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Anatolij Shuravlev (geb 1963 in Moskau, lebt in Berlin und Moskau) bedient sich in seinen Arbeiten verschiedenster Medien, wie Malerei, Aquarell, Fotografie und neuerdings auch Video, die er auf vielfache Weise miteinander verschränkt. Die Basisidee der Arbeiten seiner aktuellen Ausstellung besteht in der Konfrontation von Malerei und Fotografie. Reproduktionen von Architekturaufnahmen verschiedener Bauepochen werden einem mehrstufigen Überarbeitungsprozess ausgesetzt, der unter anderem die Übermalung durch Aquarell und das Wiederabfotografieren mit einschließt. Schließlich entstehen große fotografische Tableaus. Interessanterweise entwickeln diese fortgrafischen Arbeiten durch den kalten und laut Vilem Flusser auf Zufall beruhenden Prozess technischer Apparate eine im Verhältnis zur Malerei größere Taktilität und Empfindsamkeit, wodurch der Malerei quasi neue Möglichkeiten entstehen. Daher unterzieht Shuravlev die fotografischen Abzüge einer letzten malerischen Überarbeitung durch Acrylfarbe.

Der Werkkomplex reflektiert - wie dies für Shuravlevs gesamtes Werk charakteristisch ist - die mediale Bedingtheit des Bildes. So hat er etwa in früheren Serien Gravuren, die als Ergebnis der ersten ethnologischen Forschungsreisen nach Ägypten oder Brasilien entstanden, abfotografiert und fototechnisch so bearbeitet, dass die Strichführung der Gravur sich auflöste zugunsten einer diffusen, fotografisch anmutenden Darstellung dieser Orte zu einer Zeit, als es die Fotografie als technisches Medium noch nicht gab (“Unmögliche Fotografie"). Immer enthalten die Darstellungen dieser den Reisenden fremden Kulturen auch eine ideologische Sicht im Sinne der Wahrnehmung und Darstellung des “Anderen". Andere Projekte, die sich ebenfalls mit dieser Frage nach der “Politik der Repräsentation" auseinandersetzen, bezogen sich auf Skulpturen, Reproduktionen und Illustrationen in Büchern, usw.

Im Falle des vorliegenden Projektes mit Malerei und Fotografie handelt es sich um eine neue Entwicklung innerhalb seiner Arbeit, die die Frage nach der Realität des malerischen Bildes und des von Hand gefertigten Artefakts reflektiert.

Im Rahmen der 1st Moscow Biennial of Contemporary Art ist noch bis zum 28. Februar 2005 Anatolij Shuravlevs Projekt "Infrathin" sehen. Bei seiner Ausstellung in der Galerie Meile handelt es sich um seine dritte Einzelpräsentation in unserer Galerie.

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Anatolij Shuravlev