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Eröffnung: 31.10.2008, 19 Uhr

Andrea Hanak (*1969 in Wolfratshausen) ist zwar eine genuine, äußerst eigenständige und virtuose Malerin, die aber darüber hinaus immer wieder mit großer installativer/skulpturaler Sicherheit schlüssige Raumsituationen geschaffen hat, die das mit Schönheit gesättigte Verstörende und Abgründige ihrer Bilder in einen größeren erzählerischen Kontext betten. Waren dies in "Undine renoviert" (Galerie Royal, 2002) und bei den "Favoriten" (Lenbachhaus Kunstbau, 2005) noch Andeutungen ärmlicher und beschränkter Wohnambientes, ist es in ihrer aktuellen Ausstellung eher eine Art von seltsam danebengegangener Hotellobby, eine reduzierte und entrückte Traumversion von missglücktem Glamourstreben. Diese gibt einen inspirierenden und beziehungssatten Rahmen ab für die Arbeiten aus der Serie "Das Wesen der Kunst" sowie für die Malereien auf Aluminiumfolie, die während und seit Andrea Hanaks Florenzaufenthalt als Trägerin des renommierten Villa-Romana-Preises (2006) entstanden sind. "Die intensive Auseinandersetzung mit dem reichen Erbe religiöser und religiös beeinflusster Kunst, mit der Ästhetik und der Prunkentfaltung der zahllosen florentinischen Sakralbauten aus Renaissance und Barock, mit ihrem verschwenderischem Einsatz von Gold und Silber, war der Ansatzpunkt für eine Serie von neuen Arbeiten, die sie auch nach ihrem Aufenthalt dort noch fortgeführt hat. Dabei geht es freilich nicht um ein tatsächliches Anknüpfen an christliche Traditionen, sondern mehr um ein Aufnehmen bestimmter Schwingungen oder Stimmungen, wie sie sich eher in einer Art Gestaltästhetik als in der eigentlichen Ikonographie mitteilen. Oft auf Aluminiumfolie gemalt bzw. tuschegezeichnet reflektieren Hanaks Bilder den himmelweisenden Glanz der Vor-Bilder, wobei sie aber – gut katholisch – Hölle und Teufel stets mitzudenken scheinen. Der glänzend-edle Schein, der aus der Distanz noch an barocke Spiegelmalerei erinnern mag (oder gar an Ghibertis Paradiestür am Baptisterium des Florentiner Doms), verdankt sich, aus der Nähe betrachtet, einem trivialen Haushaltsmaterial. Und der ganze weihevolle, überhöhte Anstrich kippt bei längerer Betrachtung ebenso, wenn etwa die schwarze Tusche bedrohliche Anmutungen von Ruß- und Brandflecken entwickelt und wenn die Materialien und der Bildgrund so offensichtlich maltraitiert wurden, wie es hier der Fall ist. Das macht überhaupt die Qualität von Andrea Hanaks Malerei aus: dass alle verführerischen Momente von Schönheit und Sinnlichkeit immer gebrochene sind, die dem Betrachter genauso gut und nachhaltig im Halse stecken bleiben können. Wenn in den Bildern dann noch übermalte und collagierte Versatzstücke aus massenkulturellen, industriellen Bilderwelten auftauchen (die, ganz ortsbezüglich, aus italienischen Zeitungen der 60er Jahre stammen), eröffnet sich eine weitere Schattierung von Düsternis: Erinnerungen an Doppelgänger und künstliche Menschen werden wach, an Spiegel als Türen, und an das ganze Schattenreich der abgründigsten deutschen Romantik." (Peter T. Lenhart: Dunkler Glanz. In: VILLA ROMANA. Hrsg.: Villa Romana/Florenz. Nürnberg: Verlag für moderne Kunst 2007. (ISBN: 978-3940748-21-8))

Andrea Hanak / Ausstellungen (Auswahl)

Revue, Galerie Royal, Munchen (2008) Auch das Unnaturlichste ist die Natur, Galerie Michael Neff, Köln (2007) Stereoskop Fanfare (mit Silke Markefka), Galerie Royal, Munchen (2006) Palette, Greenberg Van Doren Gallery, New York (2006) Nacht und Wald, Galerie Royal, Munchen (2006) Andrea Hanak, Sies+Höke Galerie, Dusseldorf (2006) 17. Bundeswettbewerb, Kunst- und Ausstellungshalle Bonn (2005) FAVORITEN, Lenbachhaus, Munchen (2005) Undine renoviert, Galerie Royal, Munchen (2002) Villa Romana Preisträgerin 2006

http://www.andrea-hanak.de

Die Galerie Royal wurde im Frühjahr 2002 als nichtkommerzieller Projektraum gegründet, auf dem heruntergekommenen Gelände einer ehemaligen Papierfabrik im Stadtteil Pasing - ein Ort mit durchaus morbidem Charme und für eine wohlhabende Stadt wie München eher außergewöhnlich. Dennoch wurde die Galerie bald zu einem Brennpunkt der zunehmend lebendiger werdenden jungen Münchner Kunstszene und gleichzeitig Teil eines größeren Netzwerks von unabhängigen Ausstellungsräumen und “artist run spaces”, welches eine zentrale Rolle spielen sollte bei der Überwindung jener langjährigen Fadesse, die München beinahe von der zeitgenössischen Kunstlandkarte geworfen hätte.

Mit dem Konzept, meistens zwei oder mehr Künstler in dialogischen Gemeinschaftsausstellungen zu zeigen, oft mit starkem Ortsbezug und einer Tendenz zum Räumlich-Installativen, entwickelte die Galerie Royal schnell ein eigenständiges und unverwechselbares kuratorisches Profil. Dazu bildete sich im Lauf der Zeit ein fester Stamm von jungen, wegweisenden KünstlerInnen heraus, die auch eine langfristige Zusammenarbeit mit der Galerie anstrebten. Neben dem vielgelobten Fokus auf die aktuelle Münchner Kunstszene präsentierte die Galerie von Anfang an auch regelmäßig KünstlerInnen aus anderen deutschen Städten und aus dem Ausland (Österreich, Schweiz, Frankreich, Niederlande, Belgien, Australien). Ende 2005 unternahm die Galerie nach fast dreißig Ausstellungen und Projekten in der Peripherie einen weiteren Schritt vorwärts und übersiedelte nach Schwabing/Maxvorstadt, ins sogenannte Pinakothekenviertel, Münchens neuen, zentralen Ballungsraum für Museen und zeitgenössische Kunstgalerien. Hier setzt die Galerie Royal seitdem ihr erfolgreiches Ausstellungsprogramm als professionell und kommerziell betriebene Galerie für zeitgenössische Kunst fort. Von der Galerie vertretene KünstlerInnen nehmen regelmäßig an Ausstellungen in renommierten Museen, Galerien und anderen Ausstellungsräumen im In- und Ausland teil. Arbeiten von Künstlern der Galerie sind in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.

KünstlerInnen der Galerie: Florian Balze, Stefan Conrady, Katharina Daxenberger, Heike Döscher, Fanny Geisler, Andrea Hanak, Heribert Heindl, Monika Kapfer, Barbara Kussinger, Erika Krause, Silke Markefka, Stefan Meier, Ursula Paletta, Cora Piantoni, Esther Rutenfranz, Barbara Spaett, Valio Tchenkov, Stefanie Trojan, Carolina Wolf.