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Die Galerie Max Hetzler zeigt neue Gemälde von André Butzer in den Galerieräumen in der Zimmerstraße.

André Butzers Gemälden liegt ein ganz eigener Kosmos zugrunde: die fiktiven Städte Annaheim (Deutschkalifornien, in Anlehnung an Disneyland in Anaheim) und Nasaheim (Weltall), die von Schande-Menschen, H-Menschen und Friedens-Siemensen bewohnt werden. Stellte er bisher vor allem diese Figuren in seinen Bildern vor, sind sie in den neuen Gemälden nicht mehr so präsent. Stattdessen durchziehen plötzlich eckige Linien das farbenfrohe Chaos. Selbst „Lisi Apfelbaum III“ wird von den Linien in Beschlag genommen – oder gibt den Blick frei auf ihr künstliches Inneres.

Die farbigen Linien lassen an elektrische Kabel denken, und so an eine mit Technologie überzogene Welt – jedoch wird die „N-Technologie“ in Nasaheim von toten Körpern bevölkert. Die organischen Formen lassen sich nicht in Strukturen zwängen, sondern durchbrechen sie.

Auch das „Gehirnzentrum von A. B.“ ist verkabelt, erinnert an Schaltstellen im Computer und lässt vordergründig an künstliche Intelligenz denken, die allerdings die chaotischen menschlichen Erinnerungen, die hinter den Kabeln hervorquellen, nicht in Schach halten kann. Die Linien vernetzen die Dinge nicht miteinander, sie schaffen es auch nicht, Struktur zu schaffen – sie verstricken sich in einem unlösbaren Kabelsalat.

Selbst beim lieben Gott geht einiges durcheinander: Gott erscheint als ein Friedens-Siemens mit Perücke, der in Nasaheim angekommen ist und Schrebersche Strahlen nach Annaheim aussendet, in denen sich allerlei Gestalten tummeln – eine Utopie. Gott und die Gestalten sehen ganz glücklich aus.

Ein Bild scheint völlig aus dem Zusammenhang der Ausstellung zu fallen, selbst ein Titel fehlt. In der düsteren monochromen Malerei lassen sich jedoch die gleichen pastosen Strukturen zurückfinden wie auf den anderen Gemälden – so scheint die leichte Bedrohung, die in den farbigen Bildern mitschwingt, hier wahr geworden zu sein und Butzers utopische Welt nach der die Farben verdunkelnden Katastrophe zu zeigen.

André Butzers „Science-Fiction-Expressionismus“ (Thomas Winkler) macht mit den kabelartigen Strukturen über dem Farbchaos einen Schritt weg vom Figurativen hin zur Abstraktion; doch generiert das Chaos immer wieder neue Figuren, die sich den Weg an die Gemäldeoberfläche bahnen.

Dies ist die dritte Einzelausstellung von André Butzer in der Galerie Max Hetzler. 1996 gründete der Künstler mit einer Reihe anderer Künstler und Künstlerinnen die bis zum Jahr 2000 bestehende Akademie Isotrop in Hamburg, ein Lehrinstitut, das von den Beteiligten unabhängig und selbstverwaltet geführt wurde und sich auf Ausstellungen im In- und Ausland präsentierte. Im Kunstverein Heilbronn fand 2004 eine wichtige Einzelausstellung statt. Des Weiteren beteiligte André Butzer sich an Gruppenausstellungen im Museum der Moderne Salzburg, Carré d’art-Musée d’art contemporain de Nîmes, Museum am Ostwall, Dortmund, Kunstverein Ulm, Staatsgalerie Stuttgart, Kunsthalle Hamburg, Kunstverein Graz, Museum Kornelimünster, Aachen, Kunstverein Frankfurt und Kunsthalle Baden-Baden.

Der Künstler lebt in Rangsdorf bei Berlin.

Zwei weitere Gemälde von André Butzer sind in der Gruppenausstellung „Carbonic Anhydride“ am temporären Ausstellungsort in den OsramHöfen in Berlin-Wedding vom 28. September bis 11. November 2006 zu sehen.

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André Butzer
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Zimmerstraße 90/91