401contemporary, Londonprojects

401contemporary/LONDONprojects
SW1Y 6BU London

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artists & participants

curator

press release only in german

Mit Adolf Luther und Alicja Kwade werden zwei Künstler verschiedener Generationen gegenübergestellt, die sich beide mit den Themen Raum, Licht und Zeit auseinandersetzen.

Adolf Luther (1912-90 in Krefeld, Deutschland) gehört zu den radikalen Vertretern der Lichtkunst der 60er-Jahre. Seine Hohlspiegelobjekte verstand er als Instrumente, die Licht als reine Energie im Raum sichtbar machen sollten. Natürliches Licht begriff er nicht als ästhetische Erscheinung, sondern als Gegenpol zur materiellen Welt – als Phänomen, das den Raum zwischen Bildobjekt und Betrachter definiert und das an keinen Bildträger gebunden ist. Einen leeren Raum empfand Luther deshalb nicht als leer, sondern erfüllt mit Licht, dessen Verlauf und Eigenschaften er durch Rauch, Glas oder Spiegel visualisierte, was seine Nähe zu ZERO-Künstlern wie Otto Piene, Gerhard Mack und Günther Uecker demonstrierte. Bei 401Londonprojects sind drei Hohlspiegelobjekte in Form von Wandobjekten und einer „Hängelinse“ ausgestellt, mit denen der Raum nach Luthers Verständnis „artikuliert und aktualisiert“ wird.

Auch Alicja Kwade (geb. 1979 in Kattowitz (PL), lebt und arbeitet in Berlin) beschäftigt sich in einer minimalistischen Ästhetik mit der Wahrnehmung von Licht, Zeit und Raum. In London bringt sie zwei vertikal gehängte Neonröhren einander gegenüber an, die genau gleichzeitig flackern und ein Knallen von sich geben. Was normalerweise zufällig geschieht, wird hier durch einen Impulsunterbrecher gesteuert und per Verstärker hörbar gemacht. Eine weitere Arbeit besteht aus senkrecht auf dem Boden stehenden gebogenen Glasscheiben, vor denen eine Art-Deko-Lampe platziert ist. Die Krümmung des Glases bewirkt, dass die Lampe sich mehrfach darin spiegelt. Beim Umwandern der Installation gerät das Licht in Bewegung, der Leuchtkreis scheint sich zu teilen. Je nach Standort sieht man die Lampe doppelt, dreifach oder gar nicht. Kwade zieht damit eine Parallele zu der Beobachtung von Sternen – dort, wo man einen Stern meint verorten zu können, sitzt man einem Trugbild auf: Das Licht, das von dem Himmelskörper ausgeht, wird durch die Raum-Zeit-Krümmung abgelenkt; der Stern ist gar nicht dort, wo wir ihn von der Erde aus sehen.

Im Gegensatz zu Adolf Luther, der mit Licht als natürlicher ‚Materie‘ arbeitete, stellt Alicja Kwade Situationen mithilfe künstlicher Lichtquellen her, deren elektromagnetische Wellen sie zum Teil auch tonal in den Raum überträgt. So ermöglicht sie die Wahrnehmung purer Energie – ein Anliegen, das wiederum auch für Luthers künstlerisches Schaffen zentral war. Die Gegenüberstellung beider Künstler verdeutlicht die Faszination für Wahrnehmungsprozesse, die seit Anfang der 60er Jahre bis heute unterschiedliche, doch im ästhetischen und geistigen Ansatz verwandte Umgangsweisen mit physikalischen Transformationsprozessen hervorbringen.

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Berlin based gallery 401contemporary is pleased to bring Adolf Luther and Alicja Kwade face to face in its London project space — two artists of different generations who both grapple with the themes of space, light and time.

Adolf Luther (1912-90 in Krefeld, Germany) is one of the radical representatives of the light art movement of the 1960s. He saw his concave mirror objects as instruments for making light visible as pure energy in space.

Alicja Kwade (born in 1979 in Kattowitz (Poland), lives and works in Berlin) also deals with the perception of light, time and space using a minimalist aesthetic.

The juxtaposition of the two artists illustrates the fascination with processes of perception, which from the beginning of the 1960s to today have produced diverse ways of dealing with physical processes of transformation that are nonetheless related in their aesthetic and intellectual approach.

only in german

380 - 750 nm
Alicja Kwade, Adolf Luther
Kurator: Gesine Borcherdt