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Mit dem Projekt «A Portrait, a Story, and an Ending» des aus Uruguay stammenden Künstlers Alejandro Cesarco (geb. 1975 in Montevideo, lebt und arbeitet in New York) findet in den der öffentlichen Bibliothek der Kunsthalle Zürich zugedachten Räumlichkeiten eine Überlagerung mit einer Ausstellung statt. Cesarco hat für seine Präsentation drei neuste, voneinander unabhängige Arbeiten zusammengebracht, die verschiedene literarische Modi aufgreifen und die räumlich in einer losen Erzählung verbunden zu sein scheinen. Die Ausstellung beginnt eine Serie künstlerischer Eingriffe in die zukünftige öffentliche Bibliothek der Kunsthalle Zürich, die sich mit der Nutzung dieses Raumes auseinandersetzen und dessen Bedeutungszuschreibung erweitern.

Alejandro Cesarcos Arbeiten sind geprägt von konzeptuellen Strategien. In seinen Textarbeiten, Fotografien, Videos, Künstlerbüchern und Installationen verbindet er Sprache mit Bildern, konstruiert Narrationen und stellt thematische Bezüge zur Populärkultur, Kunstgeschichte und Literatur her. Es sind Fragen nach der Beziehung von Lesen und Sehen, nach der Verschränkung von Erinnerung und Geschichte, Fiktion und Fakten, Autorschaft und Subjektivität, die Art und Weise wie verschiedene narrative Strukturen Bedeutung hervorbringen können und wie Bedeutung empfunden wird.

Julie Ault, Künstlerin, Schriftstellerin, Kuratorin und Mitbegründerin des von 1979 bis 1996 existierenden New Yorker Kollektivs Group Material, ist Gegenstand der Arbeit A Printed Portrait of Julie Ault (2013). Das Werk ist eine Referenz auf Untitled (Portrait of Julie Ault) (1991) von Felix Gonzalez-Torres, in dem sich, einem Fries ähnlich, Namen und Ereignisse, gefolgt von Jahreszahlen, entlang der Raumdecke ziehen und auf wichtige Momente in Aults Leben verweisen. Im Gegensatz zu diesem „Porträt“ anhand zeitlicher Ereignisse, zeichnet Cesarco mit mehreren Auszügen aus Texten Aults ein literarisches Bildnis von ihr. In der Präsentation an einen Familienrahmen erinnernd konstruiert der Künstler eine Genealogie und sieht in den kritischen Schriften Aults eine moderne Form der Autobiographie.

Die Videoarbeit Shortly After Breakfast She Received The News (2013) präsentiert eine Mikro-Erzählung, die den Moment aufgreift, kurz nachdem eine Nachricht eingetroffen ist – ein Moment, an dem etwas endet und gleichzeitig etwas beginnt. Von welcher Natur die Neuigkeiten waren und die daraus resultierenden Folgen bleiben offen, wie auch die Reaktion der angedeuteten, weiblichen Figur: Was die Kamera zeigt, ist das Zurückgelassene.

Cesarco arbeitet an einer fortlaufenden Serie von Verzeichnissen für Bücher, die er noch nicht geschrieben hat und wohl auch nie schreiben wird. Als vierter der Serie entstand die sechsteilige Arbeit Index (An Orphan) (2012), ein detailliertes Verzeichnis das sich auf die Erfahrung von Trauer und den Verlust der Kindheit bezieht und darauf, wie es ist, als Erwachsener ein Waise zu werden. Der Künstler verein darin vielfältige Referenzen und Themen, so zum Beispiel: „delusions [Täuschungen, Wahnvorstellungen], 19, 55, 63“, „Sadness [Traurigkeit], 40, 80“, „Paco Rabanne (perfume), 76“ oder „sail boats [Segelschiffe], 13, 70, 88“, Verweise auf Kinderfilme wie „Wizard of Oz, The (Fleming), 32“ oder „Rescuers, The (Disney), 10“, begleitet von Namen von Philosophen, Künstlern, Schauspielern, Regisseuren oder Psychiatern.

2011 wurde Alejandro Cesarco für die Präsentation an den Art Basel Statements mit dem Baloise Kunst-Preis ausgezeichnet und vertrat Uruguay 2011 an der 54. Biennale di Venezia.

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ALEJANDRO CESARCO. A PORTRAIT, A STORY, AND AN ENDING

Künstler:
Alejandro Cesarco