermittlungsprogramm der Halle für Kunst Lüneburg e.V. wird ermöglicht durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die Ausstellung Playlife wird gefördert durch den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Hansestadt Lüneburg.