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Eröffnung: Freitag, 5. September 2008, 18.00 - 20.00 Uhr

André Butzer, Jahrgang 1973, gehört zu jenen international bekannten KünstlerInnen der jüngeren Generation in Deutschland, die nahezu ausschließlich im Medium der Malerei arbeiten.

Seit dem Ende der 1990er Jahre inszeniert Butzer in farbkräftigen Kompositionen gleichsam seine eigene Massenkultur, indem er ein Set an selbst kreierten Figurentypen und Charakteren zu den Protagonisten seiner Bildserien macht. In impulsiver Pinselschrift und durch den expressiven Umgang mit Form und Farbe in Szene gesetzt, lassen die zum Teil grotesken Wesen mit ihren Kulleraugen, Micky-Mouse-Händen und Stapffüßchen nur mehr bedingt auf ihre verschiedenen Vorlagen – von Walt-Disney-Comics bis hin zu nationalsozialistischen Emblemen – schließen. Es handelt sich um Friedens-Siemense, H-Menschen und Schande-Menschen, die an den fiktiven Orten Annaheim (Deutschkalifornien; in Anlehnung an Disneyland in Anaheim) und Nasaheim (Weltall) leben. Die welt- und gesellschaftspolitische Dimension ist in den zahlreichen Anspielungen der vom Künstler stammenden Wortschöpfungen und Sprachkreationen unverkennbar: von Disneyland bis hin zu Siemens als Signets amerikanischer Unterhaltungsindustrie und deutscher Wirtschaftsmacht, sind den Charakteren die Zeichen des Konsums und der Wirtschaft, der Kulturindustrie, der Gesellschaftshierarchie und der Geschichte unmissverständlich eingeschrieben.

In seiner dritten Einzelausstellung in der Galerie Bernd Kugler präsentiert André Butzer fünf neue, großformatige Ölgemälde. Neben zwei unverkennbaren Arbeiten mit blondschopfigen Vertreterinnen aus dem wohlbekannten Kosmos, ist eine (sogenannte) abstrakte Werkserie zu sehen, die - vor allem im Rückblick auf die 2006 in Innsbruck gezeigten monochromen Gemälde – überrascht. Hatte sich damals die farbenfrohe, bukolische Welt samt ihrer Figuren in einer dunklen, rätselhaft strukturierten Farbmasse aufgelöst, so lichtet sich die Bildoberfläche nun wieder. Bunte Linien durchziehen - an Rinnsalen verdünnter Farbe, Klecksen und Spuren vorbei - die Gebirge der pastos gemalten Grautöne und formieren sich da und dort zu Linienknäueln, geometrischen Grundformen oder kabelartigen Strukturen.

In der Gegenüberstellung der Werke dokumentiert die Ausstellung, dass der erneute Schritt weg von der Figuration hin zur Abstraktion, allerdings nur scheinbar ein Bruch ist, der das Œuvre des Künstlers weder zerreißt noch in Frage stellt.

Mit dem Verzicht auf seine Charaktere verschiebt André Butzer das Gewicht lediglich auf eine betonte Präsenz von Malerei und macht deutlich, dass es ihm um malereiinterne Fragen geht. Die strikte Trennung zwischen figurativ und abstrakt erscheint vor diesem Hintergrund eigentlich obsolet und trifft den Kern der Sache nicht, denn – so André Butzer - "[…] ohne die als seriell gedachte Figurenwelt, die der realen seriellen Welt trotzdem Widerstand leistet, hätte wohl auch kein abstraktes Bild entstehen können. Die sogenannten abstrakten und die sogenannten figurativen Bilder sind für mich nur möglich geworden, weil sie jeweils voneinander wissen und sich gegenseitig legitimiert haben." Und als ob es diese Legitimation zu bekräftigen gelte, taucht irgendwo im Liniengewirr plötzlich eines der bekannten Gesichter auf.