press release only in german

Am Freitag, den 15. November zwischen 19 und 21 Uhr eröffnet Albrecht Schnider in der Galerie Thomas Schulte eine Wandzeichnung im 9-Meter hohen Eckraum der Galerie. Mit der Übertragung einer seiner DIN A4-großen Zeichnungen in die Architektur der Galerie führt Schnider seine Fragestellung nach der Loslösung des Bildhaften einen neuen Schritt weiter.

Es ist die suchende, über ein Papier kreisende Bewegung seiner zeichnenden Hand, der Albrecht Schnider folgt, bis aus einer ununterbrochen gezogenen Linie und ihren fließenden Änderungen sich eine ovale Form aus dem Weiß des Blattes hervorschält und an einen Kopf oder Gesicht erinnert. Das, was eine Kontur zu sein scheint, ist eine Linie, die ihrer eigenen Spur folgte und zugleich von ihr abwich. Beginn und Endpunkt liegen in einer Umlaufbahn. Die Ränder des Linienbandes markieren ein Innen und Außen, einen Vorder- und Hintergrund.

Mit der Übertragung einer dieser DIN-A4-großen Zeichnungen in die Architektur des neun Meter hohen Eck-raumes der Galerie Thomas Schulte führt Schnider seine Fra-gestellung nach der Loslösung des Bildhaften einen neuen Schritt weiter. Die Betrachtung der Wandzeichnung wird zu einer körperlich-räumlichen Erfahrung. In der Bewegung durch den Ausstellungsraum, während der Suche nach einem idealen Betrachtungsstandpunkt, vom dem aus sich die ovale Form in ein harmonisches Antlitz wendet, erhält die Zeichnung skulpturale Dimensionen. Das schwarze, geschwungene Linienband scheint zum einen in die Wände des Raumes ein-graviert zu sein und zum anderen aus ihnen hervorzuspringen.

Auch die weiße, leere Fläche des Ovals, die sich aus einem hellgrauen Hintergrund sacht abhebt, dehnt sich zu zwei Seiten aus: in ein helles Volumen, das sich hüllenartig in den Ausstel-lungsraum wölbt, und in eine weiße, endlose Tiefe, die den Raum zur Bühne werden lässt.

Schniders überdimensionale Zeichnung in der White-Cube- und Schaufenstersituation des Eckraumes ermöglicht das Anknüpfen neuer Kontexte zwischen Kunst und Werbung: ästhetische Wirkungsweisen, Rezeption, Konsum und Metho-den von Präsentation. Obwohl diese Aspekte eine zusätzliche Sichtweise und Diskussion auf Schniders figurative, zeichnerische Arbeiten eröffnen, weisen diese hauptsächlich auf die Frage nach einem Verlust von Inhalten hin. Durch die Vergrößerung der zeichnerischen Form und Einfügung in die Architektur und ihrer städtischen Umgebung nimmt dieser Moment von Entleerung auch den Raum ein, in dem der Betrachter sich bewegt.

(Text: Birgit Szepanski)

Albrecht Schnider (geboren 1958 in Luzern, Schweiz) studierte an der Hochschule für Gestaltung sowie an der Universität in Bern. Er wurde ab 1988 mit verschiedenen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Eidgenössischen Kunststipendium 1989, 1990 und 1992 wie 1990 mit dem Stipendium des Istituto Svizzero di Roma und 1994 mit dem Manor-Kunstpreis Luzern. Die Kunsthalle Bern zeigte Schnider bereits 1998. Es folgten Einzelausstellungen in Luzern, Zürich, Solothurn und Aarau wie zuletzt 2011 in Berlin im Haus am Waldsee. Derzeitig bereitet Schnider eine umfangreiche Ausstellung für das Helmhaus in Zürich vor. Albrecht Schnider lebt und arbeitet seit 1998 in Berlin.

only in german

Albrecht Schnider
TOR

Künstler:
Albrecht Schnider