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Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit fertigt der Schweizer Künstler Alex Hanimann (geb. 1955) Zeichnungen. Auf ihnen finden sich, mit einfachen Blei- oder Filzstiften umrissen, Figuren aus Tier- und Menschenwelt, Schemata und Wortskizzen. Hanimann zeichnet selber, paust, fotokopiert oder arbeitet mit Scanner und Computer. In der Aneignung von Motiven aus Medien wie Lexika, Zeitungen und Lehrbüchern produziert er Blätter, die in ihrer formalen Einfachheit ein sofortiges Verstehen nahe legen. Andererseits verwickelt der Zeichner die Figuren in Situationen und Konstellationen, die die Festlegung des Dargestellten auf einen Sinn leer laufen lassen: Tiere verstricken sich in Schlaufen, Wörter behaupten ihr Gegenteil, Figuren werden auf Podeste gestellt. Der sich einstellende Orientierungsverlust wird durch die Zusammenfügung der Blätter in große Blöcke oder Mengen gesteigert. Die Fülle der Zeichnungen lässt so einen Kosmos von Verweisen und Andeutungen entstehen, der beständig ein System nahe legt, sich aber nicht in eines auflösen lässt.

In diese Menge von Informationen ohne Mehrwert reihen sich auch die Wandmalereien und Wortarbeiten des Künstlers, in denen Begriffe und Sätze Ansichten suggerieren, jedoch endgültig verwehren. Bild und Text laufen auseinander vorbei, sind aber in der Gleichzeitigkeit des Blattes in eine widersprüchliche Einheit verschränkt. Trotzdem die Blätter eine Festlegung auf Bedeutung verweigern, eröffnen sie doch einen Raum für Kommunikation. Auf einer Ebene, die weniger logisch als außerrational zu nennen wäre, freundet man sich mit den 'unsinnigen‘ und teileweise absurden Zeichen an und beginnt, den Reichtum einer Welt zu ahnen, welche die Zeichen im Alltag zwar nicht bedeuten, aber doch beinhalten. Zugleich schafft Hanimann eine Parallelwelt, die die alltägliche, unüberschaubare Masse von Systemen und Informationen, für die das Internet beispielhaft stehen kann, paraphrasiert.

Für den Ausstellungsraum des Kunstvereins entwickelt Hanimann eine Zeichnungsinstallation. Die Blätter, die der Künstler weder datiert noch betitelt, werden auf Tischen, die aus alten Schultafeln gebaut werden, ausgelegt. Für den Betrachter bietet sich so eine große horizontale Fläche von Zeichnungen. Die gewählte Präsentationsform hebt hervor, dass Hanimanns Werk Meinungs- und Informationsbildung auf einfache Weise provoziert und konterkariert. Die Komplexität seiner Arbeit, die ein Lernsystem nahe legt, wird potenziert durch die lose Auslage von Bedeutungsfragmenten, die der Besucher im Abschreiten der Tische erfassen kann.

Den zweiten, kleinen Ausstellungsraum wird Hanimann mit dem ihm eigenen, hintergründigen Humor für den Wechsel der Relitätsebenen von dem fiktiven Raum der Zeichnung zu der medialen des dokumentarischen Videos nutzen.

Publikation Zur Ausstellung wird eine Puplikation im Verlag für moderne Kunst Nürnberg erscheinen, die die Installation im Westfälischen Kunstverein dokumentiert.