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Die Ausstellung mit den neuesten Werken von Albrecht Schnider schliesst an die Museumsretrospektive im Aargauer Kunsthaus im Jahr 2006 an und bildet gleichzeitig einen weiteren Höhepunkt in der seit 1989 angelegten Zusammenarbeit des Künstlers mit der Galerie. Bereits in der Aargauer Museumsretrospektive wurde die Vielfalt im künstlerischen Schaffen von Schnider deutlich. Die Genres der Landschafts- und Porträtmalerei, das grosse Konvolut an Zeichnungen und die immense bildnerische Spannkraft, welche Figuration und Abstraktion gleichermassen einschliesst, spiegeln die Lust des Künstlers an der Erprobung neuer malerischer Möglichkeiten wider. Nach den Worten Schniders geschieht „das Wichtigste“ auf dem Zeichenpapier. Zeichnen steht synonym für „Erfinden“ und birgt das spontane Potential, unmittelbar und skizzenhaft das auf Papier zu bringen, was später in konzentrierter und reinerer Form auf die Leinwand übertragen wird. Auf den neuesten Lackbildern überzeugt der makellose und homogene Farbauftrag. Durch den Einsatz der Metallfarben Gold, Silber und Bronze sowie durch die strenge Linienführung entsteht der Eindruck, als ob die Bilder industriell gefertigt wurden. Dies wird dem „peinturefeindlichen“ Anliegen des Künstlers gerecht, alles Handwerkliche, Narrative und Manieristische aus den Bildern zu verbannen. So wird auf einen pastosen Farbauftrag und das illusionistische Spiel von Licht und Schatten verzichtet. Vielmehr zielt das bildnerische Programm auf eine Reinheit ab, die sich auf das Sichtbare beschränkt. Das, was dargestellt wird, ist frei von metaphysischer Spekulation oder empirischer Referenz. Selbst die in Öl gemalten Landschaftsbilder, an denen der Künstler kontinuierlich seit Beginn seines Schaffens arbeitet, zeigen keine realen Motive. Schnider stellt „Ideallandschaften“ her, die er als „völlig ortlose, künstliche Konstrukte“, als „Modelle für Landschaften“, bezeichnet. Insofern spiegeln sie auch keine subjektive Stimmung oder spezielle Lichtsituation wider, sondern können als „blosse“ Komposition von Farbfeldern, als reine Formen, verstanden werden. Im Unterschied zu den Landschaften dominiert in den figürlichen Porträts und den ungegenständlichen Werken Weiss als chromatisches Phänomen. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass dem Künstler die geläufige Kategorisierung in abstrakte und figürliche Bilder widerstrebt. Er hält diese für anachronistisch und relativiert: „Es [ist] völlig egal, ob ein Bild gegenständlich oder abstrakt ist. Das ist doch alles ein grosses Experimentierfeld geworden“. Schnider fühlt sich also nicht mehr in eine verbindliche Tradition gestellt, sondern ist am „Verlust“ dieser Verbindlichkeit interessiert, wenn auch seine Denk- und Malweise stark von der kunstgeschichtlichen Tradition geprägt ist. Die „ungegenständlichen“ Bilder muten wie auseinandergefaltete Flächen an, die über den Bildrand hinaus gemalt sind. Ihnen haftet etwas Schablonenartiges und Artifizielles an. Die präzis gemalten Binnenränder changieren zwischen Krümmung und strengem, rechtem Winkel, wodurch kaleidoskopartige Strukturen entstehen. Wie in den Porträts werden auch in den „abstrakten“ Bildern die Farbflächen mit weissen Flächen konterkarriert. Dabei fungieren letztere als eigentliche Zentren des Bildes. Da sie über die ganze Bildfläche verteilt sind, heben sie jedoch jede Art von Zentrierung gleichzeitig wieder auf. Das Weiss wird zur eigentlichen Leerstelle, zu einem Nichts, das der Künstler “bildhafter“ und damit fassbarer zu machen sucht. Das Nichts scheint jedoch weniger für eine Negation des Sichtbaren zu stehen, als vielmehr für die Unendlichkeit des Raumes, aus dem jede endliche Form allererst hervorgeht.

Birgid Uccia

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Albrecht Schnider "VIDE!"
Kuratoren: Birgid Uccia, Bob van Orsouw