press release only in german

Alexander Wolff (*1976) setzt sich in seiner Arbeit mit den Bedingungen und Konventionen heutigen ‚Kunstmachens’ ebenso sinnlich wie konzeptuell auseinander. Seine, die gesamte Spannbreite von der Moderne als überindividuellen Lebensentwurf bis zu den 1980er Jahren als Revival des Individualistischen aufrufenden, ebenso improvisiert wie klassisch wirkenden Bilder, Skulpturen, Videos und Installationen schaffen immer wieder neue Situationen aus dem Material des Gegebenen. Aus Bühnenbildern, Wohnungsausstellungen und Zeitschriften, die Wolff mit entwirft, spricht eine überbordende Energie und befreiende Neugier, die sich im Kern wieder um die Frage, was Kunst und Kultur heute sein können, bemüht.

Der Kunstverein hat Alexander Wolff eingeladen, die derzeitige, ambivalente Situation des Landesmuseums zwischen Abriss einerseits und 100jährigem Jubiläum andererseits zu reflektieren. Bei seiner ersten Begehung zur Zeit des Abbaus der ständigen Sammlung bot sich ihm die melancholische und doch spannungsvolle Stimmung einer Entauratisierung von Kunst und einer architektonisch-skulpturalen Situation, bei der Vitrinen, Rahmen und Reste von Ausstellungs-einbauten gleichwertig mit abgehängten Exponaten zu sehen waren. Zugleich erschien der 1970er Jahre-Neubau wie ein denkwürdiges Relikt einer derzeit fortschrittlichen Avantgarde. In der Installation im Ausstellungssaal des Kunstvereins nimmt Wolff nun verschiedene Spuren dieser Situation auf und überführt sie in ein ornamental und farbig kongruent gefasstes Gesamtbild. Das Wandbild auf der abgetreppten Innenwand inkorporiert die Supraporten von Josef Albers, die sich hinter ihm außen auf der Fassade des Museums befinden; eine Serie von Bildern bezieht sich auf die markanten Deckenmodule von Vortragssaal, Bibliothek und Kunstvereinsraum; eine Skulptur verarbeitet längliche Rahmen, die im Museum als improvisierter Lichtschutz vor die Fenster gehängt wurden. Behelfskonstruktionen der Präsentation, unbeachtete Details der Architektur, aber auch bald im Depot verschwindende Werke werden Gegenstände der vielfältigen Montage, die wie der Raum des Kunstvereins selber, von einem bestimmten Kulturverständnis erzählen.

Weiterhin verbindet sich die Situation vor Ort mit der Lebenssituation des Künstlers in Berlin, wenn er in seinem Video Tänzer in den Räumen des Landesmuseums mit Straßenszenen des Berliner Ostens kombiniert und der PVC-Boden des Badezimmers des Künstlers aus der Wohnung, aus der er wegen Sanierung ausziehen muss, in ein Bild verarbeitet wird. Abbruch und Aufbruch werden so Momente einer Gesamtsituation, die weiterreichend einen Augenblick der ebenso individuellen wie allgemeinen Geschichte evoziert.

only in german

Alexander Wolff
Fragmente der Geschichte für Sie zur Wiederholung
als Performance