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ArteF Galerie für Kunstfotografie widmet ihre neue Ausstellung dem grossen Traum Amerika, erzählt von den legendären Fotografen und Fotografinnen Robert Capa, Margaret Bourke-White, Mike Disfarmer, Walker Evans, Lewis Wickes Hine, Dorothea Lange, Russell Lee, Gordon Parks, Ben Shahn, Eugene Smith, die mit ihren epochemachenden Bildern selber Geschichte schrieben.

194’000 m³, unglaubliche 239 Meter lang, ein Durchmesser von 40 Meter und angetrieben von acht Maybach-Motoren mit je 570 PS – das sind die Zahlen des Goodyear-Luftschiffes U.S.S Akron, das Margret Bourke-White 1931 spektakulär kurz vor dem Start seiner Jungfernfahrt ablichtete. ArteF zeigt die Vintage-Fotografie im genieteten Originalrahmen aus Duraluminium, dem gleichen Material wie die Rahmenkonstruktion des Luftschiffes. Nur zwei Jahre später, 1933, versinkt die U.S.S. Akron, das grösste Luftschiff der Welt, mit 73 Menschen im Atlantik.

Neben dieser geschichtsträchtigen Fotografie spiegeln sich in rund 50 weiteren Bildern der Ausstellung Glanz und Glamour der Metropole New York, Existenzkampf und Elend in den Jahren der Great Depression, Krieg und Tränen, aber auch der Kampf um Freiheit und Bürgerrechte in der Rebellion der 60er Jahre. Jede Fotografie ist eine Momentaufnahme amerikanischen Lebensgefühls und gleichzeitig eine unverwechselbare Visitenkarte der Fotografen, die sie machten.

Gemeinsam ist allen Bilder ihr Dokumentarcharakter, der mit der sogenannten „straight photography“ im Amerika der 20er Jahre seinen Aufschwung erlebte. Sie vollendete sich im Projekt der FSA (Farm Security Administration), einer gigantischen Untersuchung über die Lebensbedingungen in den riesigen landwirtschaftlichen Gebieten der USA. Dazu wurden zwischen 1935-1944 Fotografen und Autoren engagiert, um die Notlage der Farmer zu dokumentieren und darüber zu berichten. Walker Evans, Dorothea Lange, Ben Shahn, Russell Lee und Gordon Parks gehörten zum festen Bestand der Fotoabteilung des FSA. Ihre Bilder haben das Bild der amerikanischen Wirtschaftskrise weltweit geprägt. Gordon Parks, der erste schwarze Fotoreporter des Magazins „LIFE“, wurde darüber hinaus zum Chronisten der Bürgerrechtsbewegung und der Black Panther. Seine Aufnahmen vom politisch kämpferischen Malcolm X und dem real im Boxring kämpfenden Mohammed Ali mit seinem unbändigem Selbstbewusstsein und Siegeswillen illustrieren das Erstarken eines neuen schwarzen Selbstverständnis im Amerika der 60er Jahre.

Zu den Künstlern

Robert Capa (1913-1954) ist der Inbegriff der Reportagefotografie und sicher der berühmteste Kriegsfotograf des 20. Jahrhunderts. Er hat den Spanischen Bürgerkrieg, den zweiten chinesisch-japanischen Krieg, den Zweiten Weltkrieg in Europa, 1948 den arabisch-israelischen Krieg und den ersten Indochina Krieg in meist lebensbedrohlichen Einsätzen dokumentiert. 1936 entsteht im Spanischen Bürgerkrieg die Aufnahme eines tödlich getroffenen Regierungssoldaten, die Capa über Nacht berühmt macht. Von 1941-1945 arbeitet er als Kriegsberichterstatter im Auftrag der Magazine »Life« und »Collier's«; 1947 gründet er zusammen mit Henri Cartier-Bresson, David Seymour, George Rodger, Bill und Rita Vandivert die Bildagentur »Magnum« . 1954 engagiert ihn »Life« für eine letzte Reise nach Indochina. Dort tritt er auf eine Landmine und stirbt - im Tod immer noch die Kamera umklammert.

Margaret Bourke-White (1904-1971). Ihre spektakulären Aufnahmen von Industrieanlagen stellten einen neuen fotografischen Zugang zur rasanten Wirtschaftsentwicklung der Vereinigten Staaten dar. 1937 erschien ihr Bildband über die Lebensbedingungen der Feldarbeiter im Süden der USA. „You have seen their faces“ gilt als eines ihrer wichtigsten Werke. 1941 ging sie für »Life« nach Moskau und dokumentierte die deutschen Luftangriffe. Als Fotografin der US-Luftwaffe war sie bei der Befreiung der Konzentrationslager in Deutschland anwesend. Ihr Bild „Die lebendigen Toten von Buchenwald“ von 1945 ist eine der berühmtesten und beeindruckendsten Fotografien des 20. Jahrhunderts.

Mike Disfarmer (1884-1959) hat in der Kleinstadt Heber Springs in Arkansas das Leben und die Gefühle der Menschen des ländlichen Amerika zwischen 1939-1945 in sensiblen und ausdrucksstarken Bildern eingefangen. Die herausragenden Porträts des skurillen Einzelgängers und fotografischen Autodidakten wurden erst lange nach seinem Tod in den 70er Jahren entdeckt. Fotokenner preisen seine brillianten schwarzweiss Porträts heute als bahnbrechende Entdeckung in der Geschichte der amerikanischen Fotografie.

Walker Evans (1903-1975) wurde berühmt für seine Fotografien des ländlichen Südens Amerikas während der Great Depression für die Farm Security Administration (FSA). Zusammen mit James Agee veröffentlichte er 1941 einen Grossteil dieser Arbeiten in dem legendären Bildband “Let Us Now Praise Famous Men”. Das Buch erwies sich langfristig als der bedeutendste Beitrag Amerikas zur sozialdokumentarischen Photographie des 20. Jahrhunderts.

Lewis Wickes Hine (1874-1940) arbeitete als Zeichenlehrer, Sozialarbeiter und Fotograf. Fototechnisch ein Autodidakt, setzte er die Kamera als Waffe im Kampf um soziale Gerechtigkeit ein. Als Fotograf für das National Child Labor Committee (NCLC) dokumentierte die Kinderarbeit in den USA zu Anfang des 20. Jahrhunderts, um ein Gesetz gegen Kinderarbeit zu bewirken, was ihm auch gelang.

Dorothea Lange (1895-1965) dokumentierte für die Farm Security Administration (FSA) die Massenverelendung weiter Bevölkerungsschichten während der Great Depression in den 1930er Jahren. In diesem Rahmen machte sie 1936 ihr berühmtestes Bild Migrant Mother. Ihre Fotos "vermenschlichten" die Tragödie, das Abstraktum Armut bekam ein Gesicht. Langes Aufnahmen haben die Dokumentarfotografie nachhaltig beeinflusst. Sie prägten die kollektive Vorstellung von der Depressionszeit in den USA und sind bis heute enorm populär.

Gordon Parks (1912-2006) wurde bekannt als der erste schwarze Fotograf und Filmregisseur, der internationale Beachtung fand. 1942 entstand seine berühmteste Aufnahme: American Gothic, ein Portrait der Putzfrau Ella Watson in der FSA, die erschöpft mit einem Wischmop in der einen Hand und einem Besen in der anderen vor einer amerikanischen Flagge stand. 1948 wurde er als erster schwarzer Fotograf fester Mitarbeiter beim damals führenden Fotomagazin »Life«. Bis 1972 dokumentierte er für das Magazin die Armut und die Rassendiskriminierung in den USA und der Welt. Parks war in engem Kontakt mit den bekanntesten Protagonisten der Bürgerrechtsbewegung wie Malcolm X, Muhammad Ali, Eldridge, Kathleen Cleaver und hatte Zugang zu den Black Panther. Er war der erste schwarze erfolgreiche Filmregisseur Hollywoods. Mit dem Detektiv John Shaft in dem Blaxploitation-Film Shaft schuf er 1971 den ersten afroamerikanischen Kinohelden.

Eugene Smith (1918-1978) wurde berühmt für seinen kompromisslosen Fotorealismus und seine aufrüttelnden Reportagen des 2. Weltkrieges. In seinem Andenken wurde der renommierte Eugene Smith Preis (der “Nobelpreis” der Fotografie) ins Leben gerufen, der seit den 80er Jahren weltweit Fotografen für eine “Humanistische Fotografie” auszeichnet.

Russell Lee (1903-1986) war ursprünglich ausgebildeter Chemiker. 1936 wurde er Mitglied des Fototeams der FSA unter Roy Stryker. Er hat einige der bekanntesten Bilder im Rahmen des Projekts gemacht, unter anderem die Alltagsstudien in San Augustine, Texas von 1939 und Pie Town, New Mexico ,1940. 1939 entstand sein berühmtestes Bild: Migrant Child Returning Home from Fields, Prague, Oklahoma, das die Probleme der Kinderarbeit im ländlichen Amerika thematisiert.

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AMERICAN STORIES 1930-1970
Vintage prints

mit Robert Capa, Margaret Bourke-White, Mike Disfarmer, Walker Evans, Lewis Hine, Dorothea Lange, Russell Lee, Gordon Parks, Ben Shahn, Eugene Smith