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Eröffnung 23. Nov 2007, 19-21 Uhr

Amelie von Wulffen stellt zum ersten Mal seit 5 Jahren wieder in Berlin aus. Sie ist ein heimliches Vorbild im zeitgenössischen Kunstbetrieb. Heimlich, weil sie sich nicht performativ zur Schau stellt. Vorbild, weil ihre Arbeiten alle Fragen zur Kunst heute stellen und das seit Beginn ihrer künstlerischen Karriere. Ihre Arbeiten sind weder gute Fotografie, noch gute Malerei im akademischen Sinne. Ihre Arbeiten sind flüchtige Momentaufnahmen, sie wirken lapidar, oder profan jedoch nie trivial. Amelie von Wulffens Arbeiten sind persönlich, aber nicht privat. Zwingt Privates den Betrachter doch in die Rolle einer schamlosen Komplizenschaft.

Auch ihre neuen Arbeiten, die in der Galerie Crone zu sehen sein werden, sind in Anlehnung an ihr persönliches Umfeld entstanden. Es sind Bilder von denen sie in ihrer Kindheit umgeben war und die sie sich in großen Schwarz-Weiß-Abzügen fotografisch aneignet, um diese im „Labor“, ihrem Atelier, zu untersuchen und durch farbige Retuschen oder papierene Rahmungen zu kommentieren. Ihre Untersuchungsergebnisse sind Versuchsanordnungen, die auf einem skizzenhaften Ansatz beruhen, einem wie ihn zeitgenössische Kunst heute bieten kann. Ihre Zeichnungen lassen Lücken, durch die man auf das blicken kann, was immer schon vollkommener da war. Lücken zu klein für Fluchtwege, aber groß genug für einen Ausblick (nach Hannes Böhringer).

Die Arbeiten bewegen sich auf den Ebenen von Romantik, nachempfundenen Stimmungen und assoziierten, narrativen Bildwelten. Damit liefert sie die Folie für die eigene Reise in die Bilderwelt unserer Kindheit. Für sie waren es u.a. Zeichnungen des Illustrators Paul Flora und von Alfred Kubin oder die Bilder eines malenden Freundes der Familie, dessen im Krieg gemalte Ansichten der böhmischen Heimat der Großeltern oder des von den Deutschen eroberten Paris in den 40er und die abstrakten- und Blumenbilder des gleichen Malers aus den 50er Jahren. Es erscheinen die „Größen“ der Eltern, neben Kinderbuchillustrationen und ein Auftragsportrait der Eltern von ihrer Tochter. In lockerer Film-Screen-Hängung bilden sie den Fluss vergegenwärtigter Vergangenheit, unterbrochen von Bildern einer Zugreise. Anders, als in vielen vorausgegangenen Ausstellungen bildet diesmal kein dekorierter Ausstellungsraum den Hintergrund für ihre Papierarbeiten, es bleibt bei der White Cube-Laboratmosphäre.

Viele von Amelie von Wulffens Zeitgenossen berühren Fotoarbeiten mit malerischen Gesten, doch anders als die meisten dieser Fotobemalungen, deren überproportionaler Behauptungscharakter einen oft nötigt, Abstand zu nehmen, wollen Amelie von Wulffens Arbeiten, Schicht für Schicht, entdeckt werden. Bei der Reise mit und in Amelie von Wulffens Bilder ist ein Stück Eigenleistung gefragt da ihre Bildsprache medial nicht vorgekaut ist, das macht diese zerbrechlich. Wer sich aber einmal auf ihre Arbeiten eingelassen hat, dem bereichern sie das eigene, imaginäre Bilderarchiv und entwickeln dort ihren Mehrwert.

Text: Christoph Bannat

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Amelie von Wulffen