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Aleksandra Domanovic. Kalbträgerin
2. Juni bis 24. September 2017

Aleksandra Domanović (geb. 1981 in Novi Sad, Jugoslawien) entwickelt in ihrer Kunst einen forschenden Blick auf verschiedenste Phänomene unserer Gesellschaft(en): auf Kulturtechniken, wissenschaftliche und technische Entwicklungen, Geschichte und Kultur, auf Populärkultur oder auf die Prägung nationaler und kultureller Identität. Ausgangspunkt ist dabei häufig der Blick auf die Geschichte und Gegenwart ihrer Heimat. Manche ihrer Arbeiten sind daher geprägt durch die eigene Biografie, geben aber ein universelles Beispiel für Untersuchungen zu nationaler und kultureller Identität, Individualität, kollektivem Bildgedächtnis und Erinnerungskultur. Ihre subtilen, feinsinnigen Werke sind präzise konzipierte Erzählungen, die durch die Nutzung von ikonischen Bildern oder Abbildungen, die aus anderen Kontexten kommen, visualisiert werden.

Für die Ausstellung Kalbträgerin in der Bundeskunsthalle entwickelt Domanović eines ihrer Themen, Bulls Without Horns, weiter und beschäftigt sich mit einer wissenschaftlichen Forschung, einem Experiment aus unserer Gegenwart, in dem es um die Züchtung bestimmter Merkmale bei Rindern, wie das Fehlen von Hörnern, geht. Sie überträgt dieses Thema – neben den präsentierten Farbfotografien – auf Skulpturen, die sie mit Hilfe des Computers modelliert, im 3D-Druckverfahren herstellt und in synthetischem Gips abformt. Ihre Votivstelen sind transformierte Darstellungen des griechischen Moschophoros (Kalbträger) aus dem 6. Jh. v. Chr., der im sogenannten Perserschutt gefunden wurde – entstanden durch Aufräumarbeiten auf der Akropolis von Athen nach Plünderung und Zerstörung der Heiligtümer während der persischen Besetzung 480/479 v. Chr. So verbindet die Künstlerin Wissenschaft und Kultur aus verschiedenen Epochen miteinander und hinterfragt subtil und poetisch Normen und Schönheit außerhalb von Normen.