press release only in german

Der Fotograf Andreas Feininger (1906-1999), Sohn des berühmten Malers Lyonel Feininger ist vor allem durch seine großartigen Bilder aus dem New York der 1940er und 1950er Jahre bekannt. Diese beeindruckenden Aufnahmen einer pulsierenden Metropole hatte der Künstler im Auftrag der Zeitschrift „Life“ in der Zeit von 1943 bis 1962 gemacht.

Feiningers fotografisches Werk ist jedoch sehr viel umfassender, als gemeinhin bekannt, weshalb die im Museum Moderner Kunst gezeigte Retrospektive etliche neue Facetten im Werk des Fotokünstlers aufzeigt.

Am Bauhaus in Weimar, wo auch sein Vater als Lehrer tätig war, absolvierte Andreas Feininger zu Beginn der zwanziger Jahre eine Ausbildung zum Kunsttischler. Im Anschluss daran studierte er Architektur in Weimar und Zerbst. In dieser Zeit entwickelte sich sein Interesse für Fotografie. Er beschäftigte sich zunächst mit den technischen Aspekten der Fotografie und experimentierte mit verschiedenen Techniken. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er als Architekt in Hamburg und für kurze Zeit in Paris bei Le Corbusier. 1933 ging er nach Stockholm und konzentrierte sich zunehmend auf die Fotografie. Sehr bald machte Feininger sich einen Namen als Architekturfotograf. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs emigrierte Feininger nach New York.

Andreas Feiningers Werk ist von zwei großen Themenkomplexen bestimmt: Stadtansichten und Naturmotive. Während seine frühen Aktfotografien sich an Arbeiten eines Herbert List zu orientieren scheinen, stellen die Naturaufnahmen, die „Porträts“ von Pflanzen, Feininger in eine Reihe mit den wegweisenden Arbeiten eines Karl Blossfeldt. Die Detailaufnahmen von Insekten, Blumen oder Muscheln verleihen den in der Natur vorgefundenen Formen einen fast skulpturalen Charakter. In der amerikanischen Emigration fand der technikbegeisterte Feininger zu einem unverwechselbaren Stil, mit dem er die kulturelle Vielfalt der Großstädte ebenso einfing, wie er Wolkenkratzern, Ölbohrtürmen oder Verkehrsmitteln eine eigene Ästhetik verlieh.

Nach seinem Ausscheiden aus der Redaktion der Zeitschrift LIFE 1962 veröffentlichte Andreas Feininger etliche Standardwerke zur Fotografie, die ihm einen bis heute nachwirkenden Ruf als Theoretiker der Fotokunst einbrachten.

Das in dieser Fülle selten vorgestellte Werk Feiningers setzt die Reihe bedeutender Fotoausstellungen von Barbara Klemm, Inge Morath, Erich Lessing und anderen im Museum Moderner Kunst fort. Gezeigt werden ca. 100 schwarzweiss Fotografien, darunter etliche Vintage-Prints und vom Künstler autorisierte, zu Ausstellungszwecken vergrößerte Aufnahmen, ferner Original-Ausgaben der Zeitschrift LIFE und alte Leica- und Rolleiflex-Kameras, die Feininger bevorzugt benutzte.

Kuratiert wurde die Ausstellung von den Andreas Feininger Archiven, Tübingen